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Gesundheit Mehr Tuberkulosefälle durch Zuwanderer

Durch erkrankte Flüchtlinge ist die Zahl der Tuberkulosefälle in Sachsen-Anhalt gestiegen. 2017 wurden bislang 7 Fälle registriert.

Von Alexander Walter 27.01.2017, 00:01

Magdeburg l Zwischen 2014 und 2015 ist die Anzahl von 119 auf 184 oder um 55 Prozent angestiegen. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine kleine Anfrage des AfD-Landtagsabgeordneten Oliver Kirchner hervor. Im vergangenen Jahr nahm die Zahl der gemeldeten Fälle laut Sozialministerium allerdings wieder um 14 Prozent auf 158 Fälle ab.

Von den 158 gezählten Erkrankten im Jahr 2016 wurden 98 (62 Prozent) im Ausland geboren. Diese kamen vor allem aus Indien (17), Somalia (14), Afghanistan (11) und Niger (6). Von den Betroffenen waren 62 Asylbewerber, 50 reisten in den Jahren 2015 und 2016 nach Deutschland ein.

Die erhöhte Zahl Erkrankter unter Flüchtlingen hat laut Sozialministerium mehrere Ursachen: So würden Flüchtlinge bei der Ankunft in Deutschland aktiv auf die Erkrankung untersucht. Dadurch würden wahrscheinlich mehr Fälle identifiziert als in der heimischen Bevölkerung. Darüber hinaus könne die Erkrankung bei der Umverteilung von Flüchtlingen auf andere Kommunen mitunter doppelt erfasst werden.

Eike Hennig, Amtsarzt im Magdeburger Gesundheitsamt, führt vermehrte Tuberkulose-Ausbrüche unter Asylbewerbern auch auf hohe Belastungen während der Flucht zurück. „Die Tuberkulose ist eine Erkrankung von Menschen mit geschwächtem Immunsystem“, sagt Hennig. Die Strapazen der Flucht über Meer und Landwege sowie die Unterbringung in engen Massenunterkünften würden den Ausbruch der Erkrankung und damit die Ausbreitung begünstigen.

Die Gefahr für Nichterkrankte, sich im öffentlichen Raum – wie Schulen, Konzertsälen oder Straßenbahnen – anzustecken, ist nach Einschätzung der Behörden gering.

Die Ansteckung erfolgt über Tröpfchen, jedoch nicht so schnell wie bei anderen durch die Luft übertragbaren Krankheiten. Begünstigender Faktor sei eine dauerhafte Nähe über mehrere Stunden zu Infizierten, wie sie etwa in Familien vorkomme, sagt Amtsarzt Eike Hennig.

Die Tuberkulose ist in Deutschland eher selten. In Sachsen-Anhalt zählten die Behörden zwischen 2011 und 2014 jeweils zwischen 100 und 120 Fälle. In der deutschen Bevölkerung sind die Betroffenen meist älter als 49 Jahre, Männer erkranken dabei häufiger als Frauen. Husten ist zwar das Leitsymptom der Erkrankung. Typisch für die Tuberkulose seien daneben aber unspezifische Symptome wie Nachtschweiß und Gewichtsverlust über einen längeren Zeitraum, sagt Maja Henning, Fachärztin in der Lungenklinik Lostau. Patienten, die Symptome bei sich beobachten, sollten den Hausarzt aufsuchen. Für die Tuberkulose besteht in Deutschland Meldepflicht. Während die Krankheit hierzulande mit sogenannten Antituberkulotika gut behandelbar ist, führt sie weltweit die Liste der tödlichen Infektionskrankheiten an. 2014 starben laut Weltgesundheitsorganisation WHO 1,5 Millionen Menschen an den Folgen der Tuberkulose.