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Getötete Chinesin Dessauer Revierleiter von Dienst befreit

Nach dem Tod einer Chinesin in Dessau gerät die Polizisten-Familie des Tatverdächtigen in den Fokus. Der Innenminister zieht Konsequenzen.

06.06.2016, 17:43

Magdeburg (dpa) l Nach dem brutalen Tod einer chinesischen Studentin in Dessau-Roßlau gibt es wieder neue Wendungen: Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) hat dem Leiter des Dessauer Polizeireviers mit sofortiger Wirkung die Ausübung der Dienstgeschäfte untersagt. Der Beamte und Stiefvater des Tatverdächtigen im Fall der getöteten Studentin sei dem moralischen Anspruch an Führungspersonal innerhalb der Polizei nicht mehr gerecht geworden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Montag in Magdeburg. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.

Die "Mitteldeutsche Zeitung" schrieb, der Revierleiter und seine Frau hätten am Freitag – am Tag nach der Trauerfeier für die brutal Getötete – ein Gartenlokal wiedereröffnet und gefeiert. "Der Revierleiter wird damit dem moralischen Anspruch und der Vorbildfunktion als Führungskraft in der Polizei nicht gerecht", sagte Stahlknecht der Zeitung. Der Minister hat seinem Sprecher zufolge auch aus Fürsorgepflicht für die gesamte Polizei im Land gehandelt – sie solle nicht wegen des vermeidbaren Verhaltens eines Einzelnen in die Kritik geraten. Ziel sei die Versetzung des Beamten.

Unterdessen prüft die Staatsanwaltschaft Magdeburg Vorwürfe gegen die Eltern des Tatverdächtigen. "Es wurde ein Vorprüfungsverfahren gegen sie eingeleitet", sagte der Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg, Klaus Tewes, am Montag. Die Staatsanwaltschaft untersucht, ob es "tatsächliche Anhaltspunkte" dafür gibt, dass Mutter und Stiefvater des 20-Jährigen in die Mordermittlungen eingegriffen haben.

Derzeit laufen die Ermittlungen zur brutalen Tötung der chinesischen Studentin in Dessau-Roßlau. Der 20 Jahre alte Polizistensohn und seine gleichaltrige Partnerin sitzen wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft. Die Leiche der Architekturstudentin wurde Mitte Mai in Dessau-Roßlau entstellt in einem Gebüsch entdeckt. Die Tat soll sexuelle Hintergründe haben.