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Grüne Woche Bockwurst und Whiskey aus Sachsen-Anhalt

85 Aussteller aus der Region, mit ihren Spezialitäten, stehen beim Sachsen-Anhalt-Tag auf der Grünen Woche in Berlin im Mittelpunkt.

Von Madlen Bestehorn 23.01.2018, 00:01

Berlin l Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) eröffnete am Montag auf der Grünen Woche, der weltweit größten Agrar- und Ernährungsmesse in Berlin, den Sachsen-Anhalt-Tag. Er besuchte Stände und probierte dabei etwa Whiskey aus dem Salzatal, Altmärker Räucherwurst oder Harzer „Fichteln“ vom Quedlinburger Torsten Höher. Die „Fichteln“ bezeichnen Harzer Bratwürstchen, die mit Fichtennadeln verfeinert wurden. Das vom gleichen Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Harzer Likörfabrik in Gernrode entwickelte „Fichtelbier“ soll am Mittwoch mit dem Qualitätssiegel „Typisch Harz“ ausgezeichnet werden. Überreicht wird das Siegel vom Harzer Tourismusverband.

Neben diesen Produkten werden rund 1500 weitere Erzeugnisse aus der Region angeboten. Abtshof Magdeburg oder die Sudenburger Brauerei ließen alkoholhaltige Getränke verkosten, eine als Brockenhexe verkleidete Verkäuferin aus dem Harz bot heiße Bockwürste an. Insgesamt nutzen die Lebensmittelproduzenten die Grüne Woche, um sich und ihre Produkte zu zeigen und damit für Messebesucher sowie Fachleute noch attraktiver zu werden.

Zum zweiten Mal hat der Edeka-Verbund den „Bio-Regionalpreis“ ausgelobt. Am Vormittag überreichten den Preis Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) und Edeka-Geschäftsführer Hans-Ulrich Schlender an die drei Gewinner: der Konditorei Stehwien aus Tangermünde für die Magdeburger Schokolade No.1, dem Entwicklungsbüro für ökologischen Landbau und Innovation UG aus Lindenberg (Landkreis Stendal) für ihren Hanf-Erdbeer-Tee sowie der Wikana-Keks und Nahrungsmittel GmbH (Landkreis Wittenberg) für ihre Kokos- bzw. Quinoakekse mit Schokostückchen.

Mit Gewinn des Preises eröffnet sich für die drei regionalen Unternehmen die Möglichkeit, in Edeka-Centern deutschlandweit gelistet zu werden. Den rund 30 Bewerbern für den „Bio-Regionalpreis 2018“ war gemein, dass sie alle bestimmte Kriterien erfüllen mussten: Zum Wettbewerb zugelassen waren ausschließlich neue oder weiterentwickelte Bio-Produkte, die im Land Sachsen-Anhalt produziert werden und bio-zertifiziert sind.

Produkte aus der Region anzubieten, dürfte den Unternehmen neben dem Edeka-Preis auch mehr Kundschaft bescheren, denn laut einer aktuellen Gfk-Studie legen 37 Prozent der Befragten aus Deutschland Wert auf regionale Produkte. Zudem sei 43 Prozent wichtig, keine gentechnisch veränderten Lebensmittel zu konsumieren.

Die Konditorei Stehwien, 1899 als „Jewenitzer Landbäckerei“ von Wilhelm Stehwien gegründet, bekam die Auszeichnung für ihre vegane Bio-Schokolade unter dem Namen „Magdeburger Schokolade No. 1“. Mit 60 Prozent Kakaoanteil und dem Magdeburger Reiter auf der Verpackung konnte Konditorei-Geschäftsführer Olaf Stehwien die Jury überzeugen.

Das Credo für seine Bio-Schokolade lautet, nur drei Zutaten zu verwenden: Kakaopulver, Kakaobutter und Kokusblütenzucker. Olaf Stehwien erklärt: „Kakao an sich ist sehr gesund und wir verzichten auf Kristallzucker und tierische Fette, die in anderen Schokoladen enthalten sind.“

Bevor die Produktion der Bio-Schokolade beginnen kann, misst Mitarbeiter Andy Hauer die Feuchtigkeit der Rohstoffe - sie muss unter einem Prozent liegen. Erst dann werden die drei Zutaten in einer Kugelmühle vermahlen, was für einen besonderen Schmelz sorgt. Nach der Vermahlung wird die Schokolade in einem Speicherbehälter temperiert und in Form gegossen.

Bei drei Euro liegt die Preisempfehlung für 70 Gramm Schokolade, eingepackt in Papier statt Plastik, um den Bio-Gedanken zu unterstützen. 15 Monate hält sich die Schokolade nach der Produktion. Gefragt nach der Motivation, sich für den Preis zu bewerben, antwortet Olaf Stehwien: „Wir haben zwar einen regionalen Fokus, brauchen uns aber mit unseren Produkten nicht zu verstecken und wollten die Leute daran teilhaben lassen.“

Mit dem Bio-Regionalpreis in der Tasche könne künftig mehr Schokolade geliefert und an immer neuen Sorten getüftelt werden. „Ich habe viele Ideen, die ich gemeinsam mit meinem Team weiterentwickle – und auch probiere“, erzählt der Geschäftsführer, der sich aber lieber als Teil seines Unternehmensteams versteht. Auch eine Hanf-Schokolade zähle mittlerweile zum Sortiment, so Stehwien.

Der zweite Gewinner aus Sachsen-Anhalt, das Entwicklungsbüro für ökologischen Landbau und Innovation UG, stammt aus Lindenberg im Landkreis Stendal. 2016 begann das Unternehmen mit dem Hanfanbau und produziert seitdem auch Hanftee in kleinen Mengen. Mit dem Hanf-Erdbeer-Tee gelang in diesem Jahr der Gewinn vom „Bio-Regionalpreis“.

Anders als manche Kunden erwarten, so Marius Wöllner, handele es sich bei dem von ihm angebauten Hanf um die legale Nutzform. Statt berauschend zu wirken, sei diese Hanfvariante sehr gesund, denn sie enthält viele Omega-3-Fettsäuren. Wie Wöllners Mutter Gudrun hinzufügt, helfe Hanftee auch, wenn man tief und erholt schlafen oder konzentriert arbeiten wolle.

Die Preisempfehlung für die 25-Gramm-Packung liegt bei knapp vier Euro. Die kleinen Verpackungen werden bewusst als Probierversion angeboten, damit sich der Kunde an den Geschmack herantasten könne, erklärt Wöllners Lebensgefährtin Sonja Beutel, die ebenfalls im Familienbetrieb mitarbeitet.

Auf einer Fläche von 30 Hektar bauen Wöllners das Hanf an. Die Herausforderung bei der Ernte der Hanfpflanzen sei, erklärt Marius Wöllner, nur die oberen, zarten Blätter zu ernten und diese nicht zu stark zu quetschen. Außerdem müssten die Blätter im Anschluss genügend Zeit zum Trocknen haben.

Der Hanftee entsteht nur aus den geernteten Blättern. Die Samen der Hanfpflanze werden als Ganzes geschält oder zu Hanfmehl verarbeitet verkauft. Sieben Teevarianten haben Marius Wöllner und seine Familie bereits unter der Marke „darumBio“ auf den Markt gebracht, neue Sommersorten sind bereits in Planung.

Für das laufende Jahr plant das Unternehmen, einen sogenannten „IP Garten“ anzubieten, in dem Schulen und Kindergärten ihr eigenes Gemüse anbauen lassen, dessen Wachstum per Kamera verfolgen können.