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Hochschulreform An der Fachhochschule zum Doktor

Dr. (FH)? In Sachsen-Anhalt könnten bald auch außerhalb von Universitäten Promotionen möglich sein.

Von Jörn Wegner 28.12.2016, 00:01

Magdeburg l Wer sich promovieren lassen will, kommt an Universitäten nicht vorbei. Bislang, denn im Oktober wurde der Hochschule Fulda als erster und bisher einziger Einrichtung ihrer Art das Promotionsrecht verliehen. Andere Fachhochschulen fordern nun ebenfalls, den Doktorgrad vergeben zu dürfen.

Das Beispiel aus Hessen hat auch in Sachsen-Anhalt eine Debatte um das Promotionsrecht für Fachhochschulen ausgelöst. Die Novelle des Landeshochschulgesetzes, die laut Koalitionsvertrag bis Mitte der Legislaturperiode vorliegen soll, böte Raum für Reformen.

Dabei gebe es „durchaus fähige Wissenschaftler an den Fachhochschulen, die eine Promotion begleiten können“, sagt Wissenschaftsminister Armin Willingmann (SPD), vor Monaten noch selbst Rektor der Hochschule Harz. „Wir müssen Leute finden, die hier auch wissenschaftlich arbeiten wollen.“ Es gehe darum, den Weg zur Promotion zu sichern und für wissenschaftlichen Nachwuchs im Land zu sorgen. Das sei für Sachsen-Anhalt auch von wirtschaftlicher Bedeutung.

Vier Modelle stellt Willingmann vor: Das Promotionsrecht könnte generell auf Nicht-Universitäten übertragen werden, also auch auf Forschungseinrichtungen. Im zweiten Fall würden Fachhochschulen und Universitäten gemeinsame Promotionskollegs bilden, im dritten kooptieren Universitäten FH-Professoren. Diese hätten dann über die kooptierende Fakultät das Promotionsrecht. Die vierte Möglichkeit wäre der Zusammenschluss von Fachhochschulen zu einem Forschungsverbund mit Promotionsrecht.

Willingmann möchte alle Varianten diskutieren, schränkt aber schon ein: „Ich bin kein Verfechter des uneingeschränkten Promotionsrechts für Fachhochschulen.“ Aber alle Modelle mit engerer Kooperation seien gangbar.

Charis Czichy bereitet sich gerade an der Hochschule Magdeburg-Stendal auf die Promotion vor. Im Fach Maschinenbau beschäftigt sie sich mit der Oberflächenbearbeitung von Werkstücken. An der FH forscht die Doktorandin, an der Universität Magdeburg arbeitet ihr Doktorvater. Ohne die Uni-Immatrikulation hätte sie kein Stipendium bekommen, sagt die junge Frau. Der Umweg über die Universität bringe vor allem mehr Bürokratie und Aufwand. „An der Uni muss ich mich jedes Mal neu vorstellen. An der Fachhochschule ist es unkomplizierter, die Hierarchien sind flacher.“ Regelmäßig nimmt die Doktorandin am Kolloquium der Universität teil, von ihren Mitstudenten werde sie dort gleichberechtigt behandelt. Die fachliche Betreuung findet trotzdem hauptsächlich an der Hochschule Magdeburg-Stendal statt.

Für die Absolventen gestalte sich der Weg zur Promotion derzeit steinig, sagt Anne Lequy, Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal. Die Fachhochschulen würden aber nur das Promotionsrecht für forschungsstarke FH-Professoren fordern. „Das Modell der kooperativen Promotionen mit Universitäten funktioniert leider noch nicht überall gut“, so die Professorin.

Der Deutsche Hochschulverband lehnt das Promotionsrecht für Fachhochschulen ab. Er fürchtet eine Nivellierung der Hochschullandschaft und damit den Verlust der herausgehobenen Position der Universitäten. Eine Stellungnahme des Landeshochschulverbands war nicht zu erhalten.