1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Kassen-Impfung gegen Grippe oft unwirksam

Impfstoffe Kassen-Impfung gegen Grippe oft unwirksam

Die Grippewelle rollt auch auf Sachsen-Anhalt zu. Der aktuelle Dreifach-Impfstoff zeigt allerdings Schwächen.

Von Alexander Walter 17.01.2018, 00:01

Magdeburg l Die Grippe-Welle 2018 rollt auf Sachsen-Anhalt zu. 105 Fälle zählten Gesundheitsämter und Kindertagesstätten allein in der vergangenen Woche. Tausende Patienten haben sich impfen lassen. Allerdings: Der von den Krankenkassen übernommene Dreifachimpfstoff beugt nur bedingt vor. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden 60 Prozent der bislang gemeldeten Grippefälle von Viren verursacht, die nicht in der von den Kassen übernommenen Dreifach-Kombination (mit zwei Viren des Typs A und einem des Typs B) enthalten sind.

Mit einer Vierfachimpfung steht ein deutlich besserer Schutz zwar schon seit 2014 zur Verfügung – er enthält einen weiteren Stamm B-Viren. Im Normalfall ist die Impfung aber nur für Privatpatienten und Beamte kostenlos. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) werden für eine Dosis 23 Euro fällig.

Uwe Gerd Liebert, Chef des Instituts für Virologie an der Uni Leipzig, hält das für untragbar: „Es ist ärgerlich und überhaupt nicht hinzunehmen, dass die Krankenkassen die Vierfachimpfung noch nicht übernommen haben“, sagt er. Bereits in der Saison 2015/16 war jede zweite Grippe-Erkrankung auf den B-Virus-Stamm zurückzuführen, der nur durch die Viererkombination abgedeckt wird.

Im November haben die zuständigen Experten der Ständigen Impfkommission (Stiko) reagiert und den Kassen die Übernahme der Kosten für die Vierfachimpfung empfohlen. Die aber kommt frühestens im Herbst. Der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Krankenhäusern entscheidet laut KV erst im März über die Neuregelung. Die Krankenkassen haben sich zudem gegenüber den Pharma-Firmen vertraglich bis Juni 2019 zur Abnahme des Dreifach-Wirkstoffs verpflichtet.

Die Dreifach-Kombination ist nicht prinzipiell unwirksam. Knapp die Hälfe der aktuellen Erreger wehrt sie laut RKI recht gut ab. Patienten, die bereits eine Impfung mit dem Wirkstoff bekommen haben, müssen sich dann auch nicht generell neu impfen lassen. Hochrisikopatienten – etwa mit chronischen Erkrankungen – sollten mit ihrem Arzt aber über eine zweite Impfung sprechen.

Der Verlauf einer Grippe hängt laut Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) nicht vom Virus-Stamm ab. Allerdings erkranken Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren häufiger an Influenza mit B-Viren, alte Menschen verstärkt an Grippe mit A-Viren. Im vergangenen Jahr hatte eine schwere Grippe-Welle überwiegend mit A-Viren Sachsen-Anhalt überrollt. 22 Menschen starben an den Folgen. Seit Beginn der Grippe-Saison 2017/18 zählte das LAV 195 Krankheitsfälle. Aktuelle Schwerpunkte liegen in Halle (31 Fälle), dem Saalekreis (26) und Anhalt-Bitterfeld (11).