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Insolvenz Cochstedt macht den Abflug

Die Wiederaufnahme des Flugbetriebs in Cochstedt rückt in weite Ferne. Der Insolvenzverwalter hat den 50 Beschäftigten gekündigt.

Von Anne Toss 07.10.2016, 01:01

Cochstedt l Der Insolvenzverwalter des Verkehrsflughafens Magdeburg-Cochstedt, AndéLöfler, hat den letzten noch verbliebenen 50 Mitarbeitern der Betreibergesellschaft gekündigt. Bisher hatten sie von der Bundesagentur für Arbeit (BA) Insolvenzausfallgeld erhalten. Nun müssen sie sich arbeitslos melden.

Die dänische Betreibergesellschaft des Flughafens hatte Anfang des Jahres zunächst Insolvenz in Eigenverantwortung angemeldet. Geschäftsmann Peter Sølbeck wollte keine weiteren Millionen-Summen in den defizitär arbeitenden Flughafen investieren. Weil sich bis August jedoch kein Investor fand, musste Mitte des Monats mit André Löffler ein Insolvenzverwalter bestellt werden.

Nach Beginn des ordentlichen Insolvenzverfahrens entzog das Landes-verwaltungsamt dem Flughafen die sogenannte Betriebsfreigabe zum 1. September. Die Behörde, die den Betrieb von Flugplätzen überwacht, gab dem Insolvenzverwalter sechs Monate Zeit, ein Konzept zu erarbeiten, wie trotz Insolvenz ein sicherer Flugbetrieb gewährleistet werden kann. Bis dahin dürfe kein Flieger mehr landen oder abheben.

Ein solches Konzept hat Löffler jedoch bis heute nicht beim Verwaltungsamt eingereicht, wie die Behörde auf Volksstimme-Anfrage mitteilte. Dem Insolvenzverwalter blieb insofern wohl kaum eine andere Wahl, als den verbliebenen Mitarbeitern zu kündigen. Löffler selbst war am Donnerstag für die Volksstimme nicht erreichbar. Seine Kanzlei teilte mit, er befinde sich auf Auslandsreise.

Uwe Hädicke, der frühere Flughafen-Chef, bleibt jedoch optimistisch. Löffler sei „im Sinne von Cochstedt“ im Ausland, würde mit möglichen Interessenten für den Flughafen sprechen. Genauere Angaben dazu machte er allerdings nicht. Gegenüber der Volksstimme erklärte er weiter, dass die Mitarbeiter wieder angestellt werden könnten, wenn sich ein neuer Investor finden würde. Dem Insolvenzverwalter läuft allerdings die Zeit davon. Wenn beim Landesverwaltungsamt nicht bis zum 28. Februar 2017 ein Betriebskonzept vorliegt, wird die Behörde der Pleite-Gesellschaft nicht nur die Betriebsfreigabe für den Flugbetrieb, sondern auch die Betriebsgenehmigung für den Flughafen dauerhaft entziehen.

Markus Bauer, Landrat des Salzlandkreises, zeigte sich über die Entwicklungen in Cochstedt bestürzt. Sie sei ein „herber Schlag für die Region“, sagte er der Volksstimme. Bauer plant nun, mit der Arbeitsagentur Gespräche darüber zu führen, wie die Cochstedt-Mitarbeiter wieder in Jobs vermittelt werden könnten.

Ein Desaster ist die Flughafen-Insolvenz auch für die im Gewerbepark angesiedelte Firma X-treme Air, die dort kleine Flugzeuge produziert und zu Testzwecken auf die Landebahn angewiesen ist. Hier stehen nun weitere Jobs akut auf dem Spiel.