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Insolvenz-Experte Pleite-Welle bedroht den Osten

Deutschlands bekanntester Insolvenz-Anwalt sagt ein Unternehmens-Sterben für Sachsen-Anhalt voraus - zumindest in einigen Branchen.

16.12.2018, 23:01

Magdeburg l Sachsen-Anhalts Wirtschaft könnte im kommenden Jahr von einer Pleite-Welle getroffen werden. Insolvenzverwalter Lucas Flöther prognostiziert für 2019 in bestimmten Branchen ein Firmen-Sterben. „Wir spüren schon jetzt, dass es bei den Automobilzulieferern knirscht. Es liegt deshalb nahe, dass es dort im kommenden Jahr zu harten Einschnitten kommen wird“, so Flöther. Dort sei der Abschwung bereits jetzt zu spüren - auch durch den Wandel hin zur Elektromobilität. In der Zulieferindustrie arbeiten derzeit mehr als 23.000 Menschen in Sachsen-Anhalt.

Es gebe bereits eine ganze Reihe Insolvenzanmeldungen, so Flöther. „Das ist auch ein Grund, warum es Sachsen-Anhalt – aber auch andere ostdeutsche Länder – besonders treffen könnte. Wir haben dort viele Autozuliefererbetriebe. Gleichzeitig fehlen oft die über Jahrzehnte gewachsenen Familienbetriebe, die schwächere Phasen besser kompensieren können. Die Struktur ist anders als etwa in Baden-Württemberg“, teilte Flöther der Volksstimme mit. Aber auch im Handel hierzulande sei die Gefahr weiterer Pleiten vorhanden. Flöther ist bundesweit als Insolvenzverwalter bekannt, unter anderem für Air Berlin, Mifa und Mäc Geiz. Seine Kanzlei hat ihren Sitz in Halle.

Flöther sprach allerdings auch von einem „absolut gesunden Prozess“, der regelmäßig zu beobachten sei. So habe es Anfang der 2000er Jahre das Baugewerbe getroffen. „Später ist fast die ganze deutsche Solarindustrie in die Knie gegangen, weil die Module in Deutschland nicht mehr zu auskömmlichen Preisen hergestellt werden konnten“, hatte Flöther der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Aufhalten lasse sich so ein Prozess kaum.

Grund für Schwarzmalerei sieht man im Magdeburger Wirtschaftsministerium aber nicht. „Wir sollten uns hüten, einen Abschwung herbeizureden. Wer in Forschung und Entwicklung investiert und sein Geschäftsmodell immer wieder auf den Prüfstand stellt, bleibt auch in schwierigeren Zeiten wettbewerbsfähig“, so Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) am Sonntag auf Volksstimme-Anfrage.

Berechtigt sei nach Angaben seines Ministeriums aber durchaus der Hinweis, dass sowohl der Handel als auch die Autozuliefererindustrie vor Herausforderungen stehen. Es gebe keine Anhaltspunkte, weshalb sich diese Entwicklungen ausgerechnet 2019 besonders niederschlagen sollten.

Führende Wirtschaftsinstitute wie das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) prognostizieren trotz leichter Abkühlung der Weltkonjunktur auch für das kommende Jahr für Ostdeutschland ein Wirtschaftswachstum von 1,6 Prozent sowie einen weiteren Rückgang der Arbeitslosenquote.

Unseren Kommentar zum Thema finden Sie hier.