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Internetkriminalität Mittelstand im Visier der Cyber-Gangster

Immer mehr Unternehmen werden in Sachsen-Anhalt Opfer von Angriffen aus dem Internet. Weil das Risiko zunimmt, steht das Thema hoch im Kurs.

17.07.2017, 23:01

Magdeburg l Viele Unternehmen im Land nehmen das Thema Cyber-Sicherheit noch immer auf die leichte Schulter. Der Vorsitzende des Verbandes der IT- und Multimedia-Industrie Sachsen-Anhalts, Marco Langhof, sagt der Volksstimme, er erlebe teilweise gravierende Sicherheitsmängel. Als Mitte Mai der Erpressungstrojaner „WannaCry“ weltweit zahlreiche Firmennetzwerke befiel, seien Unternehmen im Land glimpflich davongekommen. „Die Einschläge kommen näher und Sachsen-Anhalts Mittelstand ist schlecht gerüstet“, erklärte Langhof.

Als größte Sicherheitsrisiken nannte Langhof veraltete Infrastruktur und Betriebssysteme, vernachlässigte Wartung und unzureichende Schulung der Mitarbeiter im Umgang mit dem Internet. Die Schäden nach Attacken von Cyber-Gangstern können verheerend sein, wie ein Beispiel aus der Region zeigt. Ein Ingenieur-Büro, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, konnte nach einem Angriff Ende 2016 nicht mehr auf Daten zugreifen. Weil Aufträge nicht weiter bearbeitet werden konnten, bezifferte der Versicherer Allianz den Schaden auf rund 44.000 Euro.

Sachsen-Anhalts Landeskriminalamt warnt vor der wachsenden Gefahr aus dem Netz. Sprecher Andreas von Koß sagte der Volksstimme: „Wie auch bundesweit nehmen in Sachsen-Anhalt Cyber-Attacken gegen Unternehmen zu. Glücklicherweise gelingt dies nicht in jedem Fall, weil sich Firmen eine immer wirksamere Sicherheitsarchitektur zulegen und Angriffe damit erfolglos bleiben.“

Weil bei den Firmenlenkern im Land das Thema Cyber-Sicherheit mehr und mehr zur Chefsache wird, wittert auch die Versicherungswirtschaft ein neues Geschäftsfeld. „Die Nachfrage von Unternehmen aus Sachsen-Anhalt nach Cyber-Versicherungen nimmt zu“, sagt der Chef der Allianz im Bundesland, Markus Fischer. Fast alle großen Versicherer bieten entsprechende Produkte an.

Die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA) verkündeten jüngst, dass sich Unternehmen ab dem kommenden Jahr auch gegen Schäden durch Internet-Kriminelle versichern könnten. „Wir sind überzeugt, dass das ein Massengeschäft werden kann, ähnlich wie die Autoversicherung“, sagte ÖSA-Vorstandsmitglied Rainer Bülow.

Der Arbeitgeberverband im Bundesland rechnet damit, dass ein Großteil der Unternehmen künftig gegen Cyber-Attacken versichert sein wird. „Cyber-Angriffe sind wie Feuer- oder Wasserschäden ein reales Risiko“, sagte Verbands-Präsident Klemens Gutmann. Gelingt es den Internet-Gangster trotz aller Schutzmaßnahmen in das System von Firmen zu gelangen, könnten die Folgen kleine Mittelständler in Bedrängnis bringen: Den größten deutschen Versicherer Allianz kosten Schäden aufgrund von Cyber-Attacken nach eigenen Angaben durchschnittlich etwa 70.000 Euro.