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Interview Gondro: "CDU zu weit links"

In der CDU bildet sich ein Konservativer Kreis. Ihr Kopf ist Ingo Gondro vom Kreisverband Anhalt-Bitterfeld.

12.03.2017, 23:01

Herr Gondro, nicht alle in der CDU finden, dass es einen Konservativen Kreis in ihrer Partei braucht. Warum sehen Sie das anders?

Die CDU ist eine Volkspartei mit vielen Strömungen, von der Jungen Union bis zur Senioren Union ist da alles dabei. Wir glauben, dass ein Konservativer Kreis als neue Strömung notwendig ist. Wir haben festgestellt, dass sich die CDU seit 1990 durch Große Koalitionen und den Versuch, neue Wählerschichten in den Städten zu erreichen, immer stärker nach links entwickelt hat. Unsere Werte sind nicht mehr so gut erkennbar.

Welche Werte sind das für Sie?

Familie zum Beispiel. Innere Sicherheit, Bundeswehr, Wehrpflicht und auch die Frage, wie wir zu unserer Heimat Deutschland stehen. Heutzutage trauen sich ja manche Menschen nicht einmal mehr, deutsches Vaterland zu sagen. Das wollen wir entkrampfen.

Die Koalitionspartner der CDU im Land, SPD und Grüne, würden Sie angesichts dieser Schwerpunkte wohl als rückwärtsgewandt bezeichnen.

Ja, leider wird der Begriff konservativ häufig falsch gedeutet – als verstaubt. Manche behaupten sogar, konservativ sei rechts. Konservativ heißt aber eigentlich: Wir wollen das Feuer weitertragen, nicht die Asche. Das, was sich in der Vergangenheit gut bewährt hat, wollen wir erhalten – sind aber gleichzeitig auch für neue Dinge offen. Doch nicht jede neue Entwicklung ist eine gute.

Zum Beispiel?

Diese ganze Genderdiskussion zum Beispiel, die Frühsexualisierung an den Schulen, das veränderte Familienbild in der Gesellschaft. Die Frage, wie weit die Gleichstellung von gleichgeschlechtlichen Paaren noch getrieben wird, muss dringend diskutiert werden. Da hat sich die CDU unter Angela Merkel zu weit nach links bewegt.

Muss Merkel weg, wie es die AfD fordert?

Nein, aber sie muss ihren politischen Kompass neu ausrichten.

Ein Teil Ihrer Positionen überschneidet sich mit denen der Alternative für Deutschland. Ist eine Zusammenarbeit für Sie denkbar?

Konservative Werte gab es bereits, als die AfD noch nicht existierte. Die Partei ist in Deutschland deshalb so stark geworden, weil sie so vehement auf das Flüchtlingsthema gesetzt hat. Ich sage ganz deutlich: Die AfD kann für uns kein Partner sein, wenn es ihr nicht gelingt, sich von ihrem rechten Rand zu trennen – damit meine ich Personen wie Björn Höcke.

Ein Dementi ist das nicht. In welchen Punkten sehen Sie Unterschiede zur AfD?

Als Konservative in der CDU stehen wir zu unseren westlichen Werten: zur EU, zur Nato, zu Amerika. Die AfD ist gegen Europa, gegen die Nato, für Putin – sie besetzt damit sowohl rechte als auch linke Positionen. Und das zeigt doch: Die AfD ist ein Sammelsurium und zielt nur auf Protest ab. Die Partei hat kein konservatives Programm.

In der Flüchtlingspolitik hat die AfD die Kanzlerin scharf kritisiert. Ihr Kurs ist nun auch in Ihrer Partei umstritten.

Ja, die Tore sind weit aufgemacht worden, tausende Menschen gelangten durch die sogenannte Willkommenskultur in unser Land.

Und dem wollen Sie jetzt die „deutsche Leitkultur“ entgegensetzen?

Ja. Wir sagen: Diejenigen, die in unser Land kommen, die hier mit uns leben wollen, die haben sich der deutschen Leitkultur unterzuordnen und unsere Lebensgewohnheiten zu akzeptieren. Das ist uns Konservativen sehr wichtig. Wir sollten unsere Markenkerne wieder stärken.