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Iran-Reise Ärger um Kopftuch-Fotos

Zwei Landesregierungen müssen sich nach einer Teheran-Reise für Bilder ihrer Mitarbeiterinnen rechtfertigen.

08.06.2016, 23:01

Magdeburg (ms) l Die Iran-Reise einer Wirtschaftsdelegation aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern sorgt im Nachhinein für mediale Aufmerksamkeit. Es geht dabei um eine Broschüre, in der die rund 100 Delegationsmitglieder einzeln vorgestellt werden. Das Heft wurde bei Kontaktbörsen in Teheran an iranische Unternehmer und Politiker verteilt.

Ein Teil der mitgereisten Frauen aus Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern – darunter Ministeriumsangestellte – wird in der Broschüre mit Porträtfotos gezeigt, auf denen sie Kopftücher tragen. Lediglich die Frauen aus Sachsen-Anhalt, eine Ingenieurin aus Mecklenburg-Vorpommern sowie mitgereiste Journalistinnen sind unverschleiert abgebildet worden. „Vorauseilender Gehorsam“ und ein „schwaches Zeichen“ gegenüber einem autoritären Regime sei das, kommentiert die „Münchner Abendzeitung“. Den CDU-Bundestagsabgeordneten Thomas Feist zitiert die „Bild“-Zeitung mit den Worten: „ein Bärendienst für die Frauen im Iran“.

Der sächsischen Staatsregierung ist der Vorgang offenbar sehr unangenehm, sie schob die Verantwortung für die Schleier-Fotos der deutschen Außenhandelskammer (AHK) im Iran zu. Die Kammer habe das Heft erstellt und hätte beabsichtigt, entsprechende Bilder zu nutzen, hieß es.

Das dementiert allerdings die AHK, es habe keine konkreten Vorgaben gegeben. Nach Volksstimme-Recherchen stellt sich die Sachlage so dar: Die Außenhandelskammer hat den deutschen Delegationen lediglich die Empfehlung gegeben, für die Visa-Anträge und für die Delegationsbroschüre Schleier-Fotos zu nutzen, weil es Frauen und Mädchen im Iran rechtlich untersagt ist, in der Öffentlichkeit ohne Kopftuch aufzutreten. Auf ihrer Seite im Internet bildet die AHK Iran ihre eigenen weiblichen Mitarbeiter ebenfalls mit Kopftuch ab. Dennoch konnten die Delegationen selbst entscheiden, ob sie sich an die Empfehlung halten.

Anders als in Sachsen steht die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern weiterhin dazu, Schleier-Fotos genutzt zu haben. Sprecher Andreas Timm sagte am Mittwoch der Volksstimme: „Die Aufregung um die Fotos können wir nicht nachvollziehen. Es gehört dazu, dass eine Wirtschaftsdelegation den Gepflogenheiten eines Landes Respekt zollt.“

Dass Frauen aus Sachsen-Anhalt unverschleiert in der Broschüre abgebildet wurden, beruhte nach Angaben eines Sprechers aus dem Wirtschaftsministerium auf einer technischen Panne. Kurz vor der Reise hätten entsprechende Schleier-Fotos gefehlt, deshalb seien übliche Passbilder an die AHK verschickt worden.