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Schülerband Eine Liebe zur Musik

Wenn im Heimatort nicht viel los ist, gibt es noch eine Lösung: Zusammen Musik machen wie die drei Jungs von Switch Amount aus Mieste.

Von Antonius Wollmann 16.11.2016, 00:01

Mieste l Man tut Mieste, diesem Gardelegener Ortsteil an der Bundesstraße 188, kein Unrecht, wenn man feststellt, dass Attraktionen für junge Menschen dort eher rar gesät sind. Es gibt den obligatorischen Dönerladen und ein Eiscafé. Dazu den alten Kinosaal. Filme werden dort schon lange nicht mehr gezeigt, stattdessen lädt der Betreiber einmal im Monat zur Disko.

Die ist aber auch nur was für Freunde des Mainstreams und harter elektronischer Musik. Wer darauf nicht steht, hat es schwer. Und kann entweder Trübsal blasen oder versuchen, etwas daran zu ändern. So wie Colin Otto (17), Leonhard Thürich (17) und Felix Thürich (18). Sie gründeten im Sommer - die große Ferien waren fast zu Ende – ihre Band Switch Amount.

Am Freitag sitzen die drei in ihrem Proberaum in einer alten Lagerhalle im Miester Zentrum auf einem, alten, durchgesessenen Sofa. „Das haben wir gestern erst reingeräumt. An der Einrichtung müssen mir noch ein wenig arbeiten“, erzählt Colin, der Schlagzeug spielt. Ansonsten stehen außer ihren Instrumenten und den Verstärkern noch zwei Bierkästen im Raum. Eine Ein-Liter-Bierdose haben die Jungs zum Aschenbecher umgewandelt.

Rauchen ist ausdrücklich erlaubt. Schließlich wollen sich die drei Jungs wohlfühlen, wenn sie zwei- bis dreimal pro Woche hier sind, um zu proben. „Manchmal sind auch Freunde von uns zu Besuch. Aber eigentlich soll das nicht Überhand nehmen. Wir wollen uns darauf konzentrieren, Musik zu machen“, sagt der Schlagzeuger. Eine Mischung aus Punkrock und Alternative Rock. Inspiriert von Bands wie Green Day und Nirvana.

Allerdings legen die drei Jungs Wert darauf, dass sie sich an diesen Gruppen lediglich orientieren, sie aber keinesfalls kopieren wollen. „Am Ende stehen unsere Ideen im Mittelpunkt. Nur zu covern, wäre uns ehrlich gesagt viel zu langweilig“, sagt Schlagzeuger Colin. Stilistisch sind Switch Amount daher nicht so leicht in eine Schublade zu stecken.

Doch wer einmal in den Genuss kommt, sie in ihrem Proberaum live zu hören, der merkt sofort: Die Band mag es laut, melodisch und emotional. Leonhards Bass lässt die Luft regelrecht vibrieren. Colin gibt am Schlagzeug ebenfalls alles, haut wie verrückt auf die Trommelfälle ein. Felix hält an der E-Gitarre und mit seinem Gesang alles zusammen. Das klingt bereits erstaunlich harmonisch, obwohl sie erst seid August regelmäßig zusammen proben.

Colin und Felix sind dabei die Keimzelle der Band. Vor etwa einem Jahr lernten sich sie sich kennen. Felix war grade vom Gardelegener Gymnasium auf eine Schule in Wolfsburg gewechselt, sein neuer Kumpel ging schon länger in Niedersachsen aufs Gymnasium. „Wir sind automatisch ins Gespräch gekommen. Wir Altmärker bilden in Wolfsburg ein bisschen unsere eigene Clique. Um Musik ging es dabei am Anfang aber weniger“, erzählt der Gitarrist. Erst im Laufe der Zeit merkten die beiden, dass es musikalisch durchaus passen könnte.

Zumal sie keine Lust mehr hatten, allein vor sich hin zu spielen. „Als Schlagzeuger ist es sowieso sinnlos, nicht in einer Band zu spielen“, sagt Colin. Damit rannte er bei Felix offene Türen ein: „Mit anderen zusammen macht es viel mehr Spaß, als allein in seinem Zimmer mit der Gitarre rumzusitzen. Erst in einer Band entwickelt sich eine richtige Dynamik.“

Nun fehlte nur noch ein Bassist, um die Besetzung komplett zu machen. Und da war Felix‘ Bruder Leonhard zur Stelle. Dass er der bis dahin keinerlei Erfahrung als Musiker hatte, war den anderen beiden egal. Ihnen war etwas anderes wichtig: Dass Leonhard Bock hat, mit ihnen zu jammen und an den Songs zu arbeiten. „Man wächst als Anfänger ziemlich schnell rein, wenn man bereit ist, viel Zeit zu investieren“, sagt der Bassist.

Die Songs entstehen stets während der Proben. Ideen mitbringen darf jeder, dann wird an ihnen gefeilt, bis alle zufrieden sind. Anschließend kümmert sich Felix um die Texte. Die schreibt er auf Englisch, weil „ich mich in dieser Sprache leichter tue, meine Gefühle auszudrücken. Ich denke außerdem, dass deutsche Texte nicht so sehr beim Publikum haften bleiben.“

Obwohl Switch Amount bisher erst einmal auf der Bühne gestanden haben. Beim Soundmob 3.0 im Gardelegener LIW-Saal feierten sie ihre Live-Premiere. „Die Leute fanden es gut, wir waren nicht so richtig zufrieden. Der Sound hat ein wenig Probleme gemacht“, erinnert sich Colin.

Den etwas holprigen Start haben sie abgehakt. „Wir würden gerne noch öfter Konzerte geben, leider haben wir hier nicht so viele Möglichkeiten“, erzählt Leonhard. Im Kinosaal, nur wenige hundert Meter von ihrem Proberaum entfernt, sei ihre Musik nicht gefragt. „Die Betreiber sagen, dass es sich für sie nicht rechnen würde, weil zu wenig Gäste kommen würden“, sagt Sänger Felix.

Richtig überzeugt sind die drei davon nicht. „Wir würden auf eine Menge von unseren Freunden mobilisieren. Ich glaube außerdem, dass es noch genug Leute gibt, die auf Gitarrenmusik abfahren. Das ist doch besser, als diese ganzen DJs, die ihre Laptops aufbauen und sonst nicht viel zu bieten haben“, sagt der Sänger.