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Techno-Revival Bässe, Beats und schräge Vögel

Techno war in den Neunzigern mehr als nur Musik, es war ein Lebensgefühl. Das erlebt jetzt ein Comeback - und mit ihm eine ganze Generation.

22.02.2017, 01:00

Berlin l Oh Schreck, die Neunziger sind zurück! Im Kino läuft "Independence Day", die Jugend spielt "Pokémon" und Musikrichtungen wie Techno und Euro-Dance sind gerade total angesagt. Nein, es nicht nicht 1997. Es ist 2017, und die Neunziger sind präsenter denn je, vor allem musikalisch.

Eurodance und Techno, die prägendsten Musikbewegungen der Neunziger, feiern ihr Revival. Wobei Techno im Gegensatz zum Euro-Dance nie wirklich weg war - sondern nur stiller geworden ist, vor allem seit dem Loveparade-Unglück in Duisburg 2011 mit 21 Toten.

Das soll sich jetzt ändern. Und wie immer, wenn es nicht wirklich was Neues gibt, besinnt man sich auf altbewährte Rezepte, mischt sie mit neuen Tinkturen, rührt und schüttelt kräftig um und hofft auf das Beste. Nicht immer gelingt das Experiment. Beim Euro-Dance zum Beispiel. Ein paar mehr Beats hier, ein neuer Sänger oder eine neue Sängern da - die Protagonisten sind austauschbar. Die Musik auch. Das war sie schon in den Neunzigern. Beim Euro-Dance nichts Neues, möchte man sagen.

Beim Techno ist das anders. Techno war nie weg, nie unwichtig, nie still (nur eben leiser). Techno war schon immer ein Lebensgefühl und ist es bis heute. Music on. World off.

Aber welches Überlebensrezept hat Techno, das dem Euro-Dance fehlt? "Ganz einfach", sagt Love-Parade-Gründer Dr. Motte in einem Volksstimme-Interview. "Wir sind noch die Alten, entwickeln uns mit der Musik, probieren zwar ständig Neues aus, erfinden uns aber nicht neu." Keine neuen Tinkturen, keine Zusatzstoffe, keine austauschbaren Protagonisten - Techno ist sich treu geblieben. Moderner. Neu gemixt. Aber stilecht und vor alem: einzigartig. Denn das, was die sogenannte Rave-Generation der Neunziger geschafft hat, hat es so seitdem nie wieder gegeben:

Keine Musikrichtung hat es so verstanden, Menschen so miteinander zu verbinden wie Techno. Die elektronische Musik verband mit dem Fall der Mauer die Jugend aus Ost und West, kurze Zeit später hat sie die ganze Welt verbunden. 1999 tanzten 1,5 Millionen Raver auf der Loveparade in Berlin. Techno hat die Welt vereint, oder, wie Dr. Motte sagt: "Wir haben etwas geschaffen, was es so im Sinne der Völkerverständigung nicht gegeben hat: Aus vielen Nationen sind die Menschen in Berlin auf die Straße gekommen, um zu tanzen."

Techno erlebt seine Wiederauferstehung, und zwar der Ur-Techno, der aus den Neunzigern, denn die sind ja gerade Trend. Und wie in den Neunzigern feiern die Menschen mit DJs wie Dr. Motte, Westbam, Marusha, Sven Väth, Dune, Kai Tracid usw.

Die DJ-"Oldies" sammeln sich zum nächsten Akt und lassen den Neunziger-Jahre Rave aufleben. Natürlich in Berlin, der Mutter aller Rave-Locations, denn in Berlin hat ja schließlich alles angefangen. Am 11. März lassen Kult-DJs Marusha, Kai Tracid, Dune, Future Breeze oder DJ Quicksilver oder Da Hool die Turntables tanzen und holen all jene wieder auf den Dancefloor, die mittlerweile zwar älter, im Herzen immer noch die Raver von einst sind.

Los geht's um 20 Uhr in der Arena-Halle in Berlin. Es ist das Event für Fans des legendären 90er-Rave, die einfach mal wieder nach guten, alten, bodenständigen Beats die eigene Jugend aufleben lassen wollen.

Und ja, für alle, die partout nicht die Finger vom Euro-Dance lassen können: Hier jagt eine Revival-Party die nächste. Deutschlandweit wird wieder getanzt und gefeiert - als wäre die "Celebration Generation" nie weg gewesen. War sie ja auch nicht. Sie war nur leiser.