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Freiwilligendienst Für ein Jahr nach Laos

Der Schönebecker Moritz Beyer geht für ein Jahr nach Laos. Dort wird er im Rahmen eines Freiwilligendienstes an einer Grundschule arbeiten.

Von Thomas Schäfer 17.08.2016, 06:45

Wieso absolvierst du einen Freiwilligendienst?

Moritz: Ich wollte nach dem Abi einfach mal raus aus diesem theoretischen Schulalltag und auch nicht sofort anfangen zu studieren. Und da habe ich mir überlegt, wie ich mich irgendwie nützlich machen und auch etwas Gutes tun könnte.

Was möchtest du denn studieren?

Entweder Lehramt oder Medizin. So ganz genau weiß ich das noch nicht. Aber es hängt auch ein bisschen vom kommenden Jahr ab, in dem ich in Laos als Lehrer arbeiten werde. Danach wird mir die Entscheidung sicher einfacher fallen.

Moritz, warum ausgerechnet Laos? Das ist am anderen Ende der Welt...

Ursprünglich wollte ich eigentlich nach China, weil mich die asiatische Kultur insgesamt total interessiert. Ich habe dann nach Angeboten gesucht, die aber alle sündhaft teuer waren. Dann bin ich auf ein Programm namens „Weltwärts“ gestoßen, ein entwicklungspolitischer Freiwilligendienst. Das ist ein Projekt vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, das Leute wie mich irgendwohin schickt, die Lust haben, zu helfen. Das wiederum übernehmen unterschiedliche Entsendeorganisationen, in meinem Fall die Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt. Darüber werden verschiedene Einsatzorte angeboten. Zum Beispiel Bolivien, mehrere Länder in Afrika und eben auch Laos. Zuerst hatte ich mich dann für Ghana beworben, weil mich das dortige Projekt sehr interessiert hat. Allerdings wurden dafür nur Mädchen angenommen. Mir wurde dann vorgeschlagen, mich doch für Laos zu bewerben. Das hat nun geklappt, und ich bin sehr froh darüber, weil ich nun doch in den asiatischen Kulturraum kommen werde.

Wird man auf den Einsatzort vorbereitet?

Ja. Ich hatte gerade ein zehntägiges Seminar. Da wurden mir ganz viele Methoden beigebracht und Infos über das Land gegeben, so dass ich mich gut vorbereitet fühle.

Was genau wirst du in Laos machen?

Ich werde an einer Grundschule in Vientiane, der Hauptstadt, arbeiten. Zuerst einmal unterrichte ich dort Englisch. Aber die Stelle ist so offen gestaltet, dass wenn ich merke, dass die Kinder auch gut Musikunterricht brauchen könnten, ich auch das machen könnte. Ich werde einfach schauen, was ich noch machen kann.

Wirst du allein nach Laos fliegen und dort arbeiten?

Nein. Beim Vorbereitungsseminar habe ich schon ein paar Leute kennengelernt, die auch nach Laos gehen. Wir fliegen zu elft und werden dann im Land verteilt. Drei davon bleiben mit mir in der Hauptstadt. Einer davon wird sogar mit mir an der selben Schule arbeiten. Das ist ganz lustig, weil er Max heißt. Wir sind dann Max und Moritz (lacht).

Wo wirst du wohnen?

Das ist noch nicht ganz geklärt. Es ist normaler Weise so, dass man von den Freiwilligen des Vorjahres die Wohnung übernimmt. Allerdings sind Max und ich die ersten, die diese Stelle an der Grundschule übernehmen werden. Daher gibt es für uns noch keine Unterkunft. Aber das wird sich finden, bisher sind immer alle irgendwie untergekommen.

Welche Sprache wird dort überhaupt gesprochen? Wie wirst du dich verständigen?

Laotisch! Laotisch ist eine Sprache, die ähnlich wie Chinesisch mit Schriftzeichen geschrieben wird. Ich habe jetzt schon angefangen zu lernen, und ich finde die Sprache total schön. Man muss einfach nur das Alphabet lernen und Vokabel. Es ist eine ziemlich einfache Sprache. Es gibt zum Beispiel keine Zeitformen und keine Deklinationen. Ich habe kürzlich mit jemandem gesprochen, der da war. Er meinte, dass er nach drei Monaten so gut Laotisch konnte, dass er sich ohne Probleme verständigen und alles machen konnte, einkaufen, verhandeln oder mit Leuten reden und so. Und nach vier Monaten konnte er alle Einheimischen komplett verstehen.

Mal zu den Kosten des Jahres. Bezahlst du dafür, oder erhältst du Lohn für deine Arbeit?

Es ist eine Mischung. 75 Prozent der Kosten übernimmt das Bundesministerium. Die restlichen 25 Prozent soll man dann aber nicht selber tragen, sondern versuchen, sie durch Spenden zu finanzieren. Das sind etwa 150 bis 200 Euro pro Monat, die man durch Spenden zusammenbekommen soll. Vor Ort erhalte ich ein kleines Gehalt. 100 Euro für Verpflegung und 100 Euro für Miete, sodass ich dort leben kann. Ansparen werde ich nichts können.

Du hast eine Freundin. Wie wird das laufen?

Das wird ein Jahr lang eine Fernbeziehung. Wir werden uns Briefe schreiben und skypen. Und sie wird mich auch besuchen kommen.

Skypen? Gibt es in Laos Internet?

Ja. In der Hauptstadt gibt es viele Internetcafés, in die ich gehen kann. Offenes WLAN wohl nicht - aber das kriegen wir hin.

Hast du irgend welche Ängste oder Bedenken?

Richtig Angst nicht. Gerade bei den Krankheiten habe ich so viele Impfungen bekommen, dass ich regelrecht gegen alles immun bin (lacht). Typhus, Hepatitis, Pocken... Cholera und Tollwut habe ich nicht machen lassen, weil ich in der Hauptstadt bin und dort immer sauberes Wasser bekommen werde. Und ich habe auch das Gefühl, dass ich mich nicht von einem tollwütigen Affen beißen lassen werde (lacht). Gegen Malaria kann ich vor Ort Medikamente nehmen, falls es nötig wird - eine Impfung gibt es nicht. Ansonsten wird man bei ernsten Sachen nach Thailand überführt und dort behandelt, da die ärztliche Versorgung in Laos nicht so gut ist. Ein großes Problem wird wohl der Alkohol. Bei jeder Mahlzeit ist es wohl üblich, dass ausgiebig Bier getrunken wird. Auch bei den Lehrern an der Schule beim Mittagessen. Und danach gehen sie angetrunken in den Unterricht. Da müssen wir mal schauen, wie wir das machen.

Auf was freust du dich am meisten?

Auf die Sprache, die Leute, das Land. Spannend finde ich auch die Religion. Ich glaube, 80 Prozent der Leute dort sind buddhistisch. Das ist ja eine sehr offene Religion, die gegenüber anderen Religionen total tolerant ist. Ich freue mich schon darauf, mir die Tempel anzusehen und die dortigen Feste mitzuerleben. Außerdem hoffe ich natürlich, dass ich das in der Schule gut hinbekomme. Ich denke auch, dass ich dort Freunde finden werde und Kontakte aufbaue. Natürlich erwarte ich auch, dass ich mich selber etwas verändern werde - dass ich reifer und selbstständiger werde. Wenn man ein Jahr lang woanders alleine lebt, sind das ganz andere Anforderungen als wenn man hier noch bei Mutti zu Hause wohnt (lacht). Und nach dem Jahr weiß ich dann vielleicht auch, was ich studieren möchte. Vielleicht wird es ja auch was ganz anderes als Lehramt oder Medizin. Wer weiß, was das Jahr bringt. Ich freue mich drauf!

Über seine Erlebnisse wird Moritz regelmäßig alle ein bis zwei Wochen auf seinem eigenem Blog berichten. Wer Moritz bei seiner Mission in Laos finanziell unterstützen möchte, kann das unter folgender Bankverbindung machen: Salzlandsparkasse, IBAN: DE93 8005 5500 0400 1401 52, BIC: NOLADE21SES, Verwendungszweck: Spende Laos Moritz Beyer