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Integration Endlich eine Chance auf Arbeit

In ihren Heimatländern waren sie arbeitslos, in Sachsen-Anhalt haben 256 junge Ausländer eine Lehre gefunden - auch in Magdeburg.

Von Robert Gruhne 13.09.2016, 23:01

Magdeburg l „Wir haben alle zusammen in Spanien Deutsch gelernt und jetzt wohnen wir hier im Herrenkrug in Magdeburg“, sagt der 19-jährige Spanier Oscar Tornal. Auf der Biergarnitur um ihn herum sitzen acht weitere junge Menschen aus Valencia, einer Stadt an der Ostküste Spaniens.

Die Industrie- und Handelskammer und die Handwerkskammer haben sie für eine Ausbildung nach Sachsen-Anhalt geholt und veranstalten für alle ausländischen Auszubildenden ein Sommerfest am Alten Markt. 256 Lehrlinge aus dem EU-Ausland sind es in diesem Jahr im Land, viele von ihnen in Magdeburg.

Die meisten kommen aus Spanien. Dort herrscht seit Jahren eine hohe Jugendarbeitslosigkeit, teilweise ist mehr als die Hälfte der unter-25-Jährigen ohne Job. In Sachsen-Anhalt stattdessen bleiben in diesem Jahr mehrere Hundert Lehrstellen unbesetzt. Es wird immer schwieriger, in Mangelberufen Auszubildende zu finden, beispielsweise als Köche, Altenpfleger oder Hotelfachkräfte.

Für Wolfgang März, den IHK-Hauptgeschäftsführer, kommen die ausländischen Auszubildenden deshalb wie gerufen: „Sie sind ein Segen für die Wirtschaft, mit einer top Arbeitseinstellung.“

Oscar Tornal und seine Freundin Maria Jose machen eine Ausbildung zum Mechaniker, sie bei Stern Auto Magdeburg am Großen Silberberg und er beim Rothenseer Autohaus. In Spanien hatten die beiden schon zwei Jahre in einem Autohaus gelernt, aber keine Arbeit gefunden. Wie viele andere haben sie sich dann entschieden, nach Deutschland zu gehen. Das Programm, das das möglich gemacht hat, heißt MobiPro-EU und vermittelt junge Europäer Richtung Deutschland. Zuerst gibt es einen fünfmonatigen Deutschkurs im Heimatland, denn die Sprache ist für eine erfolgreiche Ausbildung am wichtigsten. Aber auch in Deutschland geht die umfangreiche Betreuung weiter, schließlich ist es nicht einfach, seine Heimat zu verlassen. „Ihre Eltern brauchen keine Angst zu haben“, ist sich Wolfgang März sicher.

Für die Auszubildenden ist es wichtig, dass sie Anschluss zu Einheimischen finden. Der Chef von Garten- und Landschaftsbau Heyne, Falk Heyne, hat seinen Auszubildenden Jaume Dolz López deshalb gleich mit zu einem Spiel des FCM genommen. In Spanien sei er arbeitslos gewesen, hier bekomme er endlich eine Chance, meint Jaume dankbar in noch nicht perfektem Deutsch. „Manchmal haben wir Schwierigkeiten mit dem Verstehen, aber das kriegen wir hin. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, macht ihm sein Chef Mut.

Ob es auch im nächsten Jahr ausländische Azubis in Magdeburg geben wird, ist nicht sicher. Die Bundesregierung hat MobiPro-EU nicht verlängert, obwohl es laut Wolfgang März „hervorragend läuft“. Er würde das Programm gern fortführen. Die Enttäuschung über das Ende teilt auch Susi Möbbeck (SPD), Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration. Ministerium, IHK und Handwerkskammer wollen nun besprechen, wie ähnliche Programme auf Landesebene weitergeführt und wie auch Geflüchtete eingebunden werden können.

Für Oscar, Maria und Jaume hat das keine Auswirkungen. Sie können ihre Ausbildung in drei Jahren hoffentlich erfolgreich abschließen. Falk Heyne würde seinen Azubi Jaume dann gerne übernehmen: „Ich hoffe, dass er bleibt.“