Virtuelles Infrarotduell

Genthin l Runde 1. Es ist dunkel. Mit einer Waffe in der Hand hocken wir alle hinter Reifenhaufen, zwischen Holzstapeln oder zwischen Tarnnetzen. Der Adrenalinpegel ist hoch. Im Dunkel huscht ein Schatten vorüber. Ich schaue durch mein Visier, sehe den roten Punkt und drücke ab. Der Flüchtende blinkt – ich habe mein Ziel nicht verfehlt. Aus der lauernden Stellung husche ich auf eine Holzbrücke. Schritte sind zu hören, Rascheln und das monotone Rattern der Waffen. Jeder meiner Mitspieler ist mein Gegner. Es fühlt sich an wie Krieg. Soll es auch.

Das sogenannte Lasergame wird seit Jahren immer beliebter unter jungen Adrenalinfreunden. Mit Infrarotwaffen duellieren sich die Spieler. Getroffen werden können sie von den ungefährlichen Strahlen an zwei Sensoren am Kopf und einem auf der Waffe. Ziel ist es, die meisten Gegner zu treffen oder aus dem Spiel zu befördern. Die Arena „Lasertec“ in der Berliner Chaussee in Genthin bietet im Jerichower Land die Möglichkeit zu dem Action-Combat-Spiel. In einem Innen- sowie einem Außenbereich können die Spieler sich in drei Spiel-modi auf insgesamt 1600 Quadratmetern duellieren.

Runde 2. Ich fühle mich wie in einem Videospiel. Jetzt habe ich jedoch Komplizen an meiner Seite und kämpfe nicht mehr allein. Wir schwärmen aus, um unsere Mitspieler möglichst oft mit den Infrarotstrahlen zu treffen. Durch Labyrinthe, Holztunnel oder Räume, die Deckung immer bewahrend, kämpfen wir uns durch die Halle. Das geduckte Rennen ist anstrengend, aber hilfreich für die Tarnung. Hinter einigen Reifenhaufen trifft man Verbündete, auf die man aber vor Schreck zielt – oder gar schießt. Nach zehn Treffern muss ich zur Sanitärbox rennen, um meine Verwundungen per Knopfdruck zu heilen und wieder ins Spiel zu treten – ähnlich wie beim Online-Shooter.

Insgesamt 22 Spieler können sich in Genthin per Infrarotstrahlen duellieren. Vor allem junge Leute zieht es in die Hallen. „Hauptsächlich bei Junggesellenabschieden ist das Spiel beliebt“, erzählt Thomas Baumann, Spielleiter des Lasertec-Areals. Seine Frau Nicole ist Inhaberin des Lasertec-Areals. Altersbeschränkungen nach oben gibt es bei dem Spiel nicht – bis maximal 95 Jahren ist angeraten. Gesund sollten die Spieler sein. Sportliche Fitness und Ausdauer erhöhen die Erfolgschancen.

Runde 3. Der Außenbereich wird von uns eingenommen. Auch hier gibt es zahlreiche Verstecke in Form von Strohballen, einem alten Van oder Reifenstapeln. Nun ist die Dunkelheit kein Thema mehr, aber Taktik ist gefragt. Es gilt, die Fahne der jeweils anderen Mannschaft einzunehmen. Der Spielmodus nennt sich Capture the flag und wurde von Online-Spielen adaptiert. Wir scheren aus, ein Spieler bewacht die Flagge. Durch die Helligkeit ist der Gruselfaktor gewichen. Treffsicherheit ist jetzt gefragt. Durch den sandigen Boden ist das Rennen um einiges mühsamer. Trotzdem bleibt der Spaßfaktor dabei.

Ab zehn Jahren ist das Lasergame in Genthin möglich. Die Geräuschkulisse der Waffen kann von kriegsähnlichen Zuständen für jüngere Spieler zu Star-Wars-Geräuschen geändert werden. „Viele Erwachsene erzählen mir, dass die Kinder hier mehr rennen als im Sportunterricht“, erzählt Baumann lachend. Eine Sporteinheit für Jung und Alt mit Spaßfaktor. Um Verletzungen zu vermeiden, hält der Spielleiter dazu an, sich nicht zu hastig durch das Gelände zu bewegen. „Bei uns hat sich bisher noch keiner ernsthaft verletzt“, sagt Baumann.

60 Minuten als Krieger sind vorbei. Das rote Team hat im Teamplay gewonnen, das blaue bei Capture the flag. Keuchend stehen wir mit den Waffen baumelnd im Einführungsbereich. Das Adrenalin steckt noch in den Knochen. Die Arme sind schwer von den Waffen. Doch in einem sind wir uns alle einig: Lasergame ist dynamisch, reizvoll und sportlich. Nach der Spielzeit geht es für uns jedoch zurück in die reale Welt – ohne kriegsähnliche Zustände in der Redaktion.

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