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Literatur Harry Potter feiert sein Comeback

„Harry Potter and the Cursed Child“ ist kein Roman, sondern ein Theaterskript. Kann das echte Fans begeistern?

Von Anne Toss 24.08.2016, 01:01

Stendal l Im Frühjahr dieses Jahres brach eine erste Hysterie-Welle im Internet los: Der achte Band von Harry Potter soll im Sommer erscheinen. Die Vorfreude unter den Potter-Infizierten ist riesig – bis Erfolgsautorin Joanne K. Rowling den Gerüchten mit diesem Tweet ein Ende setzt: „To be clear: The SCRIPT of #CursedChild is being published. #NotANovel #NotAPrequel“. Übersetzt heißt das: Lediglich das Skript von „Cursed Child“ wird veröffentlicht. Dazu setzte sie noch die Hashtags #KeinRoman und #KeineFortsetzung.

Und genau so ist es letztendlich auch gekommen. Bei dem Buch „Harry Potter and the Cursed Child“ (zu deutsch: Harry Potter und das verwunschene Kind) handelt es sich im Prinzip um den Abdruck des gleichnamigen Theaterstücks. Das Stück wurde von Jack Thorne, basierend auf einer neuen Geschichte von Joanne K. Rowling und John Tiffany, entwickelt. Nach der Uraufführung wird das Skript in Buchform veröffentlich.

Aber wie liest sich eigentlich ein Theaterstück? Überraschenderweise wirklich gut. Obwohl oder, besser gesagt, gerade weil es große Unterschiede zu den Romanen gibt. Das Skript ist in vier Akte eingeteilt, besteht nur aus wörtlicher Rede und teilt dem Leser lediglich durch sehr kurze, kursiv gedruckte Sequenzen mit, wie zum Beispiel die Handlungsorte aussehen oder wie es sich mit der Mimik und Gestik der Personen verhält.

Wer in der Harry-Potter-Reihe also besonders an den detaillierten Beschreibungen – sei es ein Quidditch-Spiel oder ein Ausflug nach Hogsmeade – Gefallen gefunden hat, muss sich jetzt auf ein vollständig anderes Leseerlebnis einstellen. „Jeder, der einen Fortsetzungsroman erwartet, könnte vielleicht enttäuscht sein“, sagt Annette Mäcker, Inhaberin der Winckelmann-Buchhandlung in Stendal. Bisher verzeichnet sie einen „verhaltenen Verkauf“, allerdings gäbe es bereits Vorbestellungen für die deutschsprachige Ausgabe.

Auch in der Buchhandlung Genz ist das Skript zu kaufen und wird „gut nachgefragt“. „Man muss natürlich Vorkenntnisse haben. Auch Harry Potter ist mittlerweile erwachsen, daher finden sich zum Beispiel jetzige Schulkinder in der Thematik nicht so wieder.“ Es sind also vor allem jene, die mit der Buchserie aufgewachsen sind, die auch weiterhin zum treuen Leserstamm zählen.

Im Mittelpunkt des Skripts steht nicht mehr Harry, der mittlerweile für das Zaubereiministerium arbeitet, verheiratet und Vater dreier Kinder ist, sondern sein Sohn Albus. Dieser ist nämlich so ganz anders als sein Vater: Er wird dem Haus Slytherin zugeteilt, hat kein Talent für Quidditch und sein bester Freund ist Scorpius, der Sohn von Draco Malfoy.

Albus und Scorpius haben es sich in den Kopf gesetzt, mithilfe eines Zeitumkehrers Cedric Diggory vor seinem Tod zu bewahren – doch durch ihre Reisen zurück in die Vergangenheit verändern sie auch die Zukunft – mit erschreckenden Konsequenzen.

Das Buch entführt erneut in die Welt rund um Hogwarts und schafft es, einen von Anfang an zu fesseln. Die Dialoge können das Erzählende zwar nicht ersetzen, treiben das Stück dafür aber viel schneller voran, da ausschweifende Schilderungen nicht möglich sind. Durch die feinen und sorgfältigen Formulierungen bleiben die Charaktere zudem weiterhin erkennbar – die Sätze, die zum Beispiel Hermine spricht, sind ihr sofort zuzuordnen. Ja, es ist ein anderes Leseerlebnis – doch es lohnt sich, sich darauf einzulassen.

Die deutschsprachige Ausgabe erscheint am 24. September. Das Buch kostet als Hardcover 19,99 Euro.