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USA-Besuch Viele Ausflüge - und Hausaufgaben

Anna aus Barleben lebt seit August für ein halbes Jahr in Amerika, um die Highschool zu besuchen.

Von Anna Lehmann 06.10.2015, 23:01

Seattle l Seit genau 42 Tagen bin ich nun schon in Amerika! Es ist unglaublich wie schnell die Zeit vergeht und wie viel ich in diesen Tagen schon erlebt und gelernt habe!

Als ich am Flughafen von Seattle ankam, wurde ich von meiner Gastfamilie mit einem großen Schild, auf dem in Glitzerschrift ,Welcome Anna‘ geschrieben stand, begrüßt. Ich habe mich gleich von ihnen aufgenommen gefühlt und alle Zweifel, die ich davor vielleicht noch hatte, waren beseitigt! Auch meine Angst, dass wir vielleicht nicht genug zu bereden hatten, da ich auch keine Gastgeschwister habe, war sofort verflogen, was vielleicht daran liegt, dass mein Gastvater nie aufhört zu reden.

„Meine Gastfamillie sind Mormonen, was ich zu Beginn ein wenig skeptisch betrachtet habe, aber ich habe noch nie in meinem Leben so freundliche und gute Menschen getroffen wie hier.“

Am nächsten Tag, ein Sonntag, sind wir in die Kirche gegangen und ich wurde von allen sehr herzlich empfangen und ich konnte schon bevor die Schule überhaupt angefangen hatte die ersten Kontakte knüpfen.

Meine Gastfamillie sind Mormonen, was ich zu Beginn ein wenig skeptisch betrachtet habe, aber ich habe noch nie in meinem Leben so freundliche und gute Menschen getroffen wie hier. Letztendlich ist der Unterschied zu katholischen oder evangelischen Christen nicht ganz so groß, außer dass sie an das Buch der Mormonen und den Propheten Joseph Smith glauben.

Mit der Zeit lerne ich immer mehr über ihre Religion – und obwohl ich nicht an Gott glaube, freue ich mich jede Woche darauf, in die Kirche zu gehen, denn viele der Werte, die dort vermittelt werden, kann ich auch auf mich beziehen!

Inzwischen gehe ich nicht nur sonntags, sondern auch jeden Morgen bevor die Schule beginnt und jeden Mittwochabend zur Jugendgruppe.

Die erste Woche war noch keine Schule und ich hatte ein wenig Zeit mich einzuleben. Da die Sportaktivitäten schon in den Ferien starten, bin ich dem Cross Country Team meiner Schule beigetreten und konnte auch so schon viele neue Leute treffen. Cross Country ist so etwas wie Geländelauf und wir müssen jeden Tag circa fünf Kilometer laufen. Ehrlich gesagt bin ich echt froh, wenn die Saison endlich vorbei ist, der einzige Grund, aus dem ich immer noch ein Mitglied bin, sind die Leute, die ich dort kennengelernt habe. Es ist jeden Tag eine Qual für mich, so viel zu rennen und danach ist man so erschöpft, dass man nichts anderes mehr schafft.

Einen Tag vor meinem ersten Schultag waren wir dann in der Schule und haben meine Fächer gewählt. Die Auswahl ist so viel größer als in Deutschland und alles ist individuell auf den Schüler angepasst. Zum Beispiel kann man Photographie, Gesundheit oder Mutterschaftsvorbereitungskurse belegen. Die meisten Lehrer sind sehr offen, versuchen ein freundschaftliches Verhältnis zu den Schülern aufzubauen und alles ist ein wenig entspannter. Mein Psychologielehrer zum Beispiel hat alle Wände in seinem Raum mit Schülerunterschriften und Bildern bemalen lassen, an der Decke mehrere Lichterketten und einen Kamin in seinem Raum.

„Manchmal ist es etwas ärgerlich, wenn man sich an einem Gespräch beteiligen will, nicht die Wörter dafür hat, aber auch nicht vor allen rumstottern will.“

Ansonsten bin ich zum Beispiel Assistentin der Deutschlehrerin in amerikanischer Literatur oder U.S. History. Allerdings gibt es ziemlich viele Hausaufgaben, so dass man jeden Tag einen straffen Zeitplan hat und eigentlich nur am Wochenende Zeit für Freunde ist. Ansonsten hat meine Familie schon unglaublich viel mit mir unternommen! Wir waren in Portland, bei Wasserfällen, in einem Autokino, bei einem Baseballspiel, bei Kurt Cobains altem Haus, haben den Blutmond gesehen und waren in Seattle.

Wie es mit dem Englisch voran geht, kann ich schlecht selber beurteilen, ich glaube so viel hat sich in dem einen Monat noch nicht verändert, aber ich denke, das wird mit der Zeit noch kommen! Manchmal ist es etwas ärgerlich, wenn man sich an einem Gespräch beteiligen will, nicht die Wörter dafür hat, aber auch nicht vor allen rumstottern will. Außerdem passiert es mir öfters, dass ich plötzlich anfange, Deutsch zu reden oder einfach unbewusst ein deutsches Wort benutze und alle mich komisch angucken oder lachen.

Richtiges Heimweh hatte ich bisher noch nicht. Klar gibt es immer ein paar Momente, in denen man seine Familie oder seine Freunde vermisst. Wenn man sieht, was sie gerade machen und gerne dabei wäre, oder sich alleine fühlt, aber das sind eher immer sehr kleine Phasen, denn grundsätzlich bin ich wirklich ziemlich glücklich hier! Ich weiß, dass ein halbes Jahr nur sehr wenig Zeit ist und ich möchte keine Minute davon verschwenden!

In den nächsten Tagen steht ein großer Cross Country Wettkampf an (in einem kleinen deutschen Dorf hier in der Nähe) und natürlich Homecoming. In der Schule wird über gar nichts anderes mehr geredet und jeden Tag stehen Jungs mit Blumensträußen und großen Plakaten in der Schule, um ein Mädchen zu fragen.

Ich bin schon sehr gespannt darauf, was in den nächsten Wochen noch auf mich warten wird!