Dank Wikipedia in den Backstage-Bereich

Burg l Für viele Schüler wäre Facharbeiten schreiben oder Referate vorbereiten ohne sie undenkbar: Die Internet-Enzyklopädie Wikipedia wird 15 Jahre alt. Mit der inzwischen weltweit größten kostenfreien Wissensdatenbank verwirklichte der Amerikaner Jimmy Wales 2001 sein Lebensprojekt.

Heute liegt Wikpedia auf Platz sieben der am häufigsten besuchten Websites. Laut ihrer Statistik bietet die deutschsprachige Wikipedia knapp 1,9 Millionen enzyklopädische Artikel an. Registriert seien mehr als 2,3 Millionen Mitglieder. Über eine Milliarde Mal wird die Homepage im Monat aufgerufen.

Welche interessanten Fakten verrät das von Usern bestückte Nachschlagewerk über Burg, Genthin und Zerbst?

Bei Burg ist gleich die erste Information, dass es sich um die Kreisstadt des Jerichower Land handelt und sie auch „Stadt der Türme“ genannt wird. Zudem weiß der Leser sofort, dass Burg auch eine Rolandstadt ist. Für die hier lebenden Leute ist das natürlich nicht neu. Ebenso wenig für die Zerbster, das dort einst Katharina I. residierte oder in Genthin ein namhaftes Waschmittelwerk seit Jahrzehnten seinen Sitz hat. Der Eintrag zu letztgenannten Betrieb musste in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder aktualisiert werden. Die Mitarbeiter hatten einmal nämlich ihren letzten Arbeitstag im Sommer, ganz aktuell soll es aber einen neuen Investor geben. All das findet sich auch in den Einträgen wieder.

Anders als bei großen Lexika wie Brockhaus, Meyer oder Pierer kann man nämlich jeden Tag und jedermann die Einträge in dem Online-Lexikon verändern. Nichts und niemand scheint dort umstrittener als der frühere US-Präsident George W. Bush. Der Eintrag über den inzwischen 69-jährigen Politiker wurde bereits 45 862 Mal bearbeitet und führt damit die Rangliste an, die Wikipedia zum Jubiläum präsentierte. Auf dem zweiten Platz landete mit rund 3000 Änderungen weniger eine stets aktuelle Übersicht zum Wrestling.

Weiter folgten die Einträge zu den USA, zu Wikipedia selbst, zu Michael Jackson, Jesus Christus und der katholischen Kirche. Die Plätze acht bis zehn belegten die Artikel zum philippinischen Rundfunk ABS-CBN, zu US-Präsident Barack Obama und zu Adolf Hitler. Besonders oft geändert werden bei Wikipedia, wo angemeldete Nutzer die Einträge bearbeiten können, Angaben zu umstrittenen Themen oder Persönlichkeiten.

Genau dort aber liegt das Problem, was Wikipedia zu einer nicht zuverlässigen Quelle macht. Zum Beispiel fälschte ein Fan der Musikgruppe „Peking Duk“ den Eintrag zu der Band bei Wikipedia und gelangte so in den Backstage-Bereich während eines Konzerts. Normal kam er nicht an den Sicherheitsleuten vorbei, doch als er ihnen die laut Wikipedia verwandtschaftliche Beziehung zeigte, ließen sie den Fan durchgehen. Die Musiker nahmen es mit Humor – das sei der „genialste Schachzug“, den sie so je gesehen hatten.

Ein am Ende harmloser Scherz, doch dieser zeigt auf, welche Lücken Wikipedia hat. „Mein Hauptvorbehalt aus wissenschaftlicher Sicht richtet sich darauf, dass etliche Studierende und sogar manche Kollegen glauben, damit Wissenschaft betreiben zu können und das ist ein großes Missverständnis“, betonte der Kommunikationsforscher Rudolf Stöber von der Universität Bamberg im Gespräch mit dem Sender „Deutsche Welle“. Jede Information müsse dringend mit einer anderen Quelle belegt sein. Stöber selbst nutze das Online-Lexikon vor allem als Inspirationsquelle, als Anregung für Themen, „die ich dann vertiefen muss“.

Also nicht den Gegencheck bei der Wikipedia-Recherche vergessen.