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Work & Travel Australien mit schottischer Weihnacht

Fritz Süß wollte unbedingt mal raus aus Deutschland. Vor einem guten Jahr ist der heute 20-jährige Magdeburger nach Australien geflogen.

Von Vincent Gulatz 13.12.2016, 23:01

Magdeburg l Fritz Süß ist über 3500 Kilometer gereist und hat in belebten Städten, aber auch an abgelegenen Wasserfällen geschlafen. Hier einige seiner besten Erlebnisse:

Während meiner Zeit in Australien habe ich die verschiedensten Jobs gemacht, ich war Tischler, Glaser oder Arbeiter auf einer Avocado-Farm und habe dabei relativ viel Geld verdient, aber mein erster Gedanke war „Was soll ich mit dem Geld in Deutschland?“ Darum habe ich mir einen Traum erfüllt und etwas gemacht, was man hier so nie erleben könnte: Tauchen in Airly Beach, also richtiges Tauchen.

Wenn man sich vom Boot zuerst rückwärts in das warme Wasser fallen lässt, hat man kurzzeitig keine Orientierung mehr, überall sind Luftblasen und versperren die Sicht. Dann werden es langsam weniger und der Blick wird freigegeben auf ein atemberaubendes Korallenriff. Die Tier- und Pflanzenwelt dort ist mit nichts in Deutschland vergleichbar, alles ist viel größer, viel bunter. Ich bin durch einen Unterwasserurwald geschwommen, mit Algen drei Meter lang und Korallen, die um ein Vielfaches größer waren als ich! Und überall zwischen den Pflanzen schwammen Tausende bunte Fische, die mindestens genauso entspannt waren wie die Tauchlehrer dort.

Später war ich noch öfter an Riffs tauchen, während wir eine dreitägige Segeltour mit 18 Leuten gemacht haben und jeden Tag Spaß hatten: Klar gibt es an der Ostsee einige weiße Strände, aber ich war am definitiv weißesten Sandstrand der Welt, der sich auch ganz anders anfühlt als der Sand, den man gewohnt ist. Es ist viel schwerer, danach wieder aufs Boot zu gehen, aber man wurde schnell wieder begeistert – auf einem meiner Tauchgänge schwammen Senfhaie, Rochen und Skalare in der unmittelbaren Umgebung!

Aber als mit Abstand am besten habe ich meine Zeit in Cronulla bei Sydney in Erinnerung. Ich habe dort für fünf Monate im „YHA Cronulla Beach Hostel“ eingecheckt und Zimmer an Zimmer mit Leuten aus der ganzen Welt gelebt: Brasilianer, Schotten, Amerikaner, Italiener, Irländer und viele mehr. Über die Zeit hat sich eine Gemeinschaft von ca. 70 Leuten gebildet, die länger dort gewohnt haben und immer mehr zu einer Familie wurden.

In Deutschland wäre das undenkbar, aber dort hatten wir alle unsere Zimmer offen, jeder konnte bei jedem vorbeischauen. Das begann schon morgens, wenn jemand dich geweckt hat, um den Tag mit Klippenspringen am Strand oder Surfen zu beginnen. Der Austausch der so unterschiedlichen Kulturen war beeindruckend: Von den Italienern habe ich kochen gelernt, von den Brasilianern tanzen und die Franzosen haben mir Tipps im Umgang mit Frauen gegeben.

Und den Engländern muss man lassen, dass sie mit Abstand die besten Fußballer waren. Zu Weihnachten gab es dann noch eine ganz besondere Überraschung, denn unser Hostelbesitzer hat für uns ein BBQ organisiert und einen echten schottischen Weihnachtsmann. An diesem Abend kam niemand sonst ins Hostel und so konnten wir zusammen Weihnachten unter uns verbringen, natürlich aber auch diesmal nicht, ohne mindestens einmal am Strand gewesen zu sein.

Bevor ich nach Australien aufbrach, war ich an der Fachoberschule BBS Dr. Otto Schlein im Bereich Gesundheit und Soziales. Ich hatte nicht genug Geld für die Reise. Ohne die Unterstützung meiner Mutter, die mir das Startgeld für den Hinflug und die ersten Wochen in Australien gegeben hat, hätte ich den Anfang gar nicht geschafft. Aber dann, nach einer kurzen Orientierungszeit, konnte ich mich komplett selbst versorgen.

An Arbeit kommt man dort ziemlich leicht, wenn man offen und freundlich auf die Menschen zugeht, ich habe viele Jobs durch den Hostelbesitzer des YHA vermittelt bekommen. Dadurch, dass man aber überall Geld verdienen kann, würde ich jedem empfehlen: Reist viel, probiert, viel mitzunehmen. Das Geld nutzt einfach: Australien bietet einzigartige Möglichkeiten.

Wer das plant, der sollte bei seinem ersten Work & Travel auf jeden Fall direkt am Anfang 88 Tage Farmwork hinter sich bringen, denn das hat nur Vorteile: Ihr verbessert zuerst einmal euer Englisch so weit, dass ihr problemlos mit allen reden könnt, dann verdient ihr nebenbei genug Geld, um euch die weitere Reise zu finanzieren, und ganz wichtig: Wer diese besagten Tage absolviert hat, der hat auch gute Aussichten, einen erneuten Antrag wieder genehmigt zu bekommen!