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Karneval Bambule in „Strohkoppshausen“

Ob Harz, Börde oder Altmark: Von Freitag bis Montag sind überall in Sachsen-Anhalt die Narren los. Ein Überblick!

22.02.2017, 23:01

Magdeburg (dpa/es/hl) l Um Luther kommt im 500. Jahr der Reformation in Sachsen-Anhalt niemand herum. Überall steht der Mönch im Mittelpunkt. Nicht so im Karneval. Bei den Umzügen um den Rosenmontag wollen sich die Narren im Heimatland des Reformators vor allem amüsieren. Deshalb blenden die meisten Vereine die Probleme der großen Politik aus. Kein Trump, kein Luther – Sachsen-Anhalt feiert den Karneval vor allem regional.

„Die örtlichen Veranstalter halten ihre Bilder meist bis zum Umzug zurück“, berichtet der Präsident des Karneval-Landesverbandes Sachsen-Anhalt, Dirk Vater. In den Sitzungen seien die Themen recht spezifisch gewesen, beispielsweise gab es das Thema Ritter und Märchen. Ganz selten nur würden Politiker persifliert.

„Die Sicherheitslage ist nicht anders als im vorigen Jahr“, sagt Vater. Es gebe engen Kontakt zu den Polizeiämtern. Was die Zukunft der Karnevalsvereine im Land betreffe, gab er vorerst Entwarnung. „Die große Abwanderungswelle haben wir, glaube ich, hinter uns. Im Moment ist alles recht stabil.“

In allen Ecken des Landes laden die Vereine zu ihren Festsitzungen ein, für die sie meist monatelang am Programm gefeilt haben. In Genthin zum Beispiel werden die Narren am Sonnabend zu Ermittlern am „Tatort Genthin“. Sie gehen auf Spurensuche am leerstehenden Supermarkt in Genthin-Süd und beim Tongrubenprozess. In Magdeburg haben sich die Ottojaner das Motto „Ottos Narrenklinik – feiern, bis der Arzt kommt“ ausgedacht. Auf dem Therapieplan stehen Boygroup, Showballett und Sportakrobaten.

Für die Kleinen gibt‘s zum Karneval sogar besondere Veranstaltungen: In Hohenerxleben (Salzlandkreis) feiern am Sonntag ab 14.30 Uhr Mini-Piraten und -Prinzessinnen im Dorfgemeinschaftshaus Kinderfasching. Und der Calvörder Karnevals Club in der Börde veranstaltet am Sonntag einen Familienfasching.

Neben den Sitzungen haben die Karnevalsvereine auch jede Menge Umzüge organisiert. Eine der riesigsten Straßensausen steigt im Salzlandkreis. Kleiner Ort – großer Umzug: So kann zusammengefasst werden, was in dem 400-Seelen-Ort Ranies, einem Ortsteil von Schönebeck, ansteht. Dort findet der Rosenmontagsumzug traditionell bereits am Sonntag zuvor statt. Der Straßenkarneval beginnt um 14 Uhr und das ganze Dorf scheint dafür auf den Beinen zu sein. Auch im 63. Jahr haben sich Bautrupps zusammengefunden, um in 23 Schaubildern einen bunten Themen-Mix zu zeigen – ob auf Wagen oder als Fußtrupp. Der Umzug ist einst auf Sonntag verlegt worden, da die Bauern nur den Sonntag frei hatten und auch mehr Gäste kommen konnten.

Das kleine Derenburg wartet mit dem größten Umzug des Harzes auf, und zwar bereits am Sonnabend. Ab 13.30 Uhr geht‘s durch „Strohkoppshausen“. Dann wird mit viel Bambule immer kräftig „Hotte hü!“ gerufen. Den größten Umzug der Altmark – zumindest nach eigener Aussage – veranstaltet die Osterburger Carnevalsgesellschaft. Ab 11.11 Uhr geht‘s am Sonnabend durch die Innenstadt, danach gibt es eine Party in der Linden-Sporthalle.

Auch auf den Straßen von Gröbzig (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) ist am Sonnabend einiges los. Dort startet der Karnevalsumzug um 14.11 Uhr. „Etwa 500 Teilnehmer mit 20 Bildern und dem Prinzenpaar Nick I. und Ria I. werden dabei sein“, sagt der Präsident des Werdeshausener Carneval Vereins, Volker Schwenke. In Gröbzig und dem Ortsteil Werdeshausen wird seit 23 Jahren ein besonderer Brauch gepflegt. „Es wird jedes Jahr ein närrisches Haus gekürt. Also ein Haus, was besonders originell geschmückt wurde. Dafür gibt es auch eine Plakette, die am Haus angebracht wird.“

In Köthen gibt‘s den großen Karnevalsumzug direkt am Rosenmontag. Insgesamt werden sich 124 Laufgruppen, Wagen, Bilder und Musikgruppen mit rund 3000 Teilnehmern einreihen. In Dessau-Roßlau wird ebenfalls am Montag auf den Straßen Rabatz gemacht. Los geht‘s – genau wie in Köthen – um 11.11 Uhr. „Wir rechnen bei schönem Wetter wie im Vorjahr mit rund 80 000 Menschen“, sagt Zugmarschall Michael Böttcher. Unter dem Motto „Das Schönste weit und breit ist Dessau in der Narrenzeit“ zeige sich der Karnevalsumzug sehr brauchtümlich.

Wem das alles viel zu groß ist, der kann ins beschauliche Reuden bei Zerbst fahren. Dort setzt sich am Montag um 16 Uhr der nach eigenen Angaben „Kleinste Rosenmontagsumzug“ in Gang.

Karnevalsbilder finden Sie unter www.volksstimme.de/karneval17