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Katastrophen Alarm-App scheitert am Geld

Während des Amoklaufs in München nutzte die Polizei die Alarm-App „Katwarn“. In Sachsen-Anhalt ist es den meisten Kommunen zu teuer.

Von Matthias Fricke 27.07.2016, 01:01

Magdeburg l Die moderne Technik macht es möglich: Über eine kostenlose Smartphone-App (ein kleines Computerprogramm auf dem Handy) konnte die Münchner Polizei an 250 000 Nutzer des modernen Systems Nachrichten schicken. „Katwarn“ war zwar zeitweise überlastet, funktionierte aber im Wesentlichen. Es soll bei Unwettern, Bränden, Chemieunfällen oder eben Terrorlagen der Bevölkerung Empfehlungen geben. Das erfolgt zielgenau für den Standort, den das GPS (Satellitenortung) des jeweiligen Smartphones ausmacht. Die Informationen stammen von den Katastrophenschutzbehörden der Landkreise bzw. kreisfreien Städte sowie dem Wetterdienst. Die App wurde 2011 vom Fraunhofer-Institut im Auftrag der öffentlichen Versicherer entwickelt.

Das Problem: Zwar ist das Programm für die Nutzer kostenlos. Die Landkreise und kreisfreien Städte müssen für die Einführung 15.000 Euro und jährlich 3000 Euro für die Betriebskosten zahlen. Und diese Ausgaben scheuen die Kommunen bislang. So gibt es zwar deutschlandweit schon mehr als 1,5 Millionen Nutzer. In Sachsen-Anhalt ist aktuell nur der Landkreis Anhalt-Bitterfeld angeschlossen. „Halle will im August folgen“, sagte am Dienstag Ute Semkat, Sprecherin der Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt. Der Burgenlandkreis habe das System inzwischen wieder abgeschafft, weil es zu teuer war.

Auch Magdeburg scheut eben aus jenem Grund die Anschaffung von „Katwarn“. Der Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz, Helge Langenhan: „Wir haben uns für ,Nina‘ entschieden. Sie ist besser und kostet uns nichts.“ „Nina“ ist ebenfalls eine Alarm-App, die aber vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe entwickelt wurde. „Sie hat mit der Version 2.0 alle wichtigen Parameter und auch die Push-Nachrichten-Funktion wie Katwarn“, sagt Sprecherin Beate Coellen. Das Problem: Die Behörden-App kennt kaum einer und sie hat erst 600.000 Nutzer.

„Nina“ basiert auf dem sowieso schon vorhandenen offiziellen Warnsystem „Mowas“. Das steuert Fernseher, Radios sowie Sirenen im Katastrophenfall an und mit der App auch die Smartphones. Bund und Länder sind deshalb ohnehin daran angeschlossen. Lutz-Georg Berkling, Referatsleiter für Brand- und Katastrophenschutz im Innenministerium: „Die Landkreise und Städte können schon jetzt über unser Lagezentrum die Informationen einspeisen.“ Nächstes Jahr will das Land aber eine unmittelbare und dann kostenfreie Mowas-Nutzung für alle Landkreise bereitstellen.