Kleidung Faire Sachen

Ein Magdeburger eröffnet für einen Monat einen Laden mit fair gehandelten und grünen Klamotten.

Von Elisa Sowieja 31.05.2017, 01:01

Magdeburg l Die Umkleidekabine ist schon fertig gezimmert. Die dünnen Holzwände des Provisoriums verschönern ausgerissene Zeitschriftenseiten, auf denen Leute vor atemberaubenden Landschaften posieren. Vor der Wand geht es eher weniger imposant zu: Alex Heinrich bügelt eine Pünktchenbluse. Stundenlang hat er in den vergangenen Tagen das Eisen geschwungen. Denn die Klamotten an den Kleiderstangen, die sollen nicht provisorisch daherkommen.

Der 24-Jährige eröffnet am Donnerstag für vier Wochen einen Laden mit fair gehandelten und umweltfreundlichen Klamotten. Damit liegt er im Trend: Die Umsätze für faire Produkte in Deutschland haben im vergangenen Jahr erstmals die Milliarden-Marke geknackt. Dem Verein Trans-Fair zufolge, der das bekannteste Siegel „Fairtrade“ vergibt, gaben Verbraucher gut 1,2 Milliarden Euro für Waren mit ihrem Siegel aus – vor allem für Kaffee, Bananen, Kakao und Blumen.

Alex Heinrich geht es allerdings nicht darum, mit dem Trend Kasse zu machen, sagt er. „Ich bin froh, wenn ich meinen Einsatz reinbekomme.“ Die Klamotten hat er auf eigene Faust gekauft – mit einem Zuschuss seiner Eltern. Den Raum, das Kulturkollektiv, stellt sein Arbeitgeber zur Verfügung, ein Verein für soziale und kulturelle Projekte. Der lässt ihn auch in seiner Arbeitszeit den Laden betreuen. Sechs Ehrenamtler decken die Schichten mit ab.

Die Motivation des Magdeburgers: „Mir ist es wichtig, dass für meine Klamotten nicht am anderen Ende der Welt Menschen leiden.“ Schon allein aus christlicher Nächstenliebe, erklärt er. Seit etwa zwei Jahren trägt der studierte Kulturingenieur selbst nur noch Klamotten, die produziert und gehandelt wurden bei gerechten Löhnen, Arbeitsschutz, langfristigen Lieferverträgen. Weil Alex Heinrich bisher nur in anderen Städten oder im Internet fündig wurde, kam er auf die Idee mit dem Laden in Magdeburg. Und dadurch, dass er ihn nur kurz betreibt – man nennt so etwas Pop-up-Verkauf –, erspart er sich viel Bürokratie. Er muss sich nämlich nicht selbständig machen.

Nun ist der Begriff Fairtrade nicht geschützt, theoretisch kann sich jeder ein selbstkreiertes Siegel geben. Der 24-Jährige hat deshalb genau recherchiert, welche Marken  wirklich fair und grün sind, bevor er eine Auswahl traf. So verkauft er zum Beispiel ein Label, das Bio-Baumwolle aus der Türkei verarbeitet und eines, das indische Frauen beschäftigt, die aus der Zwangsprostitution befreit wurden. Abgesehen davon war ihm noch etwas wichtig: Weg vom Klischee. Statt altbackenem Öko-Look gibt‘s Kapuzenpullis und Chucks. Die Preise liegen höher als bei Günstig-Ketten, halten sich aber in Grenzen.

Klamottenläden für faire Kleidung findet man in Sachsen-Anhalt selten. Eine Ausnahme: das Danimax in Stendal. Bei Lebensmitteln ist das Angebot größer. Vereinzelt kann man sie in Supermärkten und Bioläden kaufen. Mehr Auswahl gibt‘s in den meist ehrenamtlich betriebenen Weltläden – unter anderem in Magdeburg, Stendal, Wernigerode und Gnadau (Salzlandkreis). Sachsen-Anhalt hat sogar eine Fairtrade-Schule: die Sekundarschule Thomas Müntzer in Wernigerode. Den Titel, vergeben vom Verein Trans-Fair, tragen bundesweit 352 Schulen. Die Harzer erhielten ihn, da sie oft Projekttage zum Thema veranstalten. Außerdem gibt‘s jeden Monat einen Fairfriday. An einem Freitag wird dann zum Beispiel Schokokuchen mit fair gehandeltem Kakao verkauft, gebacken im Hauswirtschaftsunterricht.

Einen dauerhaften Laden für faire Klamotten in Magdeburg wird‘s erstmal nicht geben, sagt Alex Heinrich. „Aber wenn‘s cool läuft, wiederhole ich das Projekt vielleicht.“ Obwohl er dann wieder bügeln muss.

Weitere Infos auf Facebook unter „Pop-Up-Store für ökofaire Mode im Stadtfeld“.