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Kriminaliät Diebstähle von Solaranlagen nehmen zu

Sachsen-Anhalts Ermittler haben im vergangenen Jahr 29 Diebstähle an den großen Solaranlagen im Land registriert. 2014 waren es 18 Fälle.

Von Matthias Fricke 09.06.2016, 01:01

Magdeburg l Sie erscheinen unbemerkt, schneiden den Maschendrahtzaun auf und verschwinden mit großen Transportern. Der Diebstahl von 152 Modulen aus einem Solarpark in Lützen im Burgenlandkreis vor einigen Wochen wurde erst Tage später von einem Spaziergänger entdeckt. Der Schaden geht in die Zehntausende Euro.

Einen ähnlichen Fall hat auch Hauptkommissar Frank Tiepelmann vom Polizeirevier Börde in Haldensleben auf dem Tisch. Unbekannte brachen das Tor zu einem Solarpark Mitte Januar dieses Jahres bei Calvörde auf und demontierten 113 Solarmodule. Schaden: 30 000 Euro. Weil es zur Tatzeit geschneit hatte, konnten die Ermittler noch Reifenspuren und mehrere Schuhabdrücke entdecken. „Wir glauben deshalb, dass es mehrere Täter waren. Sie haben einen größeren Transporter mit Kastenaufbau genutzt“, sagt er. Tiepelmanns Ermittlungen waren bisher erfolglos.

Diese Diebstähle sind zwar selten, haben es aber in sich, sagt er. Zeugen, Videoaufzeichnungen – alles Fehlanzeige. „Wir gehen davon aus, dass das Profis waren“, sagt der Kriminalist. Ihr Aufwand sei recht hoch. Immerhin wiegt ein solches Solarmodul 20 Kilogramm und ist im Schnitt einen Quadratmeter groß.

Die Täter sind im ganzen Bundesgebiet aktiv und kommen häufig aus Osteuropa. Vorreiter im Kampf gegen die Solar-Mafia ist das Land Brandenburg. Das dortige Landeskriminalamt (LKA) hat seit Anfang 2015 für diese organisierten Straftaten die Ermittlungsgruppe „Helios“ gegründet. Im Altgriechischen steht das Wort für Sonne. Fünf Beamte arbeiten eng mit den polnischen Behörden zusammen. Das Resultat kann sich laut Polizeisprecher Rudi Sonntag vom Präsidium Brandenburg sehen lassen: Zwei größere Banden sind inzwischen ausgehoben worden. Vor einem Jahr wurden acht Polen erwischt, im März dieses Jahres waren es sechs. Aktiv waren sie in mehreren Bundesländern.

Trotz der Erfolge gehen die Brandenburger noch immer von sieben bis neun aktiven Banden aus. Sonntag zum möglichen Motiv: „In Polen besteht eine starke Nachfrage nach den Modulen, da Solarenergie vom Staat stark gefördert wird.“ Beim Herkunftsnachweis werde offenbar nicht so genau hingesehen.

Inzwischen ist auch für die Polizisten in Sachsen-Anhalt die Ermittlungsgruppe „Helios“ ein wichtiger Ansprechpartner. „Wir stehen mit den Kollegen in Brandenburg in sehr engen Kontakt“, sagt der Haldensleber Ermittler Tiepelmann.

In Sachsen-Anhalt gab es nach Angaben des LKA im vergangenen Jahr Diebstähle an 29 Solaranlagen. 2014 waren es 18. Die meisten waren im Burgenlandkreis und im Saale­kreis.