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Kriminalstatistik Weniger Straftaten, mehr Gewalt

Die Zahl der Gewalttaten in Sachsen-Anhalt ist so hoch wie seit 2011 nicht mehr. Jedoch wurden wieder weniger Straftaten registriert.

Von Matthias Fricke 15.03.2017, 00:01

Magdeburg l Die Zahl der Straftaten in Sachsen-Anhalt ist im vergangenen Jahr erstmalig seit 2012 rückläufig. „Damit konnte die leicht ansteigende Entwicklung in den vergangenen Jahren wieder umgekehrt werden“, sagte am Dienstag Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Allerdings hat die Bilanz auch negative Punkte.

So sieht die Entwicklung im Einzelnen aus:

l Diebstähle: Diese gingen stark um 5313 Fälle auf 79 599 zurück. Vor allem Fahrrad-, Laden- oder Autodiebstähle wurden im vergangenen Jahr weniger registriert. Dafür haben zum Beispiel Taschendiebstähle (von 9289 auf 10 601 Fälle) zugenommen. Bei den Wohnungseinbrüchen gab es ebenfalls einen Anstieg. Die Zahlen stiegen von 2795 auf 3061 Fälle. Das sind rein rechnerisch acht Einbrüche pro Tag. Allerdings: Offensichtlich bleibt es bei diesen Einbrüchen immer häufiger beim Versuch. Stahlknecht führt das zum einen auf eine zunehmend verbesserte Sicherung des Eigentums zurück. Zum anderen handele es sich oft um Beschaffungskriminalität, bei der Täter häufig unprofessionell vorgehen. Hanno Schulz, Landeschef des Bundes Deutscher Kriminalisten (BDK): „Die Nachfragen der Bürger in den Revieren zu technischem Einbruchsschutz sind sehr groß. Da gibt es schon längere Wartelisten.“

l Gewalttaten: Die Zahl der Gewaltdelikte ist mit 5765 Straftaten so hoch wie seit 2011 nicht mehr. „In dieser Entwicklung spiegelt sich auch eine Verrohung der Gesellschaft wider“, sagte der Innenminster. Hier seien alle gefordert, dem entgegenzuwirken. Er kritisierte vor allem den Ton in den sozialen Netzwerken. „Man wird dort beleidigt, beschimpft und bedroht. Und irgendwann entstehen daraus auch Taten“, so Stahlknecht. Den größten Anstieg bei den Gewalttaten gab es bei den Körperverletzungen. Hier nahmen die Fälle von 3647 auf 4165 zu. Ebenfalls einen starken Anstieg gab es bei den Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen. Diese stiegen um 90 auf 255 Fälle. Die Gesamtzahl der Sexualstraften, dazu zählen exhibitionistische Handlungen, Zuhälterei und sexueller Missbrauch, liegt bei 1480 Straftaten. Das macht eine Steigerung von knapp einem Prozent gegenüber dem Vorjahr aus.

Während es 2016 weniger Mordfälle (8, davon 6 Versuche; 2015 waren es noch 15 mit 7 Versuchen) gab, stieg die Zahl der Totschlagsdelikte von 51 auf 67.

l Tatort Internet: Noch nie war die Zahl der im Internet begangenen Straftaten mit knapp 10 000 Fällen so hoch wie im vergangenen Jahr. Stahlknecht sprach vom Tatort der Zukunft: „Das werden künftig warscheinlich noch viel mehr Fälle werden.“ Die Polizei habe sich auf die neue Kriminalitätsform aber eingestellt. Im Landeskriminalamt arbeiten zum Beispiel 50 Cyberspezialisten in der Einheit „4C“. Die Abkürzung steht für Cybercrime-Competence-Center. Die meisten Straftaten sind hier die Betrugsdelikte mit 73,4 Prozent. Viele Onlinestraftaten werden vom Ausland aus begangen.

l Tatverdächtige: Von den 73 265 Tatverdächtigen hatten 18 158 keine deutsche Staatsbürgerschaft. 74 Prozent waren Männer.