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Kultur-Streit Minister aus Halle erzürnt Magdeburgs OB

Wo liegt Sachsen-Anhalts Kulturhauptstadt? Trümper beschwert sich über Tullner - der spricht von einem Missverständnis.

Von Hagen Eichler 13.08.2016, 01:01

Magdeburg l Händel gegen Telemann, HFC gegen FCM, Saale- gegen Elbstrand: Die mit Hingabe gepflegte Rivalität der Städte Halle und Magdeburg ist um eine Episode reicher. Dieses Mal geht es um den inoffiziellen, aber offenbar sinnstiftenden Titel der „Kulturhauptstadt Sachsen-Anhalts“. Die Kontrahenten: ein prominenter Hallenser auf der einen Seite, Magdeburgs Stadtoberhaupt auf der anderen Seite.

Auslöser des Zwistes sind Zitate von Bildungsminister Marco Tullner in der Mitteldeutschen Zeitung (MZ), präzise: im halleschen Lokalteil des Blattes. Tullner, zugleich CDU-Kreisvorsitzender von Halle, rügt darin vor allem das eigene Rathaus. Dann zitiert ihn die MZ mit einigen Sätzen über Magdeburg. Die „ambitionierte Kulturarbeit in der Landeshauptstadt“, so Tullner, schätze er durchaus. Dann kommt sein Aber: Dass Magdeburg sich um den Titel als Kulturhauptstadt Europas im Jahr 2025 bewirbt – das habe ihn doch geärgert. Tullners Begründung laut MZ: „Das stellt den Gründungskonsens Sachsen-Anhalts in Frage.“ Denn schließlich habe Halle 1990, nach der Erhebung Magdeburgs zur neuen Landeshauptstadt, den Titel „Kulturhauptstadt“ als Trostpflaster erhalten.

In Magdeburg hat zumindest einer diese Sätze genau gelesen: Oberbürgermeister Lutz Trümper. Der Rathauschef reagierte dünnhäutig und schickte flugs eine Pressemitteilung in die Welt hinaus. Den von Tullner angesprochenen „Gründungskonsens“ über den kulturellen Rang Halles stellt er grundsätzlich in Frage. Er wisse gar nicht, worauf der Minister da anspiele, heißt es von Trümper. „Und selbst wenn sich Halle als Kulturhauptstadt in Sachsen-Anhalt sieht, wird uns das nicht von der Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas abhalten.“

Eine persönliche Watsche setzt Trümper noch obendrauf: Tullner solle sich daran erinnern, dass er nicht nur CDU-Kreisvorsitzender ist, „sondern auch Regierungsmitglied“. „Damit sollte er Neutralität beweisen und nicht verschiedene Regionen oder Städte im Land gegeneinander aufbringen.“

Der Gescholtene mühte sich am Freitag sichtbar, den Konflikt nicht eskalieren zu lassen. Die ganze Aufregung beruhe auf einem Missverständnis, beteuerte Tullner auf Nachfrage. Keinesfalls habe er sich über die Magdeburger Bewerbung geärgert, da habe die MZ etwas durcheinandergebracht. „Geärgert habe ich mich darüber, dass die bislang übliche Kulturfinanzierung des Landes für Halle in der letzten Legislaturperiode so nonchalant weggewischt wurde.“

Damit meint er die Kürzungen seines Amtsvorgängers Stephan Dorgerloh (SPD) – seither wird das hallesche Theater nur noch proportional zum Magdeburger Theater gefördert. Das habe den Konsens von Halle als Kulturhauptstadt tatsächlich in Frage gestellt, beharrt Tullner. „Ändern wird man das jetzt aber nicht mehr, das Thema ist durch.“

Und was sagt Rainer Robra (CDU), Staatskanzleichef und in dieser Legislaturperiode sogar Kulturminister? Die Volksstimme fragte am Freitag nach, doch Robra sagte: nichts.