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Luther-Jahr Wittenberg hofft weiter auf Obama

Barack Obama kommt zum Reformationsjubiläum nach Deutschland. Wittenberg als Hauptstadt der Reformation steht bisher nicht auf seinem Plan.

Von Elisa Sowieja 12.04.2017, 01:01

Wittenberg l Es wäre der nächste große Coup fürs kleine Wittenberg: nach den königlichen Stippvisiten aus Dänemark und den Niederlanden zur Krönung ein Besuch von Barack Obama. Doch daraus wird vermutlich nichts. Die evangelische Kirche hat zwar gestern verkündet, dass der Ex-US-Präsident zum Auftakt des Reformationssommers am 25. Mai nach Deutschland zum Kirchentag kommt. Allerdings ist bisher nur ein Besuch in Berlin geplant. Dort will Obama in einer Diskussionsrunde mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über Demokratie reden.

Dabei ist doch der Anlass des Besuchs, dass Martin Luther vor 500 Jahren die Reformation losgetreten hat – und zwar nicht in Berlin, sondern durch den Thesenanschlag in Wittenberg. Deshalb erwartet die sachsen-anhaltische Stadt ja auch zum Abschlussgottesdienst des Kirchentags 200 000 Menschen (viermal so viele, wie sie Einwohner hat).

Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos) ist enttäuscht: „Wir freuen uns zwar, dass Obama Berlin besucht. Aber gerade bei dem diesjährigen Kirchentags-Motto ‚Du siehst mich‘ wäre es schön, wenn er Wittenberg sehen würde.“ So verpasse er „die kleinste Großstadt der Welt“.

Die hat besonders im Jubiläumsjahr einiges zu bieten, zum Beispiel das hier:

Ihre Weltausstellung: Im Mai verwandelt sich die Innenstadt in eine große Ausstellungs-Freiluft-Arena. Auf sieben Flächen findet man etwa einen 25 Meter hohen begehbaren Turm, der aussieht wie eine Bibel.

Das Panorama „Luther 1517“: Der Künstler Yadegar Asisi lässt auf einem 360-Grad-Panorama die städtische Szenerie von vor 500 Jahren wiederauferstehen.

Das Lutherhaus: Dort findet man das größte reformationsgeschichtliche Museum der Welt.

Die Schlosskirche: Hier schlug Luther seine 95 Thesen an die Tür.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat Verständnis dafür, dass Obama bei seinem Deutschland-Besuch zuerst nach Berlin kommt. „Die Veranstalter wollten, dass er eine aktive Rolle einnimmt, da bietet sich die Diskussionsrunde in Berlin an.“ Beim Wittenberger Abschlussgottesdienst sei ein aktiver Part nicht möglich gewesen.

Doch für Haseloff, selbst Wittenberger, sind noch nicht alle Messen gesungen: „Ich gebe die Hoffnung, dass es einen Abstecher nach Wittenberg geben wird, nicht auf“, erklärt er. Und so werde er sich weiterhin darum bemühen – auch wenn die Veranstalter nicht staatlich sind und sein Einfluss dadurch begrenzter ist. „Ich werde nach Ostern auch mit Frau Merkel darüber sprechen.“

Sollte es nicht klappen, will er Barack und seiner Michelle zumindest ein authentisches Reformationsgeschenk mitgeben – quasi Wittenberg zum Mitnehmen. Zuletzt hat er zum Beispiel einen Nachdruck des ältesten erhaltenen Drucks der 95 Thesen verschenkt.

Käme es tatsächlich zum Besuch in Sachsen-Anhalt, stünde sogar schon eine würdige Führerin für die Schlosskirche in den Startlöchern: Hanna Kasparick. Die Direktorin des Evangelischen Predigerseminars, zu dem das Gotteshaus gehört, hat schon einiger Prominenz die Schätze des Hauses gezeigt. Lohnen würde sich für Obama eine Führung allemal, sagt sie. Denn bei ihr gebe es nicht nur Weltgeschichte zu bestaunen, wie etwa die Gräber Luthers und Melanchtons. „Die USA sind hier auch prominent vertreten.“

Die Kirche, der Obama angehört, pflegt nämlich Verbindungen zu jener, die Träger des Gotteshauses ist. Zudem stammt die Kantorin aus Amerika. Und passend dazu hat die Kirche sogar einen Gospelchor, der auch schon in den USA aufgetreten ist. „Hier gibt‘s also tolle amerikanische Kirchenmusik.“ Und Obama greift bekanntlich ja gern mal selbst zum Mikro ...