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Masterplan 2020 Studieren für den Landarzt-Job

Der Bund will das Medizinstudium offenbar mit einem Masterplan umstrukturieren. Ziel ist vor allem eine bessere Arztversorgung auf dem Land.

Von Alexander Walter 21.02.2017, 14:21

Magdeburg l Sachsen-Anhalt droht die ärztliche Unterversorgung. Bis 2025 fehlen laut Kassenärztlicher Vereinigung fast 700 Hausärzte im Land. Schon jetzt sind 150 Stellen unbesetzt. Besonders betroffen ist der ländliche Raum.

Der Bund will nun offenbar mit einem Strategiepapier gegensteuern. Das Dokument „Masterplan Medizinstudium 2020“, das der Volksstimme exklusiv vorliegt, sieht weitreichende Umstrukturierungen der Ausbildung an den Universitäten vor. Auf Kernpunkte sollen sich Staatssekretäre verschiedener Bundesministerien bereits im Januar geeinigt haben. Insgesamt soll das Studium praxisnäher werden und mehr Mediziner aufs Land holen.

Die Reformen beginnen bei der Zulassung zum Studium. Sie soll künftig nicht mehr nur von der Abiturnote abhängen. Entscheidend sein sollen daneben mindestens zwei weitere Kriterien, darunter die sozialen und kommunikativen Fähigkeiten. Auch medizinische Berufserfahrungen der Bewerber sollen ein stärkeres Gewicht bekommen. Krankenschwestern mit Zweier-Abitur etwa könnten damit bessere Chancen auf einen Studienplatz als bislang erhalten.

Zweiter Kernpunkt ist die Stärkung der Allgemeinmedizin in der Ausbildung. Dafür haben sich die Verfasser gleich auf ein ganzes Maßnahmen-Bündel verständigt: So sollen sich allgemeinmedizinische Praktika in Praxen von Anfang bis Ende durchs Studium ziehen. Während des praktischen Jahres am Ende des Studiums sollen die angehenden Mediziner verpflichtend mehrere Wochen im ambulanten Bereich absolvieren. Alle Studenten sollen im Staatsexamen außerdem eine Prüfung im Fach Allgemeinmedizin ablegen.

Um die Attraktivität der Allgemeinmedizin für Studenten zu erhöhen, sollen die Hochschulen schließlich Lehrstühle für Allgemeinmedizin einrichten. Für Sachsen-Anhalt ist aber zumindest dieser letzte Punkt nichts Neues. An den beiden Universitäten gibt es solche Lehrstühle seit Jahren.

Bei Fachleuten ist das Papier indes umstritten. Hauptkritikpunkt sind zusätzliche Kosten. Experten rechnen allein für die Medizinische Fakultät in Magdeburg mit 1,2 bis 1,7 Millionen Euro jährlich. Weil die Hochschulbildung Ländersache ist, müsste das Geld wohl aus dem Landeshaushalt kommen. Nicht bedacht worden sei zudem, dass die Betreuung von Studenten für niedergelassene Ärzte aufwendig ist, sagt ein Mediziner der Universität Magdeburg. Viele Praxen verfügten nicht über die nötigen Kapazitäten.

Schon jetzt gibt es im Kampf gegen den Ärztemangel viele Strategien. So erhalten Ärzte, die sich niederlassen, Gründungsförderung und Umsatzgarantien. Neben einem bundesweit ausgeschriebenen Hausarzt-Stipendium gibt es seit 2011 die Klasse „Allgemeinmedizin“ in Halle. Mit speziellen Studieninhalten und in Kooperation mit Hausärzten werden hier 20 Studenten pro Jahrgang auf ihre Tätigkeit als Hausärzte in Sachsen-Anhalt vorbereitet. Seit 2014 können die Mediziner dabei sogar ein Vollstipendium in Höhe von 800 Euro monatlich in Anspruch nehmen. Im Gegenzug müssen sie sich bereiterklären, für die Dauer ihrer Förderung nach der Ausbildung als Hausärzte im Land zu arbeiten.

Die Ursachen für den Hausarztmangel sind vielfältig. Eine Umfrage der Kassenärztlichen Bundesvereinigung hat ergeben, dass finanzielle Risiken, niedrige Vergütung, übermäßige Bürokratie und lange Dienstzeiten die wichtigsten Gründe sind, die Mediziner von der Niederlassung abhalten. Hinzu kommt, dass ländliche Regionen auch wegen ihrer demografischen Entwicklung als unattraktiv gelten.

Alle bisheringen Maßnahmen konnten den Trend nicht umkehren.