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Mordprozess LiUnerwartetes Geständnis

Im Dessauer Prozess um die Ermordung der Stundentin Yangjie Li hat die Angeklagte eine umfangreiche Erklärung abgegeben.

Von Bernd Kaufholz 16.01.2017, 09:27

Dessau-Roßlau l Die Angeklagte Xenia I. gab zu Beginn des Prozesstages zur Überraschung aller Beteiligten eine Erklärung ab. Darin räumte sie unter Tränenen umfangreich das Tatgeschehen um die Ermordung der chinesischen Studentin Yangjie Li ein. Außerdem belastete sie den Mitangeklagten, ihren Ex-Freund Sebastian S., schwer.

Sie erläuerterte detailliert eine Vorgeschichte, in der sie sexuelle Erniedrigungen durch S. erleiden musste. Die Aussage der Angeklagten wird im zweiten Teil des Prozesstages fortgesetzt. I. legte während der Erklärung immer wieder Pausen ein.

Ausgangspunkt sei der Wunsch von F. gewesen, „mal einen Dreier“ zu machen. Aber Sex zu Dritt sei nichts für sie gewesen, sagte Xenia I. Etwa eine Woche vor der Tat sei sein Drängen immer stärker geworden. „Ich sollte eine entsprechende Frau finden“, habe er immer aggressiver gefordert.

Am Abend des 15. Mai habe er sie vor die Tür geschickt, um eine Frau anzusprechen. „Aber ich wusst ja gar nicht, was ich sagen sollte“, so I. Nach zwei Stunden sei sie wieder nach oben gegangen. „F. hat mich wieder angeschrien, beleidigt und geschlagen. Wenn ich mich noch einmal so anstellen würde, würde mir mehr passieren, hat er gedroht.“

Am nächsten Abend habe sie erneut vor der Haustür gewartet. F. habe ihr gesagt, dass sie eine Frau, die in Frage komme, um Hilfe bitten solle, um sie ins Haus zu locken. Er habe derweil hinter der Haustür gestanden.

Gegen 20, 21 Uhr sei Frau Li am Haus vorbeigejoggt. Sie habe die Chinesin wie von F. vorgegeben, angesprochen: „Ich brauche Hilfe, um Kartoffeln nach oben zu tragen“. Doch Li habe sie nicht verstanden. Trotzdem sei sie mit ihr in den Hausflur gekommen. „Die Tür klappte zu, ich habe einen leisen Aufschrei gehört und sah, dass F. Frau Li den Mund zugehalten hat.“

Was die Angeklagte über die nächsten Stunden des Martyriums aussagte, lässt sich an dieser Stelle nicht schildern. Sie habe bei den sexuellen Gewalttaten immer wieder eingreifen und F. bewegen wollen von Li abzulassen. Li habe mehrfach versucht, sich aus den Fängen ihres Peinigers zu befreien, aber es nicht geschafft. Allerdings gab I. auch zu, ein Teil des grässlichen Geschehens gewesen zu sein. So habe sie auf Aufforderung die Szene mit der Taschenlampe beleuchtet und ebenfalls – wenn auch widerwillig, wie sie sagte – kurzzeitig mit entblößtem Unterleib an der Peinigung teilgenommen.

Dass F. das Opfer getötet hat, habe sie erst verstanden, als er Li nach Stunden in einer Mülltonne zum Hinterhaus gerollt habe. Dabei habe sie F. jedoch ebenfalls geholfen. Später habe sie das Blut im Haus gesehen.

Am Montag wird der Prozess fortgesetzt. Ob I. dann Fragen beantworten wird, machte sie von einem Gespräch mit dem psychiatrischen Gutachter Dr. Bernd Langer abhängig.