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Mr. Universum Schwarzeneggers "Bruder" ist Zerbster

In Zerbst lebt der "Bruder" Arnold Schwarzeneggers - nicht leiblich, aber muskel-sportlich. Martin Hesse wurde Ende 2017 "Mr. Universum".

Von Bernd Kaufholz 21.02.2018, 00:01

Zerbst l Martin Hesse flößt Respekt ein. Auch ohne Polizeiuniform. Allein seine 1,95 Meter lassen einen Durchschnittsgroßen sofort an Basketball denken. Und wenn der Blick auf die Muskelpakete des 26-Jährigen fällt, erkennt man augenblicklich den Kraftsportler.

Der Polizeikommissar vom Dessauer Revier darf sich seit November des vergangenen Jahres „Mr. Universum“ nennen. Zwar nicht in derselben Kategorie wie sein Profivorgänger „Arnie, der Terminator“, aber im Amateurbereich der Klasse „Mens Physique“, was frei übersetzt „Körperbau der Männer“ bedeutet.

„Bei Schwarzenegger und Co. ging und geht es nur um Muskelmasse“, sagt der Zerbster. „Bei uns Amateuren steht die klassische Körperform eines Mannes im Vordergrund.Also das Streben, dem männlichen Idealbild so nahe wie möglich zu kommen.“

Zum Beispiel das Gewicht. Die Richtzahl ist Körpergröße minus 100 – bei Hesse also 95 Kilogramm. Mit Punkten bewertet werden auch gepflegtes Aussehen, die V-Form des Rückens, große, aber nicht zu große Brust- und Armmuskeln, Bräunung und Ausstrahlung.

Der Mann, der an der Fachhochschule Polizei in Aschersleben studiert hat und seit sieben Jahren Uniform trägt, hat vor seinem Eintritt ins Reich der Muskelmänner „fast jede Ballsportart ausprobiert. „Fußball, Volleyball, Tischtennis – ganz gleich, wie groß der Ball war – ich trat oder schlug dagegen.“

Er sei „ein typischer Wettkampftyp“, charakterisiert er sich selbst. Und als er das Spielen mit dem Runden aufgrund mehrerer Verletzungen aufgeben musste, kam er zum Bodybuilding, weil er von der Statur her dafür bereits ohne Training gute Voraussetzungen hatte.

„Ich bin der Sucht verfallen“, schmunzelt er und zeigt stolz in einem kleinen Zimmer mit Hometrainer auf drei Pokale, die unter dem großen Plakat mit der Ankündigung des „Mr.-Universe"-Wettbewerbs am 25. November in Hamburg, stehen. Den mittleren „Pott“ hält er hoch, und er erzählt, wie knapp er an einer Disqualifikation vorbeigeschrammt ist.

„Es gibt drei Wiegerunden vor dem Ausscheid und da wird genau aufs Gewicht geachtet. Mir ist fast das Herz stehengeblieben, als die Waage 96 – also ein Kilo zu viel – angezeigt hat. Er sei dann sofort zur Hotelsauna gesprintet, um die einzige Möglichkeit zu versuchen, eineinhalb Stunden vor dem Auftritt Gewicht zu verlieren: Wasser ausschwitzen. „In der Sauna saß ein Israeli, der hat mir ein paar Tipps gegeben, wie ich Wasser reduzieren kann.“

Am nächsten Tag habe er den Mann wiedergetroffen. „Es ging um Platz eins oder zwei. Wir waren die letzten beiden von 22 Teilnehmern aus 18 Ländern.“ Ob sich sein Schwitz-Bekannter in diesem Augenblick darüber geärgert hat, dass er ihm hilfreiche Ratschläge gegeben hat, sei zwar nicht verbrieft, aber nicht unwahrscheinlich.

Seine Ehefrau Liz ist fast immer dabei, wenn er Wettkämpfe bestreitet, denn sie betreibt denselben Sport. „In der Bikini-Klasse“, sagt Hesse. Kennengelernt hat sich das Paar allerdings bei der Polizei.

Apropos Polizei. Seine Kollegen im Dessauer Polizeirevier kennen natürlich seine Freizeitbeschäftigung. Die Reaktionen darauf seien unterschiedlich, sagt der Kommissar. Eines habe sich allerdings grundlegend geändert: „Die Kollegen rufen nicht mehr hinter mir her: ,Hallo, Martin!‘, sondern ,Hallo, Mr. Universum!‘.“

Sein Muskel-Hobby finanziert Hesse zum größten Teil selbst. „Bei den Athleten, die am Ausscheid in Hamburg teilgenommen haben, sah das völlig anders aus – Sportnahrungsfirmen, Bekleidungsausstatter, wo man hinsah. Und fast alle anderen Teilnehmer hatten einen Trainer“, sagt der Polizeibeamte, der keinen Sponsor, lediglich einen T-Shirt-Produzenten an seiner Seite hat.

Seinen Titel verteidigen wird Hesse in diesem Jahr auf den Philippinen nicht. Da ist er sich sicher. Vielmehr liebäugelt er mit der „Profikarte“.

„Im Oktober findet der Wettbewerb der IFBB (Internationale Vereinigung für Bodybuilding und Fitness) statt. Wenn man sich dafür qualifiziert, bleibt man ein Leben lang Profi“, sagt Hesse, der der erste Deutsche ist, der in seiner Klasse „Mr. Universum“ wurde. „Aber meinen Beamtenjob will ich auf keinen Fall aufgeben.“ Auch nicht, wenn beim IFBB-Endausscheid ganz schnell mal eine Million Dollar Preisgeld auf dem Tisch liegt

Sollte er wirklich mal auf dem Treppchen stehen, hätte er noch etwas mit seinem „Bruder“ gemein: den Titel „Mr. Olympia“. Allerdings hat ihn Arnie während seiner aktiven Zeit siebenmal gewonnen.