1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Höchste Flutgefahr für 3400 Gebäude

Neue Risikokarte Höchste Flutgefahr für 3400 Gebäude

Mehr als eine halbe Million Hausbesitzer müssen in Sachsen-Anhalt mit Hochwasserschäden rechnen. Nur knapp die Hälfte ist versichert.

Von Jens Schmidt 21.07.2016, 01:01

Magdeburg l Die aktuelle Hochwassergefahren-Karte für ganz Deutschland liegt vor. Sie ist deutlich präziser, da Geländehöhen und Risiken besser erfasst sind. Jeder kann im Internet die Karte aufrufen, seine Adresse eingeben und erfährt dann, wie stark sein Häuschen von Fluten bedroht ist. Die gute Nachricht: Durch die genauere Erfassung gelangten etliche Häuser von den höchsten Risikozonen in geringere Gefährdungsklassen. Das heißt: Für sie werden Versicherungen günstiger.

Im Vergleich zum Flutjahr 2013 profitieren in Sachsen-Anhalt davon gut 10.000 Grundstücksbesitzer. Dennoch geben Verbraucherschützer keine Entwarnung. Immerhin mehr als 600.000 Grundstücke sind von Flutrisiken betroffen; gut 12.000 von ihnen sogar stark oder sehr stark. Aber nur 44 Prozent von Sachsen-Anhalts Hausbesitzern haben eine Police, die im Fall von Hochwasser und anderen Naturgewalten zahlt. Auch in der höchsten Risikozone ist nur gut die Hälfte der Gebäude gegen Flutschäden versichert. „Jeder Hausbesitzer und jeder Haushalt sollte sich bei der Gebäude- oder Hausratsversicherung unbedingt auch gegen Elementarschäden absichern“, rät Sven Kretzschmar von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt.

Das gilt auch für die Grundstücke in vermeintlich recht sicheren Hochwasserzonen: „Denn es geht ja auch um andere Gefahren wie Starkregen“, sagt Kretzschmar. Wenn es wie aus Eimern schüttet, können kleinste Bäche zu zerstörerischen Strömen anschwellen – wie zuletzt in Bayern oder 1994 im Harz. Die Verbraucherschützer fordern daher eine Pflichtversicherung gegen Elementarschäden. Bislang ist das freiwillig, die Justizminister der Länder beschlossen erst 2015, dass es dabei auch bleiben soll.

Die Politik setzt auf Überzeugung. Mit unterschiedlichen Resultaten. In Niedersachsen sind gerade mal 16 Prozent der Gebäude gegen Flut, Blitz und Sturm versichert, in Baden-Württemberg 95 Prozent. Im Ländle gab es bis 1994 schon eine Versicherungspflicht, die aber aus EU-rechtlichen Gründen abgeschafft wurde.

Was kostet eine Police? Die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA) etwa kalkuliern für ein durchschnittliches Eigenheim in der untersten Gefahrenklasse etwa 40 Euro im Jahr bei 500 Euro Selbstbeteiligung. In den hohen Risikozonen 3 und 4 werden Policen für 140 Euro angeboten – allerdings sind dann Selbstbeteiligungen von 5000 bis 10.000 Euro und mehr fällig. In der höchsten Gefährdungszone schauen sich Versicherer zudem jeden Fall einzeln an.