1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Zusammenkunft der Hartgesottenen

Opel-WintertreffenZusammenkunft der Hartgesottenen

Rund 1000 Opel-Fans aus ganz Deutschland haben sich in der Motorsportarena Oschersleben getroffen. Hartgesottene zelteten an der Arena.

Von Sebastian Pötzsch 23.01.2017, 00:01

Oschersleben l Es ist Sonnabendmittag, das Thermometer hat es nur auf drei Grad über null geschafft. Obwohl keine Saison ist, herrscht auf dem Gelände der Motorsportarena in Oschersleben Trubel. Etwa 1000 Fans sind hier, um beim Opel-Wintertreffen dabei zu sein.

Plötzlich brüllen Motoren laut auf. In einem extra abgesperrten Areal dreht Marc Seidler in einem Opel Omega seine Runden. Der Krach ist ohrenbetäubend, eine dichte, nach verbranntem Gummi stinkende Rauchwolke legt sich über das Gelände. Diese stammt von den quietschenden Reifen an der Hinterachse. Immer weiter malträtiert der Fahrer die schwarzen Reifen, bis irgendwann ein lauter Knall ertönt. Durch den dichten Rauch dringen Applaus und Jubelrufe ans Ohr. Erst nach einem zweiten Knall verlässt der Opel den extra abgesicherten Platz.

„Viele verstehen unser Hobby nicht. Wir nennen es auch Altreifenverwertung“, erklärt der Drift-Profi aus Potsdam und lächelt dabei verschmitzt. Was er gerade zeigte, ist ein sogenannter Burnout. „Wir fahren erst vom Platz, wenn beide Reifen auf der Hinterachse platt sind“, beschreibt Marc Seidler seine Leidenschaft, die er offenbar mit vielen teilt. So auch mit seinem Freund Thomas Willenberg.

Dafür hätten sie ihren Opel Omega, Baujahr 1989, extra umgebaut. So wurde der Tank in den Kofferraum verlegt, das Differenzial gesperrt und die Motorkühlung optimiert.

Noch 14 Reifensätze haben sie dabei, erzählen die beiden Opel-Fans. „Wenn die Technik hält, werden wir die alle noch aufrauchen“, beschreibt Seidler das gemeinsame Ziel.

Mehrere hundert Meter entfernt weht der Geruch von Bratwurst über den Camping-Platz. Pascal John, Patrick Poppe und Sebastian Voigt hantieren an einem Grill. „Wir kommen aus Dornburg im Jerichower Land und sind am Freitagnachmittag angereist“, erzählt Patrick. Er und Pascal haben im Zelt übernachtet – bei Temperaturen unter null Grad Celsius. „Die Nacht war kalt. Viel geschlafen habe ich nicht“, erinnert sich Patrick. Vor allem an seinen Füßen sei die Kälte emporgekrochen. „Dann heißt es aufstehen, ein bisschen durch die Gegend laufen und wieder hinlegen“, sagt der Opel-Fan. Das würden sie immer wieder so tun, auch im nächsten Jahr. „Wir fahren alle Opel, weil das eine coole Automarke ist“, meint Pascal und fügt hinzu: „Hier sind wir Gleichgesinnte unter Gleichgesinnten.“

„Wir sind ja Veranstalter des weltweit größten Opeltreffens, das seit 22 Jahren hier im Sommer stattfindet. 2015 hatten wir dann die Idee, auch ein Wintertreffen zu organisieren“, erklärt unterdessen Marcel Orban, Pressesprecher der Motosportarena.

Die erste Veranstaltung ist so gut gelaufen, dass die Reihe aus dem Jahreskalender nun nicht mehr wegzudenken sei. Dass das Wintertreffen bei weitem nicht die Ausmaße wie das Sommertreffen hat, sei genauso gewollt. „Die Veranstaltung im Juni ist ja eher ein großes Festival. Heute dagegen stehen die Autos im Mittelpunkt“, erklärt der Arena-Sprecher. Außerdem seien die Gästezahlen von vornherein limitiert. „Sollten im Ernstfall die Wetterverhältnisse derart schlecht werden, können wir die Teilnehmer ja nicht unter freiem Himmel campieren lassen“, begründet Orban.

Doch dieses Mal scheint die Sonne und lockt immer mehr Besucher auf das Gelände. Einer ist Michael Andrezejewsky aus Braunschweig. Er fährt sein Kadett C-Coupé, Baujahr 1973, vor. Der Opel-Fan will mit seinem Auto an einem der Wettbewerbe teilnehmen. Die himmelblaue Augenweide wird von den Juroren Arne Kühne aus Haldensleben und Sören Schröder aus Gardelegen genau unter die Lupe genommen. „Wir bewerten unter anderem Sauberkeit, Optik, Karosserie, Sicherheit und die Straßenzulassung. Selbst wenn der Sani-Kasten fehlt, gibt es Punktabzug“, erklärt Sören Schröder.

Das Fahrzeug des Braunschweigers präsentiert sich in der Kategorie „Schönstes Auto“. Außerdem wird der „Schneeschieber“, also das tiefste Auto gesucht, oder die „Winterschlampe“ . „Damit sind meist Zweitfahrzeuge gemeint, die möglichst rattig, also heruntergekommen aussehen“, beschreibt Kollege Arne Kühne.

Doch für die Besucher gibt es noch mehr zu sehen, als blinkendes Chrom und glänzender Lack – oder eben viel Rost. So bietet eine Händlermeile, was das Opelaner-Herz begehrt. Ferner kann bei einem der zahlreichen Club-Spiele mitgemacht oder gegen einen Obolus über die Rennstrecke geheizt werden.

Zurück auf dem Campingplatz fällt ein Pärchen auf. „Wir sind aus Osterwieck im Harz“, stellt Stefanie Schmidt sich und ihren Partner vor. Der gemeinsame Opel Astra macht einen äußerst verrosteten Eindruck, obwohl er als Zugmaschine für einen kleinen Wohnwagen herhalten muss. „Erst durch den speziellen Lack sieht das Auto so ,rattig‘ aus“, erzählt Stefanie und führt durch den geräumigen Anhänger.

Ihr Partner Robert Wüstemann ist derweil am großen Gaskocher beschäftigt. „Es gibt Schweinemedaillons in Sahnesauce“, verrät der Koch nicht ganz ohne Stolz und ergänzt: „Wir sind ,opelbekloppt‘ und verpassen keine Veranstaltung. Wir sind eben wie eine große Familie. Jeder hilft jedem.“ Und deshalb werden sie auch das nächste Mal wieder nach Oschersleben kommen.