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Polizei Immer mehr Waffen

Im Jahr 2016 gab es in Sachen-Anhalt mit 131 Polizei-Einsätzen wegen Waffengewalt so viele wie noch nie.

Von Matthias Fricke 26.05.2017, 01:01

Magdeburg l In Sachsen-Anhalt gibt es immer mehr legale scharfe Waffen im Privatbesitz (aktuell rund 120.000). Hinzukommen Tausende Schreckschusspistolen, Anscheinswaffen und auch sonstige illegale Gegenstände vom Schwarzmarkt. „Diese steigende Bewaffnung im Land ist sicher ein entscheidender Grund dafür, dass die Einsatzkräfte des Spezial-einsatzkommandos (SEK) immer häufiger von den Polizeidirektionen angefordert werden“, erklärt Andreas von Koß vom Landeskriminalamt (LKA). Denn die etwa 50 maskierten Männer mit der Spezialbewaffnung werden meist nur dann gerufen, wenn mit einem bewaffneten Angriff oder anderen heiklen Situationen gerechnet werden muss.

So war es auch nach einem Familienstreit in Groß Rosenburg im Salzlandkreis im Juli 2016. Ein 31-jähriger Hobby-Jäger hatte seine Eltern im gemeinsamen Wohnhaus mit einem Revolver bedroht. Die alarmierte Polizei rief daraufhin das SEK zu Hilfe. Als die Beamten eintrafen, lief der Mann mit der gezogenen Waffe auf dem dunklen Fußweg auf die Beamten los und habe sie gegen die Polizisten gerichtet. Es fielen mehr als ein Dutzend Schüsse. Der junge Mann sackte tödlich getroffen zusammen. Wie in diesen Fällen üblich, leitete die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren ein und ließ Projektile und Waffen sicherstellen.

Inzwischen sind die Untersuchungen nach Angaben von Oberstaatsanwalt Frank Baumgarten abgeschlossen. „Wir haben keine strafbare Handlung der SEK-Beamten erkennen können“, sagte er. Die Ermittlungen seien eingestellt worden. Über eine Beschwerde dagegen müsse die Generalstaatsanwaltschaft in Naumburg aber noch entscheiden. Seit 1999 ist dies der erste SEK-Einsatz, bei dem ein Mensch von den Beamten getötet wurde. Damals hatte in Magdeburg ein bewaffneter Supermarkt-Räuber zuerst auf einen Beamten geschossen, der dabei auch schwer verletzt wurde. Die Polizisten erwiderten das Feuer, so dass der Mann tödlich getroffen wurde.

Bei einem zweiten Schusswechsel gab es im August in Reuden (Burgenlandkreis) vier Verletzte. Neben drei Beamten wurde auch der 41-jährige Angreifer schwer verletzt. Der ehemalige „Mister Germany“ und Reichsbürger Adrian U. muss sich nun wegen versuchten Mordes verantworten. Die Einsatzkräfte mussten bisher aber nur extrem selten ihre Waffe nutzen. In den vergangenen fünf Jahren gaben die Beamten bei vier Einsätzen Schüsse ab.

Angesichts steigender Einsatzzahlen plant das LKA den Aufbau einer vierten Einsatz-Gruppe. LKA-Chef Jürgen Schmökel: „Das braucht aber Zeit, weil die Anforderungen sehr hoch sind.“

Im Jahr 2015 hatte es 109 SEK-Einsätze in Sachsen-Anhalt gegeben, 2014 waren es 107.