1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Auf Luthers Spuren durch Sachsen-Anhalt

Reformationsjubiläum Auf Luthers Spuren durch Sachsen-Anhalt

Außer Thesen viel gewesen: Martin Luther hinterließ in Sachsen-Anhalts seine Spuren. Eine Übersicht über die Stationen des Reformators.

04.07.2017, 18:12

Wittenberg/Erfurt (dpa) l Es ist ein unscheinbarer Stein. Ein älterer Herr liest gebeugt die Inschrift: "Hilf du St. Anna, ich will ein Mönch werden." Ob der Mann weiß, was hier geschah? Am 2. Juli 1505 gerät Martin Luther auf dem Rückweg von seinen Eltern in Mansfeld in ein heftiges Gewitter. Von Blitz und Donner zu Tode geängstigt, legt er das heute in Stein verewigte Gelübde ab, das seinen weiteren Werdegang bestimmt und die Weltgeschichte verändert. Zwölf Tage später tritt er in das Augustinerkoster in Erfurt ein.
Der Stotternheimer Luther-Stein ist ein kleiner Geheimtipp für Reformationstouristen im großen Jubiläumsjahr 2017, 500 Jahre nach dem Thesenanschlag zu Wittenberg am 31. Oktober 1517. Nur braucht es Vorstellungskraft, um der Historie nachzuspüren – allein die Fußreise von Mansfeld nach Erfurt, wo Luther studierte, dauerte früher tagelang. Heute fährt man die 80 Kilometer bis zu seinem Elternhaus in 60 Minuten.

Die Fantasie ist auch gefragt, wenn man vor der Taufkirche Luthers St.-Petri-Pauli in seinem Geburtsort Eisleben im heutigen Sachsen-Anhalt steht. Das Original-Gebäude, in das Luthers Vater mit dem frisch geborenen Martin im November 1483 eilte, steht nicht mehr - bis auf einen Teil der alten Turmkapelle. Immerhin ist noch der Taufstein Luthers in der heutigen Kirche erhalten, auch wenn er nach Auskunft von Pfarrerin Simone Carstens-Kant Anfang des 19. Jahrhunderts neu aufgebaut wurde und nur sein Kern noch original ist.
34 Jahre nach seiner Taufe tut Luther nicht nur aus Sicht des Papstes in Rom etwas Unerhörtes, das zu seiner Exkommunikation und Ächtung führt. Er veröffentlicht seine berühmten 95 Thesen gegen den Ablasshandel. Hat er sie ans Nordportal der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen, wo Luther als Theologieprofessor lehrt? Die Schlosskirche wird damals auch als Hörsaal genutzt.
"Hier war das Schwarze Brett der Uni", sagt Stadtführerin Annett Schulz vor der zwei Tonnen schweren bronzenen Thesentür, die erst im 19. Jahrhundert gefertigt wurde. "Wenn er etwas angeschlagen hat, werden es Plakate oder Zettel gewesen sein als Grundlage einer Disputation unter Unikollegen."
Dass Luther seine 95 Thesen tatsächlich am Kirchenportal anbrachte, galt in der Geschichtsforschung lange Zeit als unwahrscheinlich. "Was die Besucher wissen wollen, ist: Wie war das mit den Thesenanschlag?", sagt Benjamin Hasselhorn vom Lutherhaus in Wittenberg, dem alten Klostergebäude, in dem der Reformator lange Zeit mit seiner Frau Katharina von Bora und den gemeinsamen Kindern lebte. Aufgrund einer vor rund zehn Jahren entdeckten Notiz von Georg Rörer, dem Privatsekretär Luthers, geht man heute davon aus, dass die Geschichte mit den Thesen wohl doch stimmt.