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Rettungshunde Vermisste suchen statt Gassi gehen

Die Dienste von ehrenamtlichen Hundeführern werden vor allem von der Polizei in Anspruch genommen - so wie hier am Beispiel Tangerhütte.

16.08.2017, 09:41

Tangerhütte (dpa) l Diesmal versteckt sich Katharina Nelke zwischen den Bäumen. Hundeführerin Cathrin Dietze schickt ihre Labrador-Hündin Emma in das Waldstück, und nur wenige Sekunden später schlägt das Tier an. Es hat Katharina gefunden. Dafür gibt's ein Leckerli. Und für Emma ist das Spiel vorbei.

"Für den Hund sind das alles verrückte Spiele, ob Agility, Flächensuche oder anderer Hundesport", sagt Alexandra Koch. Die Tierärztin ist Ausbilderin und weiß genau, wie Hunde ticken. In der BRH Rettungshundestaffel Magdeburg-Elbeland bildet sie verschiedene Arten von Rettungshunden aus.

Flächensuchhunde werden eingesetzt, um auf großen Flächen, meist in Wäldern, vermisste Menschen aufzuspüren. Dabei folgen sie keiner bestimmten Witterung, sondern suchen ganz allgemein nach Menschen – finden würden sie auch mal einen Pilzsammler, schmunzelt Alexandra Koch. Trümmersuchhunde kommen zum Beispiel nach Erdbeben zum Einsatz, um Verschüttete zu finden. Mantrailer können auch noch nach Wochen Geruchsspuren Vermisster wahrnehmen.

Beim Hund seien immer Fressen oder Spielen die Motivation, sagt Koch. "Es kommt darauf an, ihm das beizubringen, was wir wollen. Der Hund macht es dann für sein Futter oder für sein Spielzeug." Diesmal wird auf dem Übungsplatz der Hundefreunde in Tangerhütte trainiert. Das angrenzende Waldstück eignet sich gut für das Training der Flächensuchhunde. Zweimal pro Woche treffen sich die Hundeführer zu Einheiten. Immer woanders, damit sich die Hunde nicht an die Umgebung gewöhnen. Bestenfalls kann ein Hund nach anderthalb Jahren eine Prüfung zum Rettungshund ablegen.

"Aber zweimal in der Woche zu trainieren, reicht nicht", sagt die Polizistin Kathleen Gerike, die wie alle anderen in ihrer Freizeit mit ihren Hunden trainiert. "Man muss auch allein mit dem Hund arbeiten." Gerike hat zwei Hunde: Carlo, einen ungarischen Vizsla, der ausgebildeter Flächensuchhund ist, und Brown, einen Deutsch Kurzhaar, der in der Ausbildung zum Mantrailer ist.

Wie Gerike zur Staffel kam? "Ich hatte damals nur Carlo und habe etwas gesucht, was uns beiden Spaß macht", erzählt sie. "Nur spazieren gehen hat mir nicht gereicht. Wir haben hier ein Probetraining absolviert. Als ich Carlo dann ins Auto gesetzt habe, hat er gewinselt. Er wollte unbedingt weitermachen. Seitdem sind wir dabei."

Zur Magdeburger Gruppe gehören elf Hundeführer und 15 Hunde, die meisten Labradore. Grundsätzlich eignet sich aber fast jeder Hund. Die Tiere müssen körperlich fit sein, denn eine Suche kann lange dauern, führt oft durch dichtes Unterholz. Etwa acht- bis zehnmal im Jahr wird die Staffel angefordert, meistens von der Polizei. Dort sind die Tiere gerngesehene Unterstützung, wenn die eigenen Fährtenhunde passen müssen.

Echte Suchen sind für die Hunde sehr anstrengend, zumal nur wenige erfolgreich sind: sieben Prozent der Einsätze einer bundesweiten Statistik zufolge. Ein einziges Mal hatten die Hunde der Magdeburger Gruppe ein Erfolgserlebnis. "Man muss aufpassen, dass die Hunde nicht zu oft in den Einsatz gehen. Sie brauchen nach solchen Suchen viel Zeit, um wieder aufgebaut zu werden", erklärt Ausbilderin Alexandra Koch – und ergänzt: "Man kann nicht erklären, wie die Hunde arbeiten. Sie leben geruchstechnisch in einer ganz anderen Welt als wir."