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Sachsen-Anhalt Exportwirtschaft gerät ins Stottern

Unternehmen in Sachsen-Anhalt haben 2016 weniger ins Ausland exportiert. Wirtschaftsminister Willingmann (SPD) will die Firmen unterstützen.

17.04.2017, 23:01

Magdeburg l Deutschland hat seinen Titel als Exportweltmeister behauptet, die Ausfuhren legten 2016 um 1,2 Prozent auf 1,21 Billionen Euro zu. Weniger weltmeisterlich sieht dagegen die Handelsbilanz Sachsen-Anhalts aus. Die hiesigen Firmen exportierten lediglich Waren im Wert von 14,8 Milliarden Euro, knapp ein Prozent weniger als im Vorjahr. Das geht aus einer Anfrage der Volksstimme beim Wirtschaftsministerium in Magdeburg hervor.

Noch stärker eingebrochen sind die Einfuhren aus dem Ausland nach Sachsen-Anhalt, sie gingen um acht Prozent auf 14,7 Milliarden Euro zurück. Den Experten im Ministerium zufolge hat dies aber vorwiegend statistische Gründe. So sind etwa die Preise für importiertes Öl zuletzt relativ niedrig gewesen. Das wiederum schlägt sich in der Bilanzsumme nieder.

Positiver Nebeneffekt: Erstmals seit Jahren konnte das Land wieder eine positive Handelsbilanz vorweisen, die Exporte übertrafen die Importe um rund 100 Millionen Euro.

Für den stockenden Außenhandel nennt Wirtschaftsminister Armin Willingmann zwei Ursachen. „Nach wie vor haben wir eine verhältnismäßig kleinteilige Wirtschaft, die vor allem von mittelständischen Betrieben geprägt wird. Das sind solche, die sich im Exportgeschäft nur zurückhaltend bewegen.“ Aber auch die allgemeine weltpolitische Lage, die derzeit von Unsicherheiten und Krisen geprägt sei, könnte Einfluss gehabt haben.

Der Blick in die Export-Statistik zeigt: Mit großem Abstand ist der europäische Binnenmarkt für die Unternehmen in Sachsen-Anhalt am wichtigsten, 78 Prozent aller Waren verkauften die Firmen in den EU-Nachbarländern. Nach Asien gingen knapp zwölf Prozent der Güter, nach Amerika rund acht Prozent.

In der Liste der wichtigsten Handelspartner Sachsen-Anhalts hat es leichte Veränderungen gegeben. Polen steht unverändert auf Platz eins. Trotz des beschlossenen Austritts aus der EU hat der Handel mit Großbritannien weiter zugenommen. „Die Entwicklung zeigt, wie wichtig Großbritannien für uns ist“, betont Willingmann. „Wir müssen jetzt Sorge dafür tragen, dass der Austritt aus der EU nicht zu schwerwiegenden Folgen bei uns in der Wirtschaft führt.“ Es müsse im Interesse aller EU-Länder liegen, die Briten als Handelspartner zu behalten.

Wie bereits in den Vorjahren ist Russland unter den Top Exportmärkten nicht vertreten, ebenso wenig die Ukraine. Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister hat zwar Verständnis für Forderungen aus der Wirtschaft, die Sanktionen abzuschaffen. Trotz mancher traditioneller Verbindungen nach Russland sagt Willingmann aber auch: „Wenn man die Emotionen mal weglässt, erkennt man, dass die wichtigsten Handelspartner in der EU liegen.“

Der SPD-Politiker will auch in den kommenden Jahren Unternehmen dabei helfen, neue Geschäftskontakte im Ausland zu knüpfen. „Ich will noch intensiver die West-Kontakte pflegen“, kündigt er an. „Wir werden Großbritannien bereisen und wir werden auch schauen, dass wir die Kontakte in die USA ausbauen.“

Mit Blick auf die neue US-Regierung hofft Willingmann, dass Donald Trump von protektionistischer Politik absieht: „‚America first‘ hört sich nur im ersten Moment unglaublich attraktiv an. Ein abgeschotteter Markt ist aber einer, der vor allem für Verbraucher teurer wird.“