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Sachsen-Anhalt-Tag Eisleben hofft auf den Langzeiteffekt

Zehntausende haben den Sachsen-Anhalt-Tag in Eisleben gefeiert. Die Eisleber selbst erhoffen sich vom Fest einen Schub für den Tourismus.

Von Alexander Walter 18.06.2017, 17:06

Eisleben l Pünktlich zum Mittag hebt sich am Sonnabend der Schleier. Der Himmel meint es gut mit dem Sachsen-Anhalt-Tag in der Lutherstadt Eisleben. Überall Musik, in den Straßen erwacht das Leben. Schon jetzt sind Tausende gekommen, um das Landesfest in der Geburtsstadt Martin Luthers zu erleben. Eisleben hat sich herausgeputzt. Für die Stadt ist es das Ereignis des Jahres. Die Auswahl für Besucher ist riesig. Auf elf großen Bühnen präsentiert sich Sachsen-Anhalt von Arendsee bis Zeitz.

Tanzgruppen treten auf, Trommelgruppen geben den Rhythmus vor. Organisationen und Parteien informieren an unzähligen Ständen. Alle Lutherstätten sind geöffnet, ebenso die Kirchen.

Zwischen die Menschen hindurch bahnt sich Gerhard Mitschke seinen Weg an der Drehorgel. Der ältere Herr aus Dessau-Roßlau ist gut gelaunt. Seit um zehn ist „Drehorgel-Gerhard“, wie er sich selbst nennt, unterwegs. Mindestens bis 20 Uhr will er spielen. „Eisleben finde ich wunderschön“, erzählt er während der Schneewalzer dudelt. Die Festmeile sei so aufgebaut, dass er alles gut abfahren kann. Seit 1996 ist Mitschke bei jedem Landesfest. „Die Menschen in Eisleben sind besonders nett“ sagt er. „Und sie geben gern etwas.“ Als hätte es eines Beweises bedurft, werfen zwei Herren Münzen in sein Spendenkörbchen. Mitschke hebt dankend den Zylinder. Dann will er aber weiter.

Ein paar Meter entfernt flirtet der Gardeleger Otto-Reutter, alias Manfred Brandt, derweil mit den Mitarbeiterinnen der Stadt Dürrenberg. „Und bist du ein Mädchen von zwanzig Jahr und freist einen Mann, der schon fünfzig war“, rezitiert er aus einem Couplet seines berühmten Vorbilds. Schnell taut das Eis, die Dürrenbergerinnen lachen – Brandt ist in seinem Element. Für seine Einlage erhält er lauten Applaus. Nicht nur Beifall bekommt dagegen Martin Kloes. Der Eisleber kümmert sich um die öffentlichen Toiletten seiner Stadt. Jedem Besucher muss er 50 Cent abnehmen.

„Ich sollte mich schon ausweisen, einer hat gedroht, die Polizei zu rufen“, erzählt er. Die Mehrheit der Gäste aber sei freundlich. Toll findet Kloes das große Interesse an seiner Heimat. „Eisleben sollte solche Feste öfter auf die Beine stellen. Wir haben schließlich eine wunderbare Stadt“, sagt er. Das scheint inzwischen zu immer mehr Menschen durchzudringen. Am frühen Abend wird die Festmeile deutlich voller. Autos mit Kennzeichen auch aus den Nachbarbundesländern drängen sich auf den Parkplätzen am Stadtrand. Zehntausende Besucher halten sich jetzt auf der Festmeile auf. Auf dem Rummel mit dem höchsten Riesenrad Europas bilden sich Schlangen. Die zweite große Partynacht des Landesfestes nach Freitag kündigt sich an. An den Bühnen der Radiosender versammelt sich das Abendpublikum.

Am Markt tritt Oberbürgermeisterin Jutta Fischer ans Mikrofon. Zeit für eine Zwischenbilanz: „Es war richtig den Sachsen-Anhalt-Tag nach Eisleben zu holen“, betont sie. „Alle zeigen ihre Verbundenheit zur Stadt.“ Fischer ist überzeugt: Das Fest wird lange nachwirken. „Viele haben gesagt, sie wollen wiederkommen.“ Das hoffen auch Bernd Ehricht und Jochen Cuck unten vor der Bühne. Die Eisleber haben die Rede ihrer Oberbürgermeisterin verfolgt. „Es ist traurig, dass Eisleben in den vergangenen Jahren als Lutherstadt so hinter Wittenberg zurückgetreten ist“, sagt Ehricht. „Wenn der Sachsen-Anhalt-Tag daran etwas ändert, wäre das toll.“

Unterdessen haben die Quedlinburger Stadträte beschlossen, sich als Sachsen-Anhalt-Tag-Ausrichter für das Jahr 2019 zu bewerben.