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Sachsen-Anhalt Zu wenig Erzieher in den Kitas

Die Kitas vieler anderer Länder sind personell besser ausgestattet als die in Sachsen-Anhalt. Die Landesregierung relativiert den Vergleich.

27.07.2017, 23:01

Magdeburg/Wiesbaden l Genau 30.987 Kinder unter drei Jahren waren am Stichtag 1. März 2017 bei öffentlich geförderten Tagesmüttern, -Vätern oder Kindertagesstätten in Sachsen-Anhalt untergebracht. Das waren 619 beziehungsweise zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Zahlen hat das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden veröffentlicht.

Sachsen-Anhalt nimmt damit bei der Betreuungsquote (57 Prozent) einen Spitzenplatz in Deutschland ein. Nur in Brandenburg ist diese marginal höher (57,2 Prozent). Schlusslichter sind Nordrhein-Westfalen (25,7) und Bremen (27).

Bundesweit stieg die Zahl der betreuten Null- bis Dreijährigen zuletzt um 5,7 auf 32,7 Prozent. Den vergleichsweise geringen prozentualen Anstieg in Sachsen-Anhalt erklären die Statistiker mit dem bereits in den Vorjahren hohen Betreuungsniveau in den ostdeutschen Flächenländern.

Auch bei den Drei- bis Sechsjährigen gibt es ein kleines Plus: Zum 1. März wurden 50.208 Kinder im Land betreut, 209 mehr als im Vorjahr.

In puncto Personal sieht die Lage ein wenig anders aus. Zwar wurde der Betreuungsschlüssel in Sachsen-Anhalt seit 2013 verbessert – dennoch ist eine Krippenerzieherin zwischen Arendsee und Zeitz für 5,6 Kinder zuständig. In Baden-Württemberg (2,9) und Bayern (3,6) ist das Verhältnis deutlich besser.

Im Kindergarten, bei den Drei- bis Sechsjährigen, sind Unterschiede zwar nicht ganz so groß, aber dennoch markant. Während in Sachsen-Anhalt eine Erzieherin 10,7 Kinder betreut, sind es im Bundesdurchschnitt 8,6 Kinder.

Das Haus von Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) warnt jedoch davor, ausschließlich Personalschlüssel als Vergleich heranzuziehen. Diese seien „ein zentraler, aber nicht der allein entscheidende Faktor für eine gute Betreuung“, sagt Ministeriumssprecherin Ute Albersmann. „Sachsen-Anhalt hat ein flächendeckendes, gut ausgebautes Netz an Kindertageseinrichtungen, deren Öffnungszeiten sich an den Bedarfen der Eltern orientieren.“ Dies sei im Vergleich zum Westen ein Standortvorteil. In Baden-Württemberg schließen viele Einrichtungen bereits mittags oder am frühen Nachmittag.

Dennoch wird bei der Überarbeitung des Kinderförderungsgesetzes im Herbst das Thema Personal nochmal zur Debatte stehen. Man strebe eine „weitere Verbesserung der tatsächlichen Fachkraft-Kind-Relation in den Einrichtungen vor Ort“ an, so Albersmann. Was das konkret bedeutet, ist offen. Albersmann: „Wie und in welchen Schritten das konkret umgesetzt wird, wird im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens diskutiert werden.“

In diesem Jahr gibt das Land rund 330 Millionen Euro für die Kinderbetreuung aus. 2012 waren es noch 184 Millionen Euro gewesen. Dennoch sind die Elternbeiträge in vielen Gemeinden im gleichen Zeitraum gestiegen.