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Saunazeiten Öffnungszeiten angepasst

Er wollte gleichlange Saunazeiten für Männer und Frauen. Stadtrat Marcel Guderjahn erntet dafür Kritik aus seiner Fraktion.

Von Christina Bendigs 07.09.2015, 01:01

Magdeburg l Da will man die Gleichstellung von Mann und Frau, und muss sich nachher auch noch belehren lassen. Die Anfrage des parteilosen Stadtrates Marcel Guderjahn zu den ungleich verteilten Saunazeiten in der Elbe-Schwimmhalle hat innerhalb seiner Fraktion Die Linke/Gartenpartei für Aufregung gesorgt, so dass sich Fraktionsvorsitzender Frank Theile, Jenny Schulz als Sprecherin für Gleichstellung und Europapolitik und Vorsitzende des Ausschusses für Familie und Gleichstellung sowie der Fraktionsgeschäftsführer Oliver Müller vom Antrag Marcel Guderjahns mit einer Pressemitteilung distanzierten.

„Gleichstellung beginnt bei Mann und Frau, und beides liegt in einer Waagschale“, reagierte gestern Marcel Guderjahn auf Volksstimme-Nachfrage. „Auch der Mann ist eine Minderheit, wenn er in seinen Rechten beschnitten wird“, rechtfertigte er seine Anfrage.

Die Fraktionskollegen sehen das aber anders: „Wenn der parteilose Stadtrat Marcel Guderjahn in seiner Anfrage an die Stadtverwaltung ... eine Diskriminierung von Männern bei den Saunaöffnungszeiten vermutet, dann hat er offensichtlich nicht begriffen, welchen Zweck das Antidiskriminierungsgesetz verfolgt“, lautet das Urteil aus der Fraktion. Da Frauen öfter Sexismus und Diskriminierung ausgesetzt seien, sei es kaum verwunderlich, wenn vielen Frauen der Besuch der gemischten Sauna unangenehm sei. Dem müsse über die Öffnungszeiten Rechnung getragen werden. „Daraus eine Diskriminierung von Männern abzuleiten, ist schon gewagt“, finden die Verfasser der Pressemitteilung.

Tatsächlich sei es Marcel Guderjahn nicht einmal um sich selbst gegangen. „Ich besuche mit meiner Frau gern auch mal die gemischte Sauna“, sagte er. Eine Gruppe Schwuler aber habe die Bitte an ihn herangetragen. Das habe er so aber nicht in seine Anfrage an die Stadtverwaltung hineinschreiben wollen. Was Guderjahn aber noch viel mehr wundert ist, dass die gleiche Anfrage im vorigen Jahr schon einmal gestellt worden war. Und da habe sich niemand beklagt oder das als frauenfeindlich empfunden. Auch dieses Mal sei seine Fraktion vorher informiert gewesen. Die Fraktionssitzung wäre der richtige Zeitpunkt gewesen, die Bedenken zu äußern, meint Guderjahn, und nicht eine Pressemitteilung im Nachhinein. Und so wird die Sauna-Debatte innerhalb der Fraktion wohl noch ein Nachspiel haben. „Es wird auf jeden Fall noch ein offenes Wort geben“, kündigte Guderjahn an.

Immerhin: Die Saunazeiten in der Elbeschwimmhalle sind in der Zwischenzeit geändert worden – gleiches Recht für beide Geschlechter! Frauen können mittwochs von 9  bis 22  Uhr unter sich bleiben, Männer montags im gleichen Zeitraum. „Ohne Stellungnahme der Verwaltung“, wie Marcel Guderjahn anmerkt. Das sei beim vorherigen Antrag auch so gewesen.

Und nationale Aufmerksamkeit hat die Stadt Magdeburg dadurch auch noch erhalten, griff doch die überregionale Tageszeitung Frankfurter Allgemeine Zeitung das Thema gestern auf. Nur ob das Magdeburg in ein positives Licht rückt, ist fraglich.

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