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Schnöggersburg Geisterstadt 40 Millionen Euro teurer

Die Bundeswehr-Übungsstadt Schnöggersburg in der Altmark wird 40 Prozent teurer als geplant und wesentlich später fertig.

Von Matthias Fricke 31.08.2016, 01:01

Magdeburg l Sie soll die größte Geisterstadt des Militärs für Trainingszwecke in Europa werden. Bei Baustart im Jahr 2012 standen rund 100 Millionen Euro auf dem Plan. Im vergangenen Jahr waren für die Übungsstadt „Schnöggersburg“ 118 Millionen Euro veranschlagt. Inzwischen liegen die geschätzten Gesamtkosten bei 140 Millionen Euro. Das bestätigte am Dienstag Oberstleutnant Thomas Poloczek vom Landeskommando Sachsen-Anhalt.

Auch die Bauzeit verlängert sich im Vergleich zu den ursprünglichen Planungen aus dem Jahr 2012 erheblich. Erstmals sollte die Bundeswehr demnach bereits im vergangenen Jahr in einem Teil der künstlichen Stadt trainieren dürfen. Im vergangenen Jahr war von 2017 für erste Manöver die Rede. Inzwischen sieht auch der Zeitplan anders aus.

„Der erste Abschnitt wird vermutlich Ende 2017 an uns übergeben. Ab 2018 müssen wir aber noch Simulationstechnik eingebauen, so dass der erste Übungsbetrieb erst ab 2019 starten kann“, so Poloczek.

Für das Militär entsteht auf dem Truppenübungsplatz Altmark eine Stadt ohne Bewohner mit etwa 500 Gebäuden, vom Flughafen-Terminal, einer Behelfslandebahn und einer U-Bahn-Station bis zu Wohnhäusern. Ein Teil der Bauten ist bereits fertig. Dort sollen später Soldaten Einsätze trainieren, ohne einen scharfen Schuss abzugeben. Die Simulation erfolgt mit lasergestütztem System.

Laut Bundeswehr hänge die Kostensteigerung unter anderem mit einer nachhaltigeren Befestigung von Straßen, einer zusätzlichen Einzäunung des Geländes und stabileren Gebäuden zusammen, als sie zunächst vorgesehen waren. Zudem sei zusätzlich noch eine Funkstation dazu gekommen.

Anfang 2019 werde zunächst das Gebiet westlich des künstliches Flusses „Eiser“ mit der Altstadt, Bahnhof, Sakralbau und Botschaft nutzbar sein. In einem zweiten Bauabschnitt östlich der „Eiser“ entstehen bis zum Jahr 2021 noch ein Supermarkt, Hochhäuser, ein Elendsviertel und ein künstliches Trümmerfeld. Erst danach wird die Bundeswehr das Gelände vollständig nutzen können. Bis zu 1500 Soldaten sollen dann auf dem 2,5 mal 2,5 Kilometer großen Gelände trainieren.

Die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt profitiere laut Bundeswehr von dem Bau. Der überwiegende Teil der Aufträge werde von einheimischen Firmen erfüllt.

Die Linke im Landtag fühlt sich angesichts der Kosten­explosion in ihrer Forderung nach sofortigem Baustopp bestätigt. Fraktions-Chef Swen Knöchel: „Wir fordern die Landesregierung auch dazu auf, ein Übergangskonzept für die zivile Nachnutzung zu erstellen.“