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Silvesterbräuche Harzer laufen während Schweizer lärmen

Im Planetarium Horoskope entlarven, in Mexiko Trauben essen. So unterschiedlich feiert man Silvester in Sachsen-Anhalt und der Welt.

30.12.2017, 23:01

Von traditionellen Silvesterbräuchen wie Blei-Gießen hält Mechthild Meinike ebenso wenig wie von Horoskopen: „Das ist kruder Blödsinn", sagt die Astronomin. Stattdessen stellt die Referentin im Planetarium Merseburg seit 2009 eine Voraussicht auf das nächste Jahr mit astronomischen Phänomenen vor. Für 2018 empfiehlt sie unter anderem die totale Mondfinsternis am 27. Juli. Gleichzeitig pickt sie sich ein Horoskop-Thema heraus, dass sie im Vorjahr empört hat. Silvester 2017 / 2018 werden es Horoskope sein, die dabei helfen, sich für den richtigen Job zu bewerben. Ein skurriler Jahresrückblick zu Raumfahrt und Astronomie rundet das Silvester-Fest im Planetarium ab, zu dem sich inzwischen zahlreiche Stammgäste einfinden.

Mit Rasseln und Schellen ziehen zu Silvester Schweizer als Chläuse verkleidet durch ihre Dörfer und Städte, lärmen und tanzen und springen dabei. Dieser Brauch mit nicht komplett geklärtem Ursprung erfreut sich in den vergangenen Jahren wieder großer Beliebtheit in weiten Teilen der Schweiz. Die Silvester-Chläuse sind ausschließlich Männer, Ihre Kostüme bestehen aus Fell, Stroh und Pelz. Ziel ist es, nicht erkannt zu werden. Sie ziehen von Haus zu Haus und wünschen ein gutes neues Jahr. Im Gegenzug erhoffen sie sich Alkohol von den Gastgebern.

Schon seit 1977 gibt es den Harzer Silvesterlauf in Wernigerode. Damals haben sich Leichtatlethen und Volksläufer zusammen getan, um den letzten Tag des Jahres laufend zu verbringen. Die Läufer wollen sich den Weihnachtsspeck abtrainieren. Das Besondere an diesem Lauf ist die für Sachsen-Anhalt einzigartige Landschaft in und um Wernigerode. Deshalb laufen Harz-Touristen gemeinsam mit Alteingesessenen durch das Mittelgebirge.

Griechen widmen sich zu Silvester mit Familie oder Freunden dem Glücksspiel. Traditionell wird hierfür das Kartenspiel „31" gewählt. Bei diesem erhält jeder Spieler drei Karten. Wer mit der Augenzahl seiner Karten der 31 am nächsten kommt, gewinnt. Beim Spiel zu Silvester gilt Gewinnen als Omen für finanzielles Glück im neuen Jahr. Verlierer haben dagegen angeblich Glück in der Liebe.

In Mexiko essen die Menschen an Silvester vor Mitternacht zwölf Trauben. Jeder Gast nimmt sich hierfür pro Glockenschlag in den letzten zwölf Minuten vor Mitternacht eine Traube für jeden Monat des Jahres. Die einzelnen Trauben stehen für Wünsche für das kommende Jahr, die sich der Silvester-Gast beim Trauben Essen vorstellt. Erst nach diesem Ritual beginnt das Festmahl und Trink-Gelage.

In Ecuador werden zu Silvester lebensgroße Puppen aus Stroh verbrannt. Sie stellen Sportler, Schauspieler und Politiker dar. Das Verbrennen der Puppen symbolisiert das Auslöschen schlechter Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr. Sie werden deshalb „Alte Jahre" genannt. Die Prominenten sehen das Verbrennen als Ehre an. Ein anderer eigenwilliger Brauch zu Silvester in Ecuador ist es, einen Koffer um den Block herum zu tragen. Für die Träger soll das für das kommende Jahr eine reisereiche Zeit bringen.

Ein spektakuläres Feuerwerk rund um den höchsten Wolkenkratzer der Welt, den Burdsch Chalifa, ist Brauch zu Silvester in Dubai.  Silvester 2017/2018 soll dies jedoch noch getoppt werden: Der Veranstalter, der Immobilienkonzern Emaar plant eine Lichtshow, mit der er es nach eigenen Angaben ins "Guinness-Buch der Rekorde" schaffen möchte. Mit einem Twitter-Live-Stream wird die Veranstaltung im Internet verfolgbar und kann von der ganzen Welt auch als Video angeschaut werden. 

Die kurioseste Silvestertradition in Schweden findet auf der Halbinsel Djurgarden statt. Auf die Bühne des großen Freilichtmuseums auf der Insel schwingt sich kurz vor Mitternacht ein Redner. Er trägt das Gedicht „Nyarsgloken", eine freie schwedisches Übersetzung des Gedichts „Ring out, wild Bells des britischen Dichters  Alfred Lord Tennyson, vor. Es geht darin um Glocken, die das alte Jahr ausläuten sollen. Der Vortragende ist dabei umgeben  von Tieren aus ganz Skandinavien, einer Art Mini-Zoo.  Im Fernsehen übertragen, sind es seit 1977, die letzten Minuten des ablaufenden Jahres im schwedischen öffentlichen Rundfunk.