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Smartphone-Fotos Streit um Handy-Verbot in Freibädern

Im Freibad Schönebeck herrscht Fotografierverbot. Andere Freibäder Sachsen-Anhalts wollen rigoros gegen ungewünschte Aufnahmen vorgehen.

Von Emily Engels 30.05.2017, 01:01

Magdeburg l Das Schönebecker Freibad sah sich regelrecht dazu gezwungen, mit härteren Maßnahmen einzuschreiten. „Nachdem es vermehrt Beschwerden wegen ungewollter Fotos – vor allem mit Smartphones aufgenommen – gab, musste ein strenges Verbot her“, sagt Ordnungsdezernent Joachim Schulke. Denn gerade mit Handys oder Tablets sei schwer zu erkennen, ob jemand mit dem Gerät im Internet surft oder gerade Fotos von Fremden aufnimmt. Mit Handys dürfe im Freibad nur noch telefoniert werden.

Das neu in die Badeordnung mit aufgenommene Fotografierverbot ist so streng, dass sogar eine Großmutter, die ihre Enkelkinder fotografieren will, sich eine Genehmigung beim Bademeister holen muss. Laut Schulke funktioniert es. Er sagt: „Es hat dazu geführt, dass bei uns gar nicht mehr fotografiert wird.“

Kein Einzelfall. Viele Bäder in Deutschland reagieren: In Hamburg müssen beim Einlass die Kameralinsen abgeklebt werden. In Erfurt ist das Fotografieren nur innerhalb einer Familie erlaubt. Ein grundsätzliches Fotografierverbot gibt es in Bädern bislang noch nicht.

Denn auch in Schwimmbädern gilt das Recht am eigenen Bild. Es gilt aber auch das Recht des Einzelnen, nicht fotografiert werden zu wollen, wenn er oder sie das nicht will. Deshalb legen Schwimmbadbetreiber in der Haus- und Badeordnung zunehmend fest, wie streng das Fotografieren eingeschränkt wird. Am häufigsten finden sich in Badeordnungen das Verbot vom Fotografieren von Fremden – so auch in Magdeburg.

Jana Krüger, Leiterin des Freibades Süd in Magdeburg, befürwortet die abgemilderte Form des Fotografierverbotes. Denn es überwiege noch immer die Anzahl an Gästen, die den Badespaß unter Freunden und Familie festhalten wollen.

Auch Detlef Thiel, Sprecher vom Justizministerium Magdeburg, ist gegen ein generelles Fotografierverbot in Bädern. Er fragt: „Will man grundsätzlich verbieten, Fotos zu schießen, auf denen Menschen abgelichtet werden?“ Einen landesweiten Handlungsbedarf sieht er genauso wenig wie Siegfried Borgwardt, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, und Landtagsabgeordneter Sebastian Striegel (Grüne).

Viele Bäder im Land fänden ein grundsätzliches Foto-Verbot eigentlich sinnvoll. Ihnen fehlt aber das Personal, um das auch durchzusetzen. Ronald Probeck von der „Bodeperle“ in Rübeland: „Der Zeitaufwand, dies zu kontrollieren, wäre bei uns nicht leistbar.“

Besonders drastisch geht das Erlebnisbad Gardelegen mit der Foto-Problematik um. Das hat auch seinen Grund: Es gab wiederholt Probleme mit Spannern, so der Badbetreiber. Seither müssen die Schwimmmeister neben der Überwachung des Badebetriebes zusätzlich die Smartphon-Nutzung der Besucher im Auge behalten. Und daas nächste Problem taucht schon am Horizont auf: Seit diesem Jahr verbietet das Bad in Gardelegen in der Hausordnung Drohnen über dem Freibad-Gelände.