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Sprachlehrer5000 Stunden Unterricht auf der Kippe

Für Flüchtlingskinder hat das Land 230 Sprachlehrer eingestellt. Längst unterrichten die auch deutsche Schüler. Ende Dezember ist Schluss.

Von Hagen Eichler 28.09.2016, 01:01

Magdeburg l Seit mehr als einem Jahr bringen die zusätzlich eingestellten Kräfte ausländischen Kindern Deutsch bei. Zum Jahresende laufen ihre Verträge aus. Damit steht nicht nur die Sprachförderung vor dem Aus – auch die Unterrichtsversorgung der deutschen Kinder ist gefährdet.

Denn die Zusatz-Lehrer decken teilweise auch regulären Unterricht ab. Nur durch sie konnte das Land in Grund- und Sekundarschulen eine Unterrichtsversorgung von 100 Prozent erreichen. „Wenn die Kollegen wegfallen, fehlen im Land pro Woche mehr als 5000 Unterrichtsstunden. Das können wir nicht ersetzen“, warnt Dirk Schumeier, Vorsitzender der Lehrergewerkschaft GEW in Magdeburg.

Besonders paradox: Obwohl die 230 Lehrer ab Januar nicht mehr im Klassenzimmer erscheinen dürfen, werden viele von ihnen durch das Land weitergebildet. Die Kurse laufen noch bis Februar beziehungsweise Juli 2017.

Unter den Sprachlehrern befinden sich ausgebildete Pädagogen aus dem Ausland ebenso wie deutsche Quereinsteiger. Marleen Ahnert etwa hat einen Magisterabschluss in Deutsch und Soziologie, hat aber in der Schule ihren Traumberuf gefunden. „Ich möchte weiter mit den Kindern arbeiten und ich möchte auch nicht weg aus Sachsen-Anhalt“, sagt die 31-Jährige. Am Dienstag übergab sie vor dem Landtag 600 Petitionen für eine Verlängerung der Verträge.

Die Linke hat genau das bereits beantragt. Die Koalitionsfraktionen hingegen wollen am Donnerstag im Landtag beschließen, dass zunächst der Bedarf ermittelt wird – derzeit sei gar nicht klar, wie viel Personal tatsächlich benötigt werde. „Dass es sich um befristete Einstellungen handelte, war bereits mit der Ausschreibung klar“, sagte Bildungsminister Marco Tullner (CDU) der Volksstimme.