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Straße der Romanik Zehn Neue im Bunde

Zehn neue mittelalterliche Bauwerke wurden in die Straße der Romanik aufgenommen, auch das Marienkloster Münzenberg in Quedlinburg.

16.07.2017, 04:00

Quedlinburg l Die Stiftskirche St. Servatii auf dem Schlossberg Quedlinburgs gehört zu den bedeutendsten Zeugnissen der Romanik. Dort wurde König Heinrich begraben. In der Schatzkammer ist der kostbare Domschatz ausgestellt. Tausende Besucher strömen Monat für Monat den Berg zur Stiftskirche hinauf. Sie gehört mit der Altstadt seit 1994 zum Unesco-Weltkulturerbe und seit vielen Jahren zur Straße der Romanik. Vom Schlossberg geht der Blick über die seltene Geschlossenheit an erhaltenen und sanierten Fachwerkbauten – bis hinüber zum Münzenberg. Der ist eine malerisch-beschaulich bebaute Anhöhe, die viel weniger Beachtung findet als die weithin sichtbar thronende Stiftskirche. Aber was aussieht wie ein Hügel voller eng liegender Fachwerkhäuschen, entpuppt sich beim Besuch als geschichtsträchtiges Kleinod, das unbedingt entdeckt werden sollte.

Versteckt in den Häusern befinden sich die Reste der ottonischen Klosterkirche St. Marien. Um 986 wurde die Klosteranlage gegründet, die Kirche von Kaiserin Theophanu und Äbtissin Mathilde für Kaiser Otto II. gestiftet. Theophanu war seine Frau, Mathilde seine Schwester. Die Nonnen sollten die Fürsorge für das Seeelenheil des verstorbenen Kaisers übernehmen. „Es ist eines der ältesten Bauwerke Quedlinburgs“, sagt Siegfried Behrens. Der einstige Chefarzt einer Klinik für Unfallchirurgie in Ostwestfalen hatte 1994 mit seiner Frau Dorothea den Berg im Ostharz entdeckt, seinen Charme und seine große Geschichte. Sie starteten damals ein äußerst ambitioniertes, nicht von jedermann gutgeheißenes Freilegungsprojekt. Oft war Behrens der Wessi mit den netten Träumen. Doch St. Marien, einst zugeschüttet, zweckentfremdet, überbaut mit anderen Häusern, wurde Jahr um Jahr sichtbarer.

Der Mediziner, Quedlinburger Ehrenbürger, Träger des Romanikpreises und des Denkmalpreises des Landes, erzählt heute weniger von all den Mühen mit den Arbeiten, den zähen Verhandlungen, den vielen Schwierigkeiten durch die unterschiedlichsten Eigentumsverhältnisse, als vielmehr von dem, was wieder sichtbar ist: Dem Untergeschoss des Westwerkes mit der gewaltigen Masse an Stein, dem Innenhof, der Ostkrypta.

All das ist heute ein Museum, angereichert mit Funden von Halbsäulen, Kapitellen und Reliefs sowie alten Gräbern. Das Ehepaar hatte eine Stiftung gegründet. Der Verein Klosterkirche auf dem Münzenberge e. V. betreut und betreibt das Haus. Eintritt wird nicht verlangt, ein Spendentopf steht am Ausgang. „Das Museum soll offen sein für jeden“, sagt Behrens. Trotz der abseitigen Lage fanden im vergangenen Jahr immerhin fast 16.000 Besucher den Weg über viele Stufen auf den Münzenberg.

Kaum ausgeschildert an den Zufahrtsstraßen der Stadt ist das dortige Kleinod. Doch seit dieser Woche verweist zumindest ein Informationsschild auf die Zugehörigkeit zur Straße der Romanik. „Ich bin sehr glücklich darüber“, sagt der Romanikpreisträger. Für ihn und den 2003 gegründeten Museumsverein sei das nicht nur eine Würdigung der Arbeit, sondern auch die Hoffnung auf Unterstützung und mehr Werbung, auch auf Fortbildung der Gästeführer.

Das einstige Marienkloster gehört mit der Erweiterung um zehn Bauwerke zu den insgesamt 88 Klöstern und Domen, Schatzkammern, Dorfkirchen, Burgen und Schlössern an der Straße der Romanik. Sie zählt alljährlich 1,6 Millionen Besucher und gehört seit Jahren zu den beliebtesten Tourismusrouten Deutschlands. Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) sprach von einem „Zugpferd im Sachsen-Anhalt-Tourismus“. Von der Aufstockung erhoffe er sich eine noch größere Attraktivität – vor allem mit Blick auf das Jahr 2018. Die Straße der Romanik wird 25 Jahre alt.

Bis Ende März, so der Tourismusverband Sachsen-Anhalt, sollen die dreiteiligen Tafelsysteme an allen neuen Standorten stehen. „Man wird uns anders wahrnehmen“, ist Behrens überzeugt.