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Terrorschutz Aufrüsten für Sicherheit auf Weihnachtsmarkt

Städte wie Magdeburg und Halle bereiten sich auf mögliche Terroranschläge auf die großen Weihnachtsmärkte vor.

Von Matthias Fricke 13.11.2017, 05:55

Magdeburg l Knapp elf Monate nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt durch Anis Amri ist die Terrorgefahr in Deutschland unverändert hoch. Der Tunesier war am 19. Dezember 2016 mit einem Sattelzug in die Menschenmenge gerast, hatte dabei elf Menschen getötet und 55 zum Teil schwer verletzt.

Sachsen-Anhalts Kommunen reagieren deshalb mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Für den Magdeburger Weihnachtsmarkt (jährlich bis zu 1,5 Millionen Besucher) werde das Konzept fortlaufend verschärft, erklärt Holger Platz, Ordnungsbeigeordneter der Stadt. Neben dem professionellen Wachdienst sollen dort auch mehr als 20 geschulte Ordner aus den Reihen der Schausteller im Einsatz sein.

„Der Markt wird in Sektoren eingeteilt, die im Fall der Evakuierung eine schnelle Räumung ermöglichen soll“, erklärt Platz. Es gibt dafür auch eine eigene Lautsprecheranlage. Eine Einlasskontrolle sei zwar nicht geplant, es werde aber Taschenkontrollen geben. Zum Einsatz kommen zudem von der Stadt extra angeschaffte Betonpoller, die an strategisch wichtigen Punkten aufgestellt werden sollen.

Weil an einer besonders gefährlichen Stelle große Laster einen längeren „Anlauf“ haben, ließ sich die Stadt dort sogar ein besonderes Blockiersystem entwickeln. Die Betonpoller sind durch Stahlseile so mit­einander verbunden, dass sie der Wucht des Aufpralls standhalten können. Platz: „Das haben wir in der Universität extra in einer Computersimulation testen lassen.“ Insgesamt haben die Spezial-Poller 40.000 Euro gekostet. Sie sollen nach dem Weihnachtsmarkt eingelagert und für weitere Großveranstaltungen in den nächsten Jahren immer wieder verwendet werden. Paul-Gerhard Stieger, Chef der Weihnachtsmarkt GmbH: „Die Kosten für die Sicherheit sind in den vergangenen fünf Jahren von 20.000 Euro auf 100.000 Euro gestiegen.“

Auch in Halle soll es in diesem Jahr wieder mobile Fahrzeugsperren geben. Die Stadt teilte außerdem mit, dass Fußstreifen zum Einsatz kommen und ein Informationspunkt mit Ordnungskräften auf dem Markt eingerichtet werden soll. Über die Kosten wollte man sich nicht äußern.

Die Märkte in Wernigerode, Halberstadt, Quedlinburg, Haldensleben und Stendal liegen in verkehrsberuhigten Zonen. Ein Angriff wie in Berlin sei hier eher unwahrscheinlich, erklärten die Kommunen auf Nachfrage der Volksstimme.

„Derzeit sind die Planungen der Polizei für die Sicherheit auf größeren Weihnachtsmärkten im Süden des Landes noch nicht abgeschlossen“, sagt Ulrike Diener von der Polizei in Halle. Ihre Kollegen aus Dessau erklären, dass es verstärkt „verdeckte und offene“ Streifen auf den großen Weihnachtsmärkten geben werde. Mike von Hoff von der Magdeburger Polizei, kündigte ebenfalls „erhöhte Präsenz“ an. Im Salzlandkreis und in Magdeburg werde es außerdem gemeinsame Streifen mit den Ordnungsämtern geben.

Im Gegensatz zu den Vorjahren ist die Polizei besser ausgerüstet. Laut Innenministerium ist inzwischen jede Streifenwagenbesatzungen mit besonders sicheren Helmen und Schutzwesten ausgestattet, die auch vor Gewehrmunition schützen sollen. Seit Mitte dieses Jahres verfügt Sachsen-Anhalts Polizei zudem über ein gepanzertes Fahrzeug. Weitere Anschaffungen aus dem Anti-Terror-Paket sollen nächstes Jahr folgen.