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Tongruben Stotterstart im Müllprozess

Müllskandal im Jerichower Land: Der Hauptangeklagter im Verfahren um die illegalen Ablagerungen in Vehlitz ist krank.

14.02.2017, 12:53

Stendal l Der größte Umweltprozess in der Geschichte Sachsen-Anhalts ist am ersten Verhandlungstag ohne Verlesung der Anklageschrift vertagt worden. Der Hauptangeklagte Edgar E. ist krank, sein Gesundheitszustand wurde am Landgericht Stendal am Dienstag eineinhalb Stunden unter Ausschluss der Öffentlichkeit erörtert. Ergebnis: Am 6. März soll ein neuer Anlauf gestartet werden.

Edgar E. und sechs weiteren Männern wird vorgeworfen, für die illegalen Müllablagerungen in der Tongrube Vehlitz (Jerichower Land) verantwortlich zu sein. Zwischen 2005 und 2008 wurden in dem Tagebau rund 900.000 Tonnen Müll unerlaubt entsorgt. Edgar E. war zu dieser Zeit Geschäftsführer der Sporkenbach Ziegelei GmbH Möckern, die damals die Tongrube betrieb. Dem Unternehmer wird in diesem Zusammenhang außerdem die Bestechung des Ex-Landrats des Jerichower Landes, Lothar Finzelberg, vorgeworfen. Das Verfahren läuft derzeit parallel am Landgericht Magdeburg.

Doch auch in Stendal ist Edgar E. Dauergast im Gerichtssaal. Seit September 2015 wird am Landgericht bereits über die illegalen Einlagerungen in der Tongrube Möckern verhandelt. Dort sollen von Juni 2005 bis Mai 2006 rund 170.000 Tonnen Müll entgegen der Genehmigungen entsorgt worden sein. Erlaubt waren zum Beispiel Bauschutt, Erde und Steine – in der Grube sind jedoch ebenso hohe Anteile Kunststoff, Holz und Papier gelandet.Auch nach 54 Verhandlungstagen und der Anhörung von mehr als 100 Zeugen und vier Sachverständigen gibt es noch kein Ergebnis. Bei einer Verurteilung drohen Edgar E. bis zu fünf Jahre Haft.

In den beiden Tongruben haben sich gefährliche Gase gebildet. Die Sicherungsmaßnahmen kosteten das Land bislang rund 20 Millionen Euro.