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Tourismus Neue Schatzkarte für den Harz

Silberbergwerke, Höhlen, Goldmünzen - ein neuer Touristenführer wirbt für 300 sehenswerte Orte im Harz.

Von Jens Schmidt 13.12.2016, 00:01

Magdeburg l Höhlen, Bergwerke, Museen von Weltrang und die interessantesten montanhistorischen Wanderwege sind auf der Karte zu finden. Gut erläutert und erzählt haben die Fachleute vom Landesamt für Geologie und Bergwesen die geologische Geschichte dieser Region - die vor Jahrmillionen etwa dort lag, wo heute Madagaskar ist. Druck und Hitze haben die Stoffe geformt und verändert. So enstand im Harz eine Schatzkammer, die jahrhundertelang den Einwohnern Reichtum und Auskommen sicherte. Allein im Oberharz wurden 5000 Tonnen Silber, 37 Millionen Tonnen Roherze sowie vier Millionen Tonnen Blei und Zink aus dem Berg geholt.

Beinahe 300 Sehenswürdigkeiten sind in der Karte verzeichnet. „Die meisten sind auch für den Familienausflug mit Kindern bestens geeignet“, sagt Isabel Reiter vom Regionalverband Harz. Einige Tipps:

Zu den mächtigsten Anlagen gehört das Bergwerk Rammelsberg bei Goslar. Hier wurden Silber und Eisenerze gefördert. Das 1988 stillgelegte Bergwerk gehört zum Welterbe, denn als weltweit einziges ist es 1000 Jahre lang durchweg in Betrieb gewesen. Man kann in den Berg laufen oder mit der Grubenbahn einfahren.

Dass um jedes Gramm Gold gerungen wurde, zeigt der Bergbaulehrpfad Tilkerode in Abbenrode. (Er liegt an der B 242, auf halber Strecke zwischen Harzgerode und Mansfeld.) Ganze 400 Gramm wurden dort im 19. Jahrhundert gefunden. Diese 13 Unzen wären heute etwa 15.000 Euro wert. Damals reichte es für 116 Dukaten, sie ziert die Aufschrift „Ex Auro Anhaltino“ (Aus dem Golde Anhalts).

Ob Gold oder Silber - wenn die Harzer in den vergangenen Jahrhunderten Edles fanden, ging es ihnen nicht um Schmuck oder Besteck, sondern ums Geld. „Gold und Silber wurden gefördert, um Münzen daraus herzustellen“ erklärt Ivo Rappsilber vom Landesamt.

Der 1625 herausgegebene „Goldlöser“ brachte bei einer Auktion 2015 in London gar eine Million Euro.

Zu sehen sind Münzen aus Harzer Edelmetall zum Beispiel im Museum „Alte Münze“ in Stolberg.

Die Geschichte des Kupferbergbaus wird im Schaubergwerk Röhrigschacht Sangerhausen erzählt. Urzeitliche Tiere haben ihre Spuren gut sichtbar im Kupferschiefer hinterlassen. In der Grube Samson bei St. Andreasberg dreht es sich alles ums Silber. Dort auch interessant: Im Bergwerk sind einige Harzer Roller zu sehen und zu hören. Die Tiere gehören zu einer im 19. Jahrhundert gezüchteten Kanarienvogelrasse: Sie reagieren schneller als andere auf giftige Gase und waren den Bergleuten daher unter Tage ein wichtiger „Warn-Geber“.

Wer auf Höhlentour will, kommt an Rübeland nicht vorbei. Dort sind mit Baumanns- und Hermannshöhle gleich zwei geologische Sehenswürdigkeiten zu bestaunen - nur wenige Gehminuten voneinander entfernt. In der Hermannshöhle funkeln Kristalle - und: Sie ist bewohnt. Dort leben Grottenolme; blasse, blinde Lurche, die sich bestens an die ewige Finsternis angepasst haben.

Interessante Einsichten bietet auch die Iberger Tropfsteinhöhle in Bad Grund (bei Claus-thal-Zellerfeld). Die Grotte war vor 3000 Jahren die letzte Ruhestätte einer Großfamilie. Anhand gefundener Knochen und untersuchter Erbanlagen wurden Gesichter modelliert, ein Stammbaum erstellt und mögliche, heute lebende Nachfahren dokumentiert. Diese Analyse gilt als weltweit ältester genetischer Nachweis einer Großfamilie. Der Besucher erfährt sehr anschaulich, wie unsere Ur-Ahnen lebten.

Die Geologisch-montanhistorische Karte des Harzes kann beim Landesamt für Geologie oder beim Regionalverband Harz bestellt werden. Die Karte kostet acht Euro. Sie zeigt Wanderrouten, Schaubergwerke und Höhlen.