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Unfälle Fünf tote Wölfe in einer Woche

Jungwölfe streifen im Herbst häufig ohne Rudel umher. Deshalb häufen sich derzeit Verkehrsunfälle mit Wölfen.

06.12.2016, 23:01

Colbitz/Eichow (dpa) l Kommt es auf den Straßen zu Verkehrsunfällen mit Rehen oder Wildschweinen in der zweiten Jahreshälfte, ist man daran gewöhnt. Derzeit geraten in Sachsen-Anhalt und Brandenburg aber vermehrt Wölfe unter Autos. Allein innerhalb einer Woche starben auf diese Weise vier Tiere. Bei einem weiteren Fall ist die Todesursache unklar.

Der jüngste Unfall ereignete sich am zurückliegenden Sonntag in der Börde. Ein Auto erfasste am Abend auf der B 189 zwischen Colbitz und Dolle einen Wolf. Das Tier kam nach Angaben des Unfallverursachers aus Richtung Truppenübungsplatz und erlag noch an Ort und Stelle seinen Verletzungen. Der Wolf wurde am Montagmorgen geborgen.Höchstwahrscheinlich handelt es sich um einen Rüden aus einem diesjährigen Wurf. In Brandenburg liegt der letzte Fall ebenfalls erst wenige Tage zurück. Am Freitag wollte laut brandenburgischem Landesamt für Umwelt eine Wölfin gerade mit einem erbeuteten Reh die Bundesstraße bei Jänschwalde an der Grenze zu Polen überqueren, als ein Auto das Tier anfuhr.

Einen Tag zuvor stieß ebenfalls in Brandenburg ein Wagen mit einer Wölfin auf einer Landstraße bei Eichow zusammen. Zwei weitere Vorfälle aus dem Nachbarland: Am Montag vor einer Woche hatte ein Auto einen männlichen Wolf auf einer Straße bei Crinitz erfasst, das Tier starb. Hinzu kommt, dass am vergangenen Dienstag ein Jagdpächter auf einem abgeernteten Acker bei Sergen auf einen Wolfskadaver stieß. Hier ist die Todesursache noch nicht geklärt.

Alle Tiere kamen für weitere Untersuchungen an das Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung. Pathologin Claudia Szentiks seziert die Tierkadaver aus Brandeburg und Sachsen-Anhalt. Sie erklärt sich die Häufung der Unfälle in Südbrandenburg so: „In den Wintermonaten gehen viele halbwüchsige Wölfe auf Wanderschaft und suchen sich ein neues Revier.“ Dadurch sei die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie in Gebieten, in denen sie sich nicht auskennen, überfahren werden. Jungwölfe seien mit zunehmendem Alter auch neugieriger und streiften ab Herbst häufiger ohne Eltern im Revier umher, um Erfahrungen zu sammeln.

Das Landesamt für Umwelt in Potsdam teilt zu den drei Verkehrsunfällen mit Wölfen mit: „Die dichte zeitliche und räumliche Häufung im Süden Brandenburgs ist sicherlich zufällig.“ Dennoch komme die jahreszeitliche Häufung nicht unerwartet. Jungtiere werden demnach im Winter selbständiger und erkundeten das elterliche Revier allein. Unter den verunglückten Wölfen in Brandenburg seien mehr Jung- als Alttiere.

Die Zahl stieg dieses Jahr in Brandenburg kräftig an: Das Landesamt listet bislang 15 Wölfe auf, die angefahren wurden und dadurch starben. Zum Vergleich: 2015 waren es demnach nur acht und 2014 sieben.

In Sachsen-Anhalt ist die jährliche Zahl der Verkehrsunfälle mit Wölfen überschaubar: Der überfahrene Wolf vom Wochenende in der Börde sei erst der zweite Fall seit Jahresanfang. Eine Häufung beobachtet die Stelle derzeit nicht.

Laut Nabu Thüringen gab es in diesem Bundesland seit Januar einen Verkehrsunfall mit einem getöteten Jungwolf. Er war demnach auf der Suche nach einem neuen Revier gewesen und kam aus Sachsen-Anhalt.