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Verfolgungsjagd Baggerbande kehrt zurück

Vom Geldautomaten-Raum eines Supermarktes in Thale ist nur noch Schrott übrig geblieben. Es ist nicht der Einbruch dieser Art in den Markt.

Von Matthias Fricke 23.06.2016, 01:01

Thale l Gegen Mitternacht stehlen Unbekannte einen Bagger in der Nähe des Schwimmbades im Harzort Thale. Was dann folgt, dürfte krimireif sein: Der gestohlene Bagger rollt 500 Meter weiter zu einem Einkaufsmarkt. Dahinter tuckert ein dunkler Pickup, wird später ein Zeuge berichten.

Wenige Minuten später – gegen halb eins – arbeitet sich bereits die Schaufel durch die Außenwand des Marktes, macht den Weg zum Geldautomaten frei. Sie zerpflückt das Gerät mit brachialer Gewalt, um an die Geldkassetten zu kommen. Damit flüchten die Täter kurze Zeit später in einem schwarzen Audi A5, an dem sich gestohlene Kennzeichen „HZ-DO 12“ befinden.

Mit einem Hubschrauber nehmen die Beamten die Verfolgung auf. Der Audi flüchtet mit hoher Geschwindigkeit über die Bundesstraße 81 und wird zwischen Wendefurth und Cattenstedt entdeckt. In Höhe Wienrode fährt den flüchtigen Einbrechern ein Funkstreifenwagen entgegen. In einer Kurve steuern beide Fahrzeuge frontal aufeinander zu. Polizeisprecher Uwe Becker vom Revier Harz: „Den Kollegen ist es in letzter Sekunde gelungen auszuweichen. Es kam aber zur Kollision zwischen dem Heck des Fluchtautos und der Front des Funkstreifenwagens.“ Der Aufprall ist so heftig, dass das Polizeiauto nicht mehr weiter fahren kann.

Den Ganoven gelingt deshalb die Flucht. Am nächsten Vormittag sucht die Polizei mit dem Hubschrauber weiter nach dem möglicherweise im Umfeld abgestellten ramponierten Audi A5. Doch die Suche wird am frühen Nachmittag ohne Ergebnis eingestellt.

Wie hoch der Schaden geschätzt wird, kann die Polizei nicht sagen. Ein Statiker ist hinzugezogen worden. Auch über die Höhe der Beute will Polizeisprecher Becker noch keine Angaben machen. Die Spurensicherung arbeitet sich am Morgen durch das Trümmerfeld. Im Bagger haben die Täter vor der Flucht einen Feuerlöscher entleert, um die Spuren zu verwischen.

Die Art und Weise des Einbruchs ist den Ermittlern bestens bekannt. Schon am 7. April dieses Jahres haben Täter versucht in den Einkaufsmarkt in Thale mit einem gestohlenen Bagger einzudringen. Allerdings ging das damals schief. Die Baumaschine verkeilte sich derart, dass die Einbrecher unverrichteter Dinge abrücken mussten. Wie gestern, entleerten sie auch hier vorher einen Feuerlöscher im Fahrerhaus.

In Sachsen-Anhalt sind solche brachialen Einbrüche, bei denen Geldautomaten aus der Verankerung gerissen werden, selten. In diesem Jahr gab es nach Angaben des Landeskriminalamtes vier solcher Fälle. Die beiden in Thale, ein weiterer im 80 Kilometer von dort entfernten Querfurt am 3. Januar und einer am 7. Juni im 90 Kilometer entfernten Barnstädt. In den beiden Fällen im Saalekreis waren die Täter jeweils mit einem Quad samt Anhänger geflüchtet. Zur Tat selbst nutzten sie einen Radlader. Ob die Fälle im Zusammenhang stehen, sei noch unklar, so Becker.

Sei es Herausreißen, Flexen oder Sprengen von Geldautomaten – insgesamt wurden im Land im vergangenen Jahr 19 Automaten geknackt, im Vorjahr waren es 29. Eine Harzer Bande hatte erst 2014 bis zu ihrer Verurteilung mit Baggern und Radladern Geldautomaten geknackt. Die Mitglieder sitzen in Haft.

Hinweise zum Fall Thale werden unter Tel. (03941)674193 erbeten.