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Verkehr Autobahnen werden zur Staufalle

Die Ferien-Reisewelle trifft in Sachsen-Anhalt auf Großbaustellen.

Von Jens Schmidt 04.08.2016, 01:01

Magdeburg l Jedes Jahr im Sommer: Auf Sachsen-Anhalts Autobahnen wird gebaut. Tempo 80, Tempo 60, Staus, Hitze, Unfallgefahr. Autofahrer sind genervt. „In den nächsten Tagen steigt die Staugefahr“, warnt Wolfgang Müller vom ADAC in Hannover. Besonders betroffen sind die Autobahnen A 9, A 2 und auch die A 14.

In Süddeutschland haben die Ferien begonnen; Bayern und Schwaben rollen in Richtung Strand. Zudem sind Familien aus Niedersachsen, Bremen und Sachsen auf der Heimreise, weil für sie in dieser Woche die Schule wieder losgeht. Großbaustellen – ausgerechnet immer in den Ferien? Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) erklärt: „Leider geht es nicht anders.“

Die Bauleute brauchen gutes Wetter und möglichst viele Tage, an denen es lange hell ist. Denn auf den Autobahnen geht es nicht um Kleinigkeiten. Dort muss die Fahrbahn kilometerlang totalerneuert werden. Die Diagnose: Betonkrebs.

Da in den 90er Jahren falsche Kiessorten verwendet wurden, zerbröselt jetzt die Piste. Allein in Sachsen-Anhalt sind 20 Prozent der Autobahnstrecken befallen: Das sind 220 Kilometer. Seit 2008 werden jedes Jahr vom Frühjahr bis in den Spätherbst hinein Abschnitte saniert. Auch in den kommenden sieben Sommern müssen sich Autofahrer auf Großbaustellen gefasst machen, erst 2023 wird der Krebs voraussichtlich besiegt sein. „Der Erhalt ist wichtig. Außerdem müssen wir die Straßen fit machen für künftige Verkehrsbelastungen“, sagt Webel.

Das gilt auch für Bundesstraßen. Der Asphalt zerbröselt zwar nicht, aber es bilden sich Risse, die schnell zu Schlaglöchern wachsen können. Auf Bundesstraßen werden die Bauleute ebenfalls möglichst in den Ferien geordert, um den Schulbussen lange Umleitungen zu ersparen. So bekam die B 189 südlich von Stendal jetzt eine neue Decke. Autofahrer mussten mühsame Umwege in Kauf nehmen. Jetzt wurde die Vollsperrung aufgehoben.

Dicht ist noch die B 180 um Eisleben. Ärgerlich für Autofahrer, die von der A 38 kommend in Richtung Magdeburg wollen. Die A 14 ist eine Alternative, aber eine zeitraubende, da nördlich von Halle auch kräftig gebaut wird. Zum Schuljahresstart am 11. August soll die B 180 wieder frei sein.

Der ADAC hat Verständnis für die Sommerbaustellen. „Im Juli und im August ist die Verkehrsbelastung meist etwas geringer – da viele im Urlaub sind“, sagt Verkehrsexperte Müller. Beispiel B 81 (Magdeburg-Halberstadt): In den Monaten Juni, September und Oktober werden dort täglich fast 20 000 Autos gezählt: Im Juli und im August sind es etwa 1000 Fahrzeuge weniger.

Die Unfallgefahr ist nicht zu unterschätzen. Vor allem auf Autobahnen. Im Juni rauschte ein Lkw auf der A 9 bei Dessau ins Stauende: Ein Mensch starb. Der ADAC rät, möglichst deutlich vor 10 Uhr oder erst nach 19 Uhr in die Ferien zu starten.