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Verwahrloste Häuser Langer Atem und ein großes Portemonnaie

Verwahrloste Immobilien: Eigentümerverband Haus und Grund vermittelt zwischen Hausbesitzern und Kommunen.

28.07.2017, 23:01

Magdeburg l Dirk Krüger steht vor seinen zwei Häusern unweit des Hasselbachplatzes in Magdeburg. Es sind Immobilien mit Geschichte: Auf den Plänen, die Krüger in seinen Händen hält, prangt oben rechts der Zeitstempel September 1893. In dieser Zeit müssen die Gründerzeithäuser entstanden sein. So genau ist das nicht mehr nachzuvollziehen. Krüger spricht von Stuck an den Wänden und außen an der Fassade.

Doch heute, mehr als 100 Jahre später, ist von alter Pracht nur noch wenig übrig. Die Häuser sind seit Jahren dem Verfall preisgegeben. Bis 2004 gehörten die Immobilien der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Wobau, danach einem privaten Eigentümer. Doch dem fehlte Geld, um zu investieren. Dirk Krüger hat die Häuser in diesem Jahr übernommen.

Er will sanieren, ein Stück des alten Glanzes wiederherstellen. Etwa drei Millionen Euro wird das kosten, hat er berechnet. Doch jetzt streitet Krüger mit der Stadt: Weil der Zustand der Häuser so schlecht ist, werden die Arbeiten umfangreicher. Das könnte dazu führen, dass die Gebäude ihren Bestandsschutz verlieren. Krüger müsste dann nach den Regeln für Neubauten sanieren. Das würde noch teurer werden.

Der Eigentümerverband Haus und Grund versucht in diesen Fällen landesweit zwischen Immoblienbesitzern und den Verwaltungen der Kommunen zu vermitteln. Der Landesvorsitzende Holger Neumann sagt: „In den ostdeutschen Städten bereiten die seit längerer Zeit leerstehenden Altbauten, immer größere Probleme.“ Fortschritte gibt es: In Magdeburg teilen sich die Stadt und der Eigentümerverband die Personalkosten, wenn sie Besitzer von verwahrlosten Immobilien beim weiteren Vorgehen beraten. Die Kooperation gilt bundesweit als Vorbild.

Im Magdeburger Stadtgebiet hat die Verwaltung rund 400 baufällige Immobilien gezählt, 375 davon sind in bedenklichem Zustand. Seit 2013 hat die Stadt nach eigenen Angaben mehr als 2,3 Millionen Euro ausgeben müssen, um marode Häuser abzureißen oder so zu sichern, das keine Gefahr für die Öffentlichkeit besteht. „Besser wäre es, dieses Geld zu nutzen um die Eigentümer zu unterstützen“, regt Neumann an. In vielen Fällen ist die Stadt jedoch machtlos: Die Besitzer sind häufig nicht aufzuspüren – oder zahlungsunfähig. Die Stadt bleibt dann auf den Kosten für die Gebäudesicherung sitzen. Eine Sanierung ist ohne Eigentümer fast unmöglich.

Der Magdeburger Immoblienbesitzer Dirk Krüger hat gemeinsam mit Haus und Grund inzwischen auch Förderanträge vorbereitet. Eigentümer von Immobilien erhalten sowohl bei Abrissen als auch für den Umbau von Altbauten Subventionen aus dem Programm „Stadtumbau Ost“.

Krüger schätzt, dass etwa zehn bis 15 Prozent seiner Ausgaben gefördert werden könnten. Doch bis er das genau weiß, wird es noch dauern. Im Oktober sollen die Anträge eingereicht werden, dann vergeht rund ein Jahr bis das Land über die Vergabe entschieden hat. Holger Neumann von Haus und Grund dauert das zu lange: Weil der Zustand der Gebäude während dieser Zeit nicht besser werde, treibe das die Kosten für die Eigentümer weiter in die Höhe.